Unter dem Begriff der künstlichen Befruchtung (assistierte Reproduktion) werden einige verschiedene Methoden zusammengefasst, die eine Schwangerschaft durch medizinische Eingriffe ermöglichen.
Zu den Methoden der künstlichen Befruchtung zählen:
Eine künstliche Befruchtung kann in Deutschland durchgeführt werden, wenn ein Paar zwei Jahre lang regelmäßig erfolglos versucht, ein Kind zu zeugen.
Die künstliche Befruchtung stellt eine Möglichkeit dar, vielen Paaren, die auf natürlichem Weg keine Kinder bekommen können, diesen Wunsch doch noch zu erfüllen. Sie wird in der Regel eingesetzt, wenn der Mann subfertil ist, also eine herabgesetzte Fruchtbarkeit hat. Dies ist der Fall bei zu wenig Ejakulat oder bei zu wenigen oder zu unbeweglichen Spermien. Eine Befruchtung durch Geschlechtsverkehr hat dann deutlich geringere Chancen als bei nicht betroffenen Männern. Eine künstliche Befruchtung (assistierte Reproduktion) kommt auch in Frage, wenn die weibliche Unfruchtbarkeit durch Veränderungen bei der Frau bedingt ist. Bei der Frau kann es anatomische, immunologische oder hormonelle Gründe haben.
Bei dieser Methode handelt es sich um eine Behandlung, die eine Befruchtung auf recht einfache Weise möglich macht. Sie erfordert keinen operativen Eingriff und keine Hormonbehandlung der Frau. Zur künstlichen Insemination wird das Ejakulat (Sperma) des Mannes speziell aufbereitet. Es wird zuvor entweder durch Masturbation oder durch direkte Entnahme aus dem Hoden (Punktion) gewonnen.
Bei der Aufbereitung werden unter anderem unerwünschte Bestandteile des Spermas entfernt und nur die beweglichsten und gesündesten Spermien ausgewählt. Durch den Zusatz spezieller Stoffe wie Koffein wird die Beweglichkeit der Spermien noch erhöht und eine Befruchtungsfähigkeit erzielt. Nach der Aufbereitung wird das Sperma mit Hilfe einer feinen Kanüle in die Gebärmutter eingebracht, so dass die Spermien von dort aus eine gute Startposition auf dem Weg zur Eizelle haben. Die Insemination findet an den fruchtbaren Tagen, also in der Zeit ein bis zwei Tage vor und nach dem Eisprung, statt.
Die Insemination setzt voraus, dass die Frau befruchtungsfähig ist, also in regelmäßigen Abständen ein Eisprung geschieht (Ovulation) und die Eizelle durch die Eileiter in die Gebärmutter wandert. Dazu muss der hormonelle Regelkreis funktionieren, der den Zyklus der Frau steuert. Die Organe müssen richtig angelegt sein und dürfen keine beeinträchtigenden Schäden aufweisen.
Als homolog wird die Insemination bezeichnet, wenn die Spermien vom Lebenspartner/Ehemann der betreffenden Frau stammen. Sie bietet eine gute Möglichkeit, um der Natur ein wenig nachzuhelfen.
Von einer heterologen Insemination spricht man, wenn das Sperma aus einer Samenbank und damit von einem fremden Mann stammt. Dieses Verfahren ist in Deutschland nicht ganz unumstritten, da es einige juristische und psychische Probleme birgt. Nach dem in Deutschland geltenden Gesetz hat ein durch heterologe Insemination gezeugtes Kind das Recht, seinen biologischen Vater kennenzulernen. So kann die eigentlich erwünschte Anonymität des Samenspenders nicht gewährleistet werden. Unter Umständen kann das Kind auch Unterhalts- und Erbansprüche geltend machen. Zusätzlich zu dieser juristischen Problematik stellt eine fremde Befruchtung die Familie vor eine große psychische Herausforderung, die einige Fragen auswirft: Sollte dem Kind der Umstand seiner Zeugung mitgeteilt werden? Steht ein solches Verfahren als Geheimnis zwischen den Familienangehörigen? Belastet den Mann die ständige Erinnerung an seine eigene Unfruchtbarkeit? Daher sollte eine heterologe Insemination gut durchdacht sein und das Paar sich zuvor über alle möglichen Folgen dieser Behandlung aufklären lassen.
Diese seit 1979 populäre Methode bedeutete eine Revolution in der Reproduktionsmedizin. Seither ist es möglich, sogar solchen Paaren einen Kinderwunsch zu erfüllen, bei denen der Mann fast gar keine Spermien produziert (Zeugungsunfähigkeit beim Mann) oder die Frau unfruchtbar ist.
Für eine In-vitro-Fertilisation (IVF) werden Eizellen von der Frau und Samenzellen vom Mann benötigt. Um genug befruchtungsfähige Eizellen zu erhalten, werden der Frau zunächst Hormone verabreicht. Diese regen die Eierstöcke (Ovarien) dazu an, möglichst viele Eizellen in den Eibläschen (Follikeln) heranreifen zu lassen. Ob genug Follikel mit Eizellen nach der Behandlung entstanden sind, wird durch eine Ultraschalluntersuchung überprüft. Sind sie groß genug, werden in einem Eingriff die Follikel abgesaugt. Dazu wird über die Vagina eine Sonde bis zu den Eierstöcken geführt, was unter Ultraschallkontrolle geschieht.
