Bei einer Struma oder einem Kropf handelt es sich um eine krankhafte Vergrößerung der Schilddrüse. Tennisballgroß vergrößerte Schilddrüsen sind heutzutage selten. Nicht immer ist ein Kropf deutlich sichtbar, häufig jedoch tastbar. Auf jeden Fall lässt sich die Vergrößerung der Schilddrüse per Ultraschall feststellen. Da die Schilddrüse an wichtigen hormonellen Prozessen im Körper beteiligt ist, ist ein Kropf umso bedenklicher. Grundsätzlich kann eine vergrößerte Schilddrüse weiterhin normal funktionieren. Die Größe der Schilddrüse sagt nichts über die Funktionsfähigkeit aus. Ob bei bestehendem Kropf Symptome auftreten, ist daher von Fall zu Fall verschieden. Wann eine Struma für die Betroffenen zu einem handfesten Problem werden kann, verraten wir im weiteren Verlauf.
Laut einer Statistik sollen allein in Deutschland mehr als 20 Millionen Menschen eine vergrößerte Schilddrüse aufweisen. Vielen Betroffenen ist das nicht bewusst und sie werden nicht behandelt.
Die Hauptursache für die Entstehung eines Kropfs ist ein dauerhafter Mangel an Jod. Deutschland gilt als Jodmangelgebiet. Das bedeutet, dass durch die normale Ernährung nicht ausreicht, um den Körper mit genügend Jod zu versorgen. Aus diesem Grund wird in Deutschland Salz mit Jod angereichert. Fehlt der Schilddrüse Jod, dann ist sie nicht in der Lage genug Hormone zu bilden. Als Reaktion auf den Jodmangel und zum Ausgleich der Hormonproduktion kommt es zu einer Vergrößerung der Schilddrüse. Dabei kann es zu gleichmäßigen oder ungleichmäßigen Vergrößerungen in diesem Organ kommen.
Nicht nur Jod ist für die Schilddrüse wichtig, auch Selen spielt eine entscheidende Rolle. Fehlt Selen, dann kann das Schilddrüsenhormon Tetrajodthyronin (T4) nicht in das aktive Schilddrüsenhormon Trijodthyronin T3 umgewandelt werden. Auch hier reagiert die Schilddrüse mit einer Vergrößerung. Neben Jodmangel und Selenmangel, kann auch ein Mangel an Eisen zu einer Vergrößerung der Schilddrüse führen. Ein Eisenmangel hemmt den Schilddrüsenstoffwechsel und reduziert somit die Wirksamkeit von jodiertem Salz.
Bei Struma diffusa handelt es sich um eine gleichmäßige Vergrößerung der Schilddrüse. Die Struma nodosa tritt wesentlich häufiger auf. Hierbei legen verschiedene Areale der Schilddrüse unterschiedlich stark an Größe zu. Die Rede ist von Schilddrüsenknoten.
Ab einem bestimmten Volumen ist die vergrößerte Schilddrüse auch ohne eine Untersuchung selbst für den Laien von außen zu sehen. Neben einem Jodmangel, Selen- und Eisenmangel können die folgenden, wesentlich selteneren Ursachen zu einer Struma führen:
Ebenso gibt es Medikamente, die als Nebenwirkung einen Kropf verursachen können. Diese werden aufgrund dieser Wirkung als strumigen bezeichnet. Zu den Medikamenten gehört Lithium, das bei Depressionen oder bipolaren Störungen eingesetzt wird.
In einigen Ländern ist ein Kropf sogar auf einen Überschuss an Jod zurückzuführen. Das ist zum Beispiel in Japan der Fall, wo die Bevölkerung über die Ernährung sehr viel Jod zu sich nimmt. Dann folgt der Kropf auf den sogenannten Plummer- oder Wolff-Chaikoff-Effekt.
Insgesamt unterteil man vier Struma-Arten:
Nur bei der Struma diffusa ist die Schilddrüse gleichmäßig vergrößert. Bei allen anderen Formen sind die verschiedenen Areale der Schilddrüse unterschiedlich stark vergrößert. Handelt es sich um solide Vergrößerungen, so ist von Struma nodosa die Rede. Struma cystica geht mit flüssigkeitsgefüllten (liquiden) Vergrößerungen einher. Bei Struma nodosa et cystica handelt es sich um eine Mischung aus soliden und liquiden Vergrößerungen der Schilddrüse.
