Über Erkrankungen am hämorrhagischen Krim-Kongo-Fieber wurde in den letzten Jahren wiederholt auch aus der Türkei, Bulgarien, Kosovo und Albanien berichtet. Auch in Nordgriechenland wurde das Virus bereits isoliert. Der Verursacher dieser zecken-übertragenen Infektionskrankheit ist das hämorrhagische Krim-Kongo-Fieber-Virus (CCHFV), ein zu den Bunyaviridae gehörender Erreger.
CCHFV ist nicht nur im östlichen und südöstlichen Europa, sondern auch im Mittleren Osten, Zentralasien und weiten Teilen Afrikas endemisch. Zu den endemischen Gebieten gehören u. a. auch beliebte Urlaubsländer, wie die Türkei, Bulgarien, Südafrika, Vereinigte Arabische Emirate, Oman und Senegal.
Für die Ausbreitung der Infektion spielen insbesondere ornithophile Hyalomma-Zecken eine wichtige Rolle. Erkrankungen können als sporadische Einzelfälle auftreten oder das Virus verursacht kleinere Epidemien. Regelmäßige Ausbrüche, wie zum Beispiel in den Vereinigten Arabische Emiraten oder Oman, sind meist die Folge von unkontrolliertem Import von infizierten Nutztieren.
Das Virus wird durch den Stich von Zecken der Gattung Hyalomma übertragen. Etwa 30 verschiedene Hyalomma-Arten wurden inzwischen als Überträger identifiziert. Tierisches Reservoir sind zumeist Nutztiere, wie Schafe, Ziegen, Kamele und Rinder. Bei den Tieren verläuft die Infektion meist asymptomatisch. Die Infektion des Menschen erfolgt durch engen Kontakt mit zeckenbefallenen Tieren. Weitere Ansteckungsquelle ist das Blut oder Fleisch infizierter Tiere. Hierbei kann es zum Beispiel beim Schlachten oder der Zubereitung von frischem Fleisch zu Ansteckungen kommen. Dieser Übertragungsweg spielt insbesondere bei den rituellen Schlachtungen des Islams eine wichtige Rolle.
Von besonderer Bedeutung ist die nosokomiale Übertragbarkeit des Erregers durch Kontakt mit infektiösem Blut, Urin oder Stuhl von Erkrankten. Die Infektiosität des Patienten nimmt mit zunehmender Schwere der Erkrankung zu. Im finalen Stadium weisen die Patienten eine sehr hohe Viruslast auf. Die Ansteckung des medizinischen Personals dürfte auch durch infektiöse Aerosole erfolgen. Mit zunehmender Passage von Mensch-zu-Mensch nimmt die Pathogenität des Erregers ab.
Man nimmt an, dass es bei den Passagen zu einer wirtsspezifischen Attenuierung des Erregers kommt. CCHFV-Epidemien sind daher selbstlimitierend.
Nach dem Zeckenstich beträgt die Inkubationszeit (Zeit zwischen Infektion und Ausbruch der Krankheit) zwischen 5 bis 12 Tage.
Die Erkrankung beginnt mit abrupt einsetzendem hohen Fieber, Schüttelfrost, Malaise (Unwohlsein), Reizbarkeit, Oberbauchschmerzen, Kopf-, Glieder- und Muskelschmerzen. Das Fieber kann gleichbleibend sein oder in manchen Fällen biphasisch verlaufen. Die hämorrhagischen Symptome äußern sich zu Beginn mit Petechien (stecknadelkopfgroße Blutungen) am Gaumen sowie am Rücken.
Um den 4. bis 5. Krankheitstag treten massive Hämorrhagien (Blutungen) mit Darmblutungen, Hämatemesis (Bluterbrechen) und Ekchymosen (kleinflächige Blutung der Haut) hinzu. Die Patienten versterben in der Regel am Lungenödem oder Blutungsschock.
Die Angaben zur Letalität (Sterbensrate) reichen von 10 bis 80%.
Der Erregernachweis erfolgt heute mittels des Nukleinsäureamplifikationstests, der in Referenzlaboratorien weltweit etabliert ist. Der serologische Nachweis von Antikörpern spielt bei der Abklärung einer akuten Infektion meist keine Rolle.
Nach dem IfSG §6 ist der Krankheitsverdacht, die Erkrankung sowie der Tod an virusbedingtem hämorrhagischen Fieber, meldepflichtig. Der direkte oder indirekte Nachweis einer akuten Infektion mit CCHFV ist nach IfSG §7 meldepflichtig.
Die spezifische Therapie erfolgt mit dem Nukleinsäureanalogon Ribavirin, welches sich in Fallberichten als wirksam erwies. Allerdings liegen keine kontrollierten klinischen Studien am Menschen vor.
Entscheidend ist in jedem Fall die frühzeitige Verabreichung der Substanz. Die sonstige intensivmedizinische Behandlung erfolgt supportiv und symptomatisch.
Für Personen, insbesondere Urlauber, die sich in CCHFV-Endemiegebieten aufhalten, ist Vorsicht beim Kontakt mit Nutztieren angezeigt. Hier sollte nur solche Kleidung getragen werden, die vor Zeckenstichen sicher ist. Ferner ist die Anwendung von Zecken-Repellenzien (Substanzen, die auf die Haut aufgetragen werden und gegen Stiche schützen) angeraten.
Letzte Aktualisierung am 02.09.2021.