Die so gewonnenen Eizellen werden unter dem Mikroskop untersucht und in einer speziellen Nährstofflösung bis zur Befruchtung aufbewahrt. Nach einigen Stunden können die vom Mann abgegebenen (oder gewonnenen) Spermien mit den Eizellen in der Lösung zusammengebracht werden. Nun kann die Befruchtung "im Glas" stattfinden. Etwa einen Tag nach der Befruchtung werden höchstens drei befruchtete Eizellen ausgewählt, die sich zu Embryonen weiterentwickeln.
Die restlichen befruchteten Eizellen können eingefroren werden, falls die Frau nach dem ersten Einsetzen der Zellen nicht schwanger geworden ist. Nach etwa zwei Tagen werden die Embryonen, die bis dahin aus vier oder acht Zellen bestehen, mit Hilfe eines Spezialkatheters in die Gebärmutter eingebracht. Nach dieser Übertragung wird die Frau mit weiteren Hormonen behandelt, die eine Schwangerschaft ermöglichen und erhalten sollen.
Diese Art der künstlichen Befruchtung ist der In-vitro-Fertilisation sehr ähnlich. Bei der GIFT-Methode werden nach einer Hormontherapie aus den Eierstöcken der Frau Eizellen entnommen, die dann zusammen mit aufbereiteten Spermien in die Eileiter der Frau eingebracht werden. In diesem Fall erfolgt die Befruchtung nicht im Reagenzglas, sondern im Körper der Frau an einer günstigen Stelle.
Diese Methode ist seit Mitte der 90er Jahre eine Möglichkeit, auch Männern mit schwerer Unfruchtbarkeit zu Kindern zu verhelfen. Prinzipiell würde für eine ICSI eine einzige Spermienzelle ausreichen.
Die Besonderheit an dieser Form der künstlichen Befruchtung ist, dass in die Eizelle direkt ein Spermium eingespritzt wird und sich daraus ein Embryo entwickelt, der der Frau in die Gebärmutter eingesetzt wird. Zur Gewinnung der Eizellen ist das gleiche Vorgehen wie bei der In-vitro-Fertilisation und der GIFT-Methode notwendig, also die Aktivierung der Eizellenreifung mittels Hormongabe.
Die In-vitro-Fertilisation, die GIFT-Methode sowie die ICSI unterliegen dem seit 1991 geltenden Embryonenschutzgesetz. In diesem Gesetz wird der Umgang mit Eizelle, Samenzelle und den daraus erzeugten Embryonen geregelt.
Zusätzlich hat die Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Geburtshilfe und Gynäkologie eine Empfehlung zum Umgang mit Methoden der künstlichen Befruchtung herausgegeben.
Im so genannten Berliner Modell wird geraten, eine künstliche Befruchtung nur unter folgenden Bedingungen durchzuführen:
Diese Empfehlung wird kontrovers diskutiert und wird nicht von allen Gynäkologen und Reproduktionsmedizinern eingehalten.
Wie jeder medizinische Eingriff birgt auch die künstliche Befruchtung für beide Partner gewisse Risiken. Sie sind bei der Insemination relativ gering, dennoch kann die Gebärmutter der Frau bei der Übertragung der Spermien verletzt werden, ebenso wie der Hoden des Mannes bei der direkten Gewinnung von Spermien.
Bei der IVF, der GIFT und der ICSI kann durch die Hormonbehandlung der Frau eine ungewollte Mehrlingsschwangerschaft entstehen oder die Frau unter den Nebenwirkungen der Hormone leiden. Zudem bedeutet der Eingriff zur Gewinnung der Eizellen ein Risiko für Infektionen und Verletzungen der Gebärmutter, Eileiter oder Eierstöcke.
Auch die psychischen Belastungen als Konsequenz einer solchen Behandlung dürfen nicht außer Acht gelassen werden. Eine künstliche Befruchtung ist eine Maßnahme, die mit einem enormen Zeitaufwand verbunden ist und das Paar unter einen großen Druck stellen kann. Die Partner sind schon durch die Versuche, auf natürlichem Weg ein Kind zu zeugen, oft frustriert. Eine langwierige Maßnahme wie die künstliche Befruchtung, die am Ende womöglich nicht erfolgreich ist, kann das Paar extrem belasten. Eine psychologische Beratung, bei der ein Therapeut das Paar unterstützt, begleitet und mögliche Probleme klärt, kann sehr hilfreich sein und schafft eine solide Basis für den Eingriff.
Zudem ist der Erfolg einer assistierten Befruchtung nie garantiert. Schon die Hormontherapie kann versagen, so dass nicht genug Eizellen entstehen. Auch die In-vitro-Fertilisation garantiert nicht, dass aus den Ei- und Samenzellen ein lebensfähiger Embryo entsteht. Und wenn Embryonen in die Gebärmutter der Frau eingesetzt werden können, ist noch nicht sicher, dass sich einer oder mehrere einnisten und zu einem Kind heranwachsen. Man kann davon ausgehen, dass nur etwa jede dritte künstliche Befruchtung erfolgreich ist.
aktualisiert am 04.12.2020