Neben der Form der Schilddrüsenvergrößerung, gibt es auch eine Stadieneinteilung, die auf das Ausmaß der Schilddrüsenvergrößerung beschreibt. Man unterscheidet:
Neben den verschiedenen Stadien des Kropfs wird eine Struma auch gemäß der anatomischen Lage klassifiziert. Ist der Kropf in einer normalen Position vom Halsbereich bis höchstens zum Brustbein zu finden, handelt es sich um eine eutope Struma. Vergrößert sich die Schilddrüse hingegen bis an den Zungengrund oder hinter das Brustbein und in den Bereich der Luftröhre hinein, dann ist von einer dystopen Struma die Rede.
Folgende Klassifizierungen sind ebenso im Gebrauch:
Gerade dann, wenn eine vergrößerte Schilddrüse ihre Aufgaben weiterhin normal erfüllt, bemerken die Betroffenen ihren Kropf lange nicht. Hat der Kropf eine gewisse Größe erreicht, sind die folgenden Symptome treten folgende Symptome auf:
Abhängig davon, ob sich die vergrößerte Schilddrüse nach innen oder außen ausgebreitet hat, kann es nicht nur zu Schluckbeschwerden kommen. Auch Atembeschwerden sind möglich, sofern die Schilddrüse auf die Luftröhre drückt. Natürlich wird die Vergrößerung durch die Betroffenen wahrgenommen. Ein typisches Zeichen bei Männern, ist dass der Hemdkragen drückt, wenn er zugeknöpft wird.
Eine Struma kann auch von einer Überfunktion (Hyperthyreose) oder mit einer Unterfunktion (Hypothyreose) der Schilddrüse begleitet sein. Ist die Funktion der Schilddrüse beeinträchtigt, so treten die dafür typischen Symptome auf.
Bei einer Schilddrüsenüberfunktion sind das:
Typische Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion sind:
Viele dieser Symptome sind recht unspezifisch und lassen nicht sofort auf einen Kropf mit einer Schilddrüsenfunktionsstörung schließen. So die Schilddrüse nicht deutlich vergrößert ist, kann es daher eine Weile dauern, bis die Diagnose „Struma“ korrekt gestellt wird.
Ein Kropf sollte spätestens dann diagnostiziert werden, wenn es zu einer sichtbaren Verdickung im Halsbereich gekommen ist. Nicht immer ist die Schilddrüse so stark vergrößert, dass dies gut sichtbar ist. Eine Tast- und Ultraschalluntersuchung sind für die Diagnose wegweisend. Beim Abtasten der Schilddrüse werden folgende Faktoren überprüft:
Nicht nur die Größe des Kropfs, sondern auch dessen Verschiebbarkeit und die Konsistenz des Gewebes werden überprüft. Im Übrigen kann der behandelnde Arzt mit einer Ultraschalluntersuchung herausfinden, ob sich Knoten im Bereich der Schilddrüse gebildet haben. Eine Blutuntersuchung gibt Auskunft darüber, ob eine Schilddrüsenüberfunktion oder eine Schilddrüsenunterfunktion vorliegt.
Die unterschiedlichen Arten der Struma lassen sich durch eine Ultraschalluntersuchung sowie einer Blutuntersuchung gut voneinander abgrenzen. Um eine Autoimmunerkrankung als Ursache für den Kropf auszuschließen, wird eine Antikörper-Untersuchung durchgeführt.
Im Übrigen gelten für Männer und Frauen unterschiedliche Obergrenzen, ab wann eine Schilddrüse als vergrößert einzustufen ist. Diese Grenzwerte lauten für Erwachsene wie folgt:
Die Angabe der Schilddrüsengröße erfolgt in Milliliter und kann nicht so genau festgestellt werden. Bei der Untersuchung kommen Ärzte manchmal auf unterschiedliche Ergebnisse.
Zusätzlich zu einer Ultraschalluntersuchung und einer Blutuntersuchung kann auch eine Schilddrüsenszinitigraphie durchgeführt werden. Dabei handelt es sich um eine Diagnosemethode aus der Nuklearmedizin. Radiopharmaka (radioaktives Jod) werden dazu über eine Vene in den Blutkreislauf gespritzt. Das radioaktiv markierte Jod wird wie normales Jod von der Schilddrüse aufgenommen. Nach circa 15 bis 20 Minuten wird dann die radioaktive Strahlung, die von der Schilddrüse nun aufgrund der Radiopharmaka ausgeht, gemessen. Sie gibt Auskunft über die aktuelle Stoffwechselleistung des Organs und über die Aktivität einzelner Schilddrüsenbereiche.
