Das Herz gehört zu den wichtigsten Organen des menschlichen Körpers. Es vollbringt über die gesamte Lebensspanne hinweg Höchstleistungen. Um die anderen Organe und Körperregionen mit ausreichend Sauerstoff und Nährstoffen zu versorgen, muss das Herz ohne Aussetzer permanent seine Leistung bringen. Die Grundvoraussetzung für diese Funktion ist die Versorgung des Herzen selbst mit einer ausreichenden Menge Blut über die Herzkranzgefäße. Kommt es in diesen Gefäßen zu Verengungen oder Verschlüssen, droht die irreparable Schädigung des Herzmuskels oder sogar der Tod. Um die Blutversorgung des Herzens sicherzustellen, werden die Engstellen oder Verschlüsse mit körpereigenen Blutgefäßen überbrückt. Der Großteil dieser aufwendigen Operationen wird am offenen Herzen durchgeführt und erfordert über einen längeren Zeitraum hinweg eine künstliche Beatmung.
Die Vorbereitung auf eine Bypass-Operation beginnt bereits in der Nacht vor dem eigentlichen Eingriff. Damit sich der Patient entspannt, bekommt er ein leichtes Beruhigungsmittel. Etwa zwei Stunden vor der Narkose wird erneut ein Mittel zur Beruhigung gegeben. Unmittelbar vor der Operation wird der Patient in Vollnarkose versetzt und für die künstliche Beatmung vorbereitet. Bei dieser sogenannten Intubation wird dem Patienten ein Schlauch in die Atemwege eingeführt, über den die Lunge mit Atemluft versorgt wird. Die Operation dauert unterschiedlich lang, häufig zwischen drei und fünf Stunden. Die künstliche Beatmung wird danach so lange aufrechterhalten, bis der Patient wieder aus eigenem Antrieb atmen kann und die Wachphase eingeleitet wird. Danach wird der frisch Operierte auf der Intensivstation so lange engmaschig überwacht, bis sich seine Körperfunktionen stabilisiert haben. Dieser Vorgang dauert in der Regel vier bis acht Stunden.
Die Versorgung des Körpers mit Sauerstoff über eine künstliche Beatmung setzt voraus, dass das Herz während der Operation schlägt und seine Pumpfunktion ohne Pause ausübt. Nur dann ist sichergestellt, dass alle Regionen des Körpers ausreichend mit dem lebenswichtigen Sauerstoff versorgt werden. Allerdings wird nur ein vergleichsweise geringer Teil der Bypass-Operationen am schlagenden Herzen durchgeführt. In der Mehrzahl der Fälle muss das Herz vorübergehend ruhiggestellt werden. Die Anreicherung des Blutes mit Sauerstoff sowie die Pumpfunktion wird für die Zeit der Operation von einer Herz-Lungen-Maschine übernommen.
Dazu wird das Blut aus dem rechten Vorhof oder den beiden Hohlvenen abgeleitet und in einem Gasaustauscher mit Sauerstoff angereichert, von Kohlendioxid gereinigt und auf die richtige Temperatur gebracht. Anschließend wird es dem Körper über die Aorta wieder zugeführt.
Die Herz-Lungen-Maschine (HLM) wird auch cardiopulmonaler Bypass (CPB) oder extrakorporale Zirkulation (EKZ) genannt. Dies umfasst folgende Vorgänge:
Viele Herzoperationen wären ohne den Einsatz der Herz-Lungen-Maschine nicht durchführbar. Ihr Einsatz ist in der Herzchirurgie in den meisten Fällen ohne Probleme über mehrere Stunden hinweg möglich. Trotz des großen Nutzens ist diese hoch entwickelte Technik nicht ganz ohne Gefahren. Es kann zu Veränderungen der Blutgerinnung und zu Störungen der Durchblutung kommen. Auch Funktionsstörungen anderer Organe sowie Blutgefäß-Verschlüsse sind möglich. Aus diesem Grund werden auch in der Herzchirurgie die minimal-invasiven Operationstechniken weiterentwickelt und können auch schon in einem Teil der Fälle erfolgreich angewandt werden.
Bypass-Operationen mithilfe minimal-invasiver Operationsmethoden haben zum Ziel, den gesamten Organismus möglichst wenig zu belasten. Bei diesen Operationsmethoden muss das Brustbein nicht durchtrennt und das Herz nicht freigelegt werden. Operiert wird mithilfe von Endoskopen (Instrumenten zur „Spiegelung“) über wesentlich kleinere Zugänge. Um auf den Einsatz der Herz-Lungen-Maschine verzichten zu können, wird der Teil des Herzens, an dem operiert werden soll, lokal ruhiggestellt. Es wird bei andauernder Herztätigkeit operiert. Um den Körper weiterhin mit genügend Sauerstoff zu versorgen, reicht in diesen Fällen die künstliche Beatmung über die Lunge aus.
aktualisiert am 16.11.2023