Patienten, die mit einem Stoma leben, sollten wissen, worum es sich bei der sogenannten Irrigationsmethode handelt. Mit dem Begriff „Irrigation“ ist nichts anderes als eine Darmspülung gemeint. Dieser Fachbegriff leitet sich aus dem Lateinischen von „irrigatio“ ab. Übersetzt bedeutet dies so viel wie „Spülung“ oder „Bewässerung“. Aus einem wesentlichen Grund ist eine solche Darmspülung für viele Menschen mit einem künstlichen Darmausgang von Bedeutung: Sie können mit Hilfe dieser Technik die Kontrolle über ihren Stuhlgang zurückgewinnen.
Die Versorgung eines künstlichen Darmausgangs geht heutzutage dank moderner und besonders hautfreundlicher Technologien vergleichsweise einfach vonstatten. Dennoch haben die betroffenen Personen ein Problem: Sie haben kaum bis gar keine Kontrolle darüber, wann der nächste Gas- oder Stuhlabgang ansteht. Das belastet viele Patienten sehr. Die modernen Versorgungsbeutel sorgen natürlich dafür, dass kein unangenehmer Geruch aus dem Beutel entströmen kann.
Allerdings können Blähungen bei Stoma-Patienten zu Geräuschen führen, welche den Patienten unangenehm sind. Genau zu wissen, wann der nächste Stuhlgang ansteht, ist für die Patienten auch in anderer Hinsicht hilfreich. Beim Sport, wie zum Beispiel beim Schwimmen, entscheiden sich viele Betroffene für eine Stoma-Kappe. Sie verzichten somit für einen begrenzten Zeitraum auf ihren Versorgungsbeutel. Daher wäre es günstig, das Timing des nächsten Stuhlgangs selbst in der Hand zu haben.
Die Irrigation sorgt demnach für einen Kontrollgewinn bei den betroffenen Patienten. Indem sie regelmäßig eine Darmspülung mit Wasser, welches Körpertemperatur hat, durchführen, werden verstärkte Darmbewegungen angeregt. Dies ist darauf zurückzuführen, dass das Wasser die Wand des Darms zum einen dehnt. Zum anderen regt dies die Darmmuskulatur an, aktiv zu werden.
Mit Hilfe einer Darmspülung können die Patienten ihren Darm somit dann entleeren, wenn sie es gerade wünschen. Nachdem die Darmspülung erfolgt ist, dauert es einige Stunden bis zu rund 48 Stunden, bis der nächste Stuhlgang von Nöten ist. Dieser Wert kann von Patient zu Patient stark variieren. Wie lange die Patienten ohne eine Darmentleerung auskommen, ist entscheidend davon abhängig, über wie viel Darm sie noch verfügen. Auch die Essgewohnheiten der Betroffenen sind von Bedeutung.
Neben dem Kontrollgewinn können regelmäßige Darmspülungen Blähungen mindern. Denn die Irrigation reduziert die Anzahl der Bakterien, welche für die Gasbildung zuständig sind. Somit können die Patienten in der Öffentlichkeit wieder selbstbewusster auftreten, da sie weniger Angst vor peinlichen Blähgeräuschen haben müssen. Der Aufwand einer regelmäßigen Irrigation lohnt sich demnach. Die Darmspülungen bedeuten für die Betroffenen deutlich mehr Lebensqualität.
Das soll jedoch nicht bedeuten, dass die Irrigation die Aufgabe des Darms übernimmt. Vielmehr geht es lediglich darum, den Darm anzuregen und ihn zu unterstützen. Von Vorteil ist, dass die Patienten regelmäßig eine Darmspülung vornehmen. Dann können sie auf der ganzen Linie von den positiven Effekten der Irrigationsmethode profitieren und ihren Darm selbst regulieren.
Über die Stoma-Öffnung führen die Patienten Wasser in ihren Darm ein. Das Wasser bahnt sich dann den Weg durch den Dickdarm, während der Dünndarm mit einem natürlichen Ventil verschlossen ist. Das Wasser dehnt den Darm so, dass sich der Stuhl von den Darmwänden ablöst. Gleichzeitig kommt es zu einem erhöhten Druck, der den Darm dazu anregt, den Stuhl in Richtung der Stoma-Öffnung zu transportieren.
Wenngleich die Darmspülung für viele Patienten deutlich mehr Lebensqualität bedeuten kann, ist die Rücksprache mit dem zuständigen Arzt ein Muss. Dieser kann die Betroffenen über mögliche Risiken und Bedenken aufklären, die im Einzelfall gegen die Irrigation sprechen können. Darüber hinaus werden die Patienten meist zunächst einen Stoma-Therapeuten aufsuchen. Unter der Anleitung dieses geschulten Fachpersonals können sie dann lernen, eine Darmspülung korrekt selbst durchzuführen.
Bevor die Patienten eine Darmspülung vornehmen, sollte der zuständige Arzt diese schriftlich anordnen. Dies hat einen guten Grund. Immerhin gibt es Umstände, die dazu führen, dass eine Irrigation unbedingt zu meiden ist. Dies ist in folgenden Situationen der Fall:
Außerdem sollten die Patienten nicht unmittelbar nach der Stoma-Operation mit der Irrigationsmethode beginnen. Vielmehr wird eine Frist von zwei bis drei Wochen vergehen, bevor der Arzt den Betroffenen eine Darmspülung gestattet. So lange braucht es, damit das Stoma ausreichend gut einheilen kann.
Die Patienten sollten den passenden Zeitpunkt auswählen, um die Darmspülung immer zur gleichen Tageszeit ausführen zu können. Ob dies am Morgen oder Abend geschieht, hängt von den individuellen Lebensumständen der Patienten ab. Zunächst einmal werden die Patienten rund 90 Minuten benötigen, um die Irrigationsmethode korrekt durchzuführen. Mit ein bisschen Übung verkürzt sich dieser Zeitraum auf 30 bis 45 Minuten.
Um eine Darmspülung durchführen zu können, sind die passenden Hilfsmittel erforderlich. Das benötigte Zubehör wird von den Krankenkassen als medizinisch notwendig anerkannt. Somit können die Patienten eine Kostenerstattung erwirken. Hierbei haben sie die Möglichkeit, zwischen einem der folgenden beiden Systeme auszuwählen:
Beim Schwerkraftsystem kommt das Prinzip der Erdanziehung zum Einsatz. Dazu müssen die Patienten den Wasserbehälter mindestens auf Höhe ihrer Schulter oder noch höher aufhängen. Nur so entsteht der nötige Druck, um das Wasser in den Darm zu treiben. Mit Hilfe einer elektrischen Pumpe lässt sich der Spüldruck hingegen gezielt steuern. Allerdings wird der zuständige Therapeut den Patienten dazu raten, dass sie erst einmal die Schwerkraftmethode beherrschen sollten, bevor sie auf eine Pumpe umsteigen.
aktualisiert am 06.09.2023