Die künstliche Beatmung ist insbesondere bei der Behandlung schwerwiegender Erkrankungen aus der modernen Medizin nicht wegzudenken. Sie wird grundsätzlich bei allen Operationen, die eine tiefe Narkose erfordern, angewandt. Darüber hinaus wirken sich andere Erkrankungen auf die Atemfunktion aus und Betroffene müssen häufig künstlich beatmet werden.
Zu den Krankheitsbildern, die eine künstliche Beatmung erfordern können, gehören:
In der Intensivmedizin wird zudem das künstliche Koma eingesetzt, um den Patienten Leiden zu ersparen und den Genesungsprozess zu fördern. Beim künstlichen Koma handelt es sich um eine Art Langzeitnarkose, die von einer künstlichen Beatmung begleitet wird.
Eine der möglichen Folgeerkrankungen der künstlichen Atmung ist die Lungenentzündung.
Ein Grund für das häufige Auftreten von Lungenentzündungen im Verlauf einer künstlichen Beatmung wird in dem reduzierten Immunstatus infolge der Grunderkrankung gesehen. Schwere Erkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder Blutvergiftung können das menschliche Immunsystem derart schwächen, dass der Körper viel anfälliger für Infektionserkrankungen wie die Lungenentzündung wird. Aber auch Faktoren, die nicht unmittelbar mit dem Krankheitsbild in Verbindung stehen, spielen eine Rolle. Folgende Personengruppen gelten als besonders infektanfällig:
Ein weiterer Faktor, der die Ausbildung einer Lungenentzündung bei künstlicher Beatmung fördert, ist die eingeschränkte Schleimlösung in der Lunge. Unter Vollnarkose über einen längeren Zeitraum wird grundsätzlich künstlich beatmet. In diesem Zustand ist der Hustenreflex nicht aktiv und der Schleim aus der Lunge kann nicht durch Abhusten abtransportiert werden. Die Ansammlungen von Schleim in der Lunge stellen einen idealen Nährboden für alle möglichen Krankheitserreger dar, darunter auch die Erreger der Lungenentzündung. Etwa die Hälfte aller Lungenentzündungen wird durch Bakterien der Art Streptococcus pneumoniae hervorgerufen. Aber auch andere Bakterien sowie Viren und Pilze können eine Lungenentzündung verursachen.
Ein Ansatz zur Erklärung von Lungenentzündungen in einem anderen Zusammenhang geht davon aus, dass die Lunge auf die veränderten Druckbedingungen während der künstlichen Beatmung mit einer Entzündungsreaktion reagiert. Der vergleichsweise hohe Druck moderner Beatmungsgeräte und die permanenten Druckschwankungen während der Beatmung können demnach typische Entzündungsreaktionen auslösen.
Ist es im Verlauf einer künstlichen Beatmung erst einmal zu einer Lungenentzündung gekommen, drohen weitere Folgeerkrankungen. Wenn sich die Erreger im Körper ausbreiten, sind zusätzliche Infekte anderer Organe nicht auszuschließen. Dazu gehören:
Bei einem länger andauernden künstlichen Koma mit künstlicher Beatmung sind durch die lange Phase der Inaktivität weitere Schädigungen des Körpers möglich. Eine Gefahr ist die Bildung von Blutgerinnseln. Durch das Verklumpen der Blutplättchen (Thrombozyten) kann es zur Verengung der Blutgefäße und zu deren Verschluss kommen. Lösen sich diese Gerinnsel von ihrem Entstehungsort, können sie in die Lunge gelangen und dort eine lebensbedrohliche Embolie auslösen. Auf ihrem Weg durch die Blutgefäße können sie ebenso Infarkte des Herzens oder des Gehirns verursachen.
Neben dem Fall, dass eine Lungenentzündung durch die künstliche Beatmung hervorgerufen wird, kann die Entzündung der Lunge auch den Grund für die Beatmung darstellen. Eine starke Lungenentzündung, die mit der Einschränkung oder dem Ausfall der Lungenfunktion verbunden ist, kann den Einsatz der künstlichen Beatmung notwendig machen. In dieser Situation kann der Atmungsapparat so stark geschädigt sein, dass die künstliche Beatmung eine überlebenswichtige Maßnahme ist.
Die besondere Gefahr der künstlichen Beatmung bei einer Lungenentzündung besteht darin, dass das Lungengewebe bereits vorgeschädigt ist. Die mechanischen Kräfte, die bei der Beatmung auf die Lunge wirken, können zu einer weiteren Schädigung des Gewebes führen und das Krankheitsbild noch verschlechtern. Bei akutem Lungenversagen infolge einer Lungenentzündung wird ein Zusammenhang zwischen dem Stress durch die Beatmung und der hohen Sterblichkeit vermutet. Aktuell versterben 40 Prozent der Patienten mit diesem Krankheitsbild trotz schonendem Einsatz der Beatmungsgeräte.
aktualisiert am 16.11.2023