Wer von einem künstlichen Dick- oder Dünndarmausgang betroffen ist, kennt diese Situation wahrscheinlich allzu gut: Im falschen Moment machen sich Blähungen lautstark bemerkbar. Die Luft, die über das Stoma aus dem Körper entweicht, ist deutlich zu hören. Das ist vielen Patienten peinlich, wenngleich Menschen ohne einen künstlichen Darmausgang ebenso ab und zu von Blähungen betroffen sind. Allerdings gibt es Vorkehrungsmaßnahmen, welche die Betroffenen treffen können, um sich in Zukunft weniger häufig mit Blähungen herumzuschlagen.
Die Bildung von Gasen ist ein natürlicher Bestandteil des Verdauungsprozesses. Dass sich Gase bilden, lässt sich somit nicht vermeiden. Wer über einen künstlichen Darmausgang verfügt, hat nun nicht mehr die Kontrolle darüber, wann diese Luft nach außen gelangt. Immerhin können sich Menschen mit einem intakten Verdauungstrakt das Austreten dieser Gase meist eine Zeit lang verkneifen.
Daher kann es bei einem künstlichen Darmausgang durchaus passieren, dass sich die Luft in der ungünstigsten Situation den Weg in den Versorgungsbeutel bahnt. Eine Geruchsbelästigung ist somit zumindest nicht zu befürchten. Zudem verfügen die modernen Versorgungssysteme, die bei Patienten mit einem künstlichen Darmausgang im Einsatz sind, über Kohlefilter. Somit können unangenehme Gerüche neutralisiert werden. An der Lautstärke der abgehenden Luft ändert dies nichts. Daher haben die Betroffenen vor allem über ihre Ernährung die Möglichkeit, ihre Blähungen im Zaum zu halten. Eine bewusste, gesunde Ernährung, bei der ausdrücklich auf blähende Lebensmittel verzichtet wird, kann sich positiv auf die Gasbildung auswirken.
Für Patienten mit einem künstlichen Darmausgang ist nicht nur die Art der verzehrten Lebensmittel von Bedeutung. Vielmehr ist es enorm wichtig, dass sich die Betroffenen ausreichend Zeit für die Nahrungsaufnahme nehmen. Gutes Kauen führt dazu, dass der Körper die Lebensmittel besser verdauen kann und sich insgesamt weniger Gase als Teil dieses Prozesses bilden. Wer zu hastig isst, der schluckt deutlich mehr Luft beim Essen, was zu mehr oder stärkeren Blähungen führt. Folgende Lebensmittel gilt es im Sinne von weniger Blähungen zu meiden:
Wer zu viele Ballaststoffe zu sich nimmt, muss darüber hinaus mit mehr Blähungen rechnen. Gemüse sollten die Betroffenen vor dem Verzehr am besten dünsten, denn dann bläht es weniger. Viele bewährte Hausmittel bieten sich aufgrund ihrer entblähenden Wirkung an. Die folgenden Gewürze und Lebensmittel sind dafür bekannt, dass sie die Gasbildung bei der Verdauung vermindern:
Teemischungen mit Zutaten wie Fenchel, Anis oder Ingwer sind in vielen Drogerien, Apotheken und Supermärkten erhältlich. Alternativ bietet sich der Konsum von einem Glas heißer Milch mit Kümmel und Fenchel bei Problemen mit Blähungen an.
Damit das Leben mit einem künstlichen Darmausgang nicht in einen reinen Verzicht ausartet, werden die Betroffenen ab und zu Lebens- und Genussmittel wie Schokolade oder Kaffee konsumieren wollen. Sie müssen dann mit den deutlich hörbaren Folgen leben. Daher ist ein souveräner Umgang mit solch einer Situation die halbe Miete. Immerhin sind auch gesunde Menschen ab und zu in der Öffentlichkeit von abgehenden Darmwinden betroffen.
Je weniger sich die Patienten sich diese vereinzelten Störgeräusche zu Herzen nehmen können, desto positiver ist dies für die eigene Lebensqualität. Manche Betroffene sind sogar dazu übergegangen, sich ganz offen zu entschuldigen und ihre Umwelt wissen zu lassen, dass sie über einen künstlichen Darmausgang verfügen. Diese Offenheit ist längst kein Muss, da es sich bei einem Stoma um eine äußerst private Angelegenheit handelt.
Wichtig ist vor allem, dass die Patienten lernen, mit ihrer neuen Lebenssituation für sie bestmöglich umzugehen. Das kann zu Anfang bedeuten, dass sie ein Ernährungstagebuch führen, um im Detail nachvollziehen zu können, wie sie auf welche Lebensmittel reagieren. Zu welcher Tageszeit oder wie lange nach einer Mahlzeit Blähungen besonders häufig auftreten, können die Betroffenen in diesem Zusammenhang aufschreiben. Diese Informationen können dann als roter Faden dienen, um sich wahlweise immer dann in die Öffentlichkeit zu begeben, wenn das Risiko von Blähungen am geringsten erscheint – oder die „kritischen“ Lebensmittel dann zu verzehren, wenn nicht geplant ist, in der entsprechenden nächsten Zeit unter Leute zu gehen.
Dieses Vorgehen kommt einer erheblichen Einschränkung im Alltag gleich, welche sich die Betroffenen keineswegs aufbürden müssen. Nichtsdestotrotz berichten viele Patienten davon, dass ihnen dies zumindest am Anfang geholfen hat, bis sie derartige Situationen im Laufe der Zeit souveräner meistern konnten. Denn für die Blähgeräusche bei einem künstlichen Darmausgang muss sich niemand schämen. Wer die Anzeichen schon früh bemerkt und das Bauchgrummeln wahrnimmt, hat zusätzlich die Möglichkeit, die Hand leicht gegen den Versorgungsbeutel zu drücken. Das kann die Geräusche zumindest ein bisschen abdämpfen.
aktualisiert am 07.02.2019