Sofern der Verdacht besteht, dass es sich um eine bösartige Vergrößerung der Schilddrüse handeln könnte, wird eine Biopsie durchgeführt. Hierbei kommt eine feine Nadel zum Einsatz, um eine Gewebeprobe aus der Schilddrüse zu entnehmen. Durch die histologische Untersuchung der Gewebeprobe lässt sich ein einfacher Kropf somit von einem Schilddrüsentumor unterscheiden. Da ein Schilddrüsentumor (Karzinom) ebenfalls zu einer vergrößerten Schilddrüse führen kann, kann diese Diagnosemöglichkeit Leben retten, wenn sie frühzeitig angewendet wird.
Eine Struma muss immer behandelt werden. Grundsätzlich gibt es drei Therapieansätze, die bei einer Struma zur Auswahl stehen. Diese sind:
Ein vergrößerte Schilddrüse wird mit drei verschiedenen Medikamenten / Medikamentenkombinationen behandelt:
Nur mit Jod wird dann behandelt, wenn eine euthyreote Struma diagnostiziert wurde. Wie bereits beschrieben ist das eine Struma ohne Schilddrüsenüberfunktion oder Schilddrüsenunterfunktion.
Bei manchen Patienten wird eine Operation empfohlen. Dabei werden bestimmte Teile der Schilddrüse entfernt. Eine solche Schilddrüsenoperation kann notwendig sein, wenn der Kropf sehr groß ist und Probleme verursacht.
Die Bestrahlung in Kombination mit der Gabe von Jod ist eine zusätzliche Behandlungsmöglichkeit. Eine Bestrahlung wird vor allem Patienten empfohlen, die ein Morbus Basedow haben oder der Kropf zum wiederholten Mal auftritt. Auch ältere Patienten, die nicht mehr operiert werden können, kann eine Bestrahlung angeboten werden.
Welche dieser Optionen die beste Wahl ist, hängt von der genauen Diagnose ab. Dabei geht es zum Beispiel darum, ob nur eine Vergrößerung der Schilddrüse vorliegt, die Schilddrüsenfunktion gestört ist oder sogar ein bösartiger Tumor diagnostiziert wurde. Für die Wahl der geeigneten Therapie spielt die Größe des Kropfs ebenso eine Rolle wie das Vorliegen von Schilddrüsenknoten.
Wie gut die Heilungsaussichten stehen, hängt vor allem von der Ursache für den Kropf sowie dessen Größe ab. Wenn die Struma-Erkrankung noch nicht allzu lange besteht und nur auf einen Jodmangel zurückzuführen ist, stehen die Heilungschancen sehr gut. Anders sieht es hingegen bei einer Autoimmunerkrankung aus. Denn diese sind nicht immer heilbar, so dass die Patienten mitunter lebenslang in Behandlung bleiben müssen. Sofern der Kropf behandelt wird, handelt es sich jedoch um kein lebensbedrohliches Krankheitsbild, sondern um eine gut zu behandelnde Erkrankung. Ein bösartiger Tumor der Schilddrüse geht mit deutlich schlechteren Heilungschancen einher.
Indem ausreichend Jod, Eisen und Selen über die Nahrung aufgenommen wird, lässt sich Struma vermeiden. Ein ausreichender Jodkonsum ist eine hervorragende Schutzmaßnahme gegen einen Kropf sowie weitere Schilddrüsenprobleme. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung hat dazu sogar eine Empfehlung herausgegeben, welche jedoch nur für gesunde Menschen gilt. Diese besagt, dass der regelmäßige Konsum von Jodsalz empfohlen wird. Außerdem sind ein bis zwei Portionen Seefisch pro Woche ratsam. Patienten, die ohnehin bereits an einer Erkrankung der Schilddrüse leiden, sollten sich an ihren Arzt wenden. Dieser kann sie über ihren individuellen Bedarf an Jod aufklären. Stillende und schwangere Frauen haben einen erhöhen Bedarf, weshalb sich die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln mit dem Inhaltsstoff Jod als sinnvoll erwiesen hat.
aktualisiert am 12.05.2020