Die Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation ist eine Erkrankung der Zähne, die den Zahnschmelz betrifft. Die äußere Schicht des Zahns wird aus dem härtesten Material im menschlichen Organismus gebildet. MIH ist zu erkennen an Verfärbungen, ist aber nicht nur ein kosmetisches Problem. Kreidezähne führen zu einem Defizit in der mechanischen Belastbarkeit. Für Zahnärzte wird die Behandlung zur Herausforderung, da die Erstdiagnose Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation besonders Kinder trifft. Eltern, welche mit dem Thema Kreidezähne konfrontiert werden, suchen die Schuld oft bei sich. Dabei haben sie hinsichtlich der Ursachen und der Vorbeugung am Ende wenig Spielraum. Die Erkrankung ist im Erscheinungsbild zwar leicht zu erkennen, bisher tappt die Medizin bei den Ursachen aber im Dunkeln.
Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation drängt zunehmend stärker in die Öffentlichkeit. Hierfür gibt es einen Grund: Bis in die 1990er Jahre traten Kreidezähne so gut wie nicht in Erscheinung. Innerhalb weniger Jahre breitete sich der Zahnschmelzdefekt in Deutschland rasant aus.
Die Deutsche Gesellschaft für Zahn- Mund- und Kieferheilkunde nennt inzwischen Zahlen, die von 10 Prozent bis 15 Prozent betroffener Kinder sprechen (Inzidenz). Die Ursache für Kreidezähne ist ein fehlerhafter Aufbau des Zahnschmelzes. Dieser muss – so die Annahme – zwischen der 8. Schwangerschaftswoche und dem 4. Lebensjahr passieren. Hintergrund: In dieser Zeitspanne bildet sich der Zahnschmelz, bei MIH sind die Zähne schon mit dem Durchbruch von Verfärbungen betroffen.
Zahnschmelz wird von in den Ameloblasten (spezialisierten Zellen) gebildeten Proteinen hergestellt, welche Mineralsalze binden. Durch diesen Prozess wird das harte Material Hydroxylapatit aufgebaut. In dieser Kette kommt es zu einer Störung. Wo die genaue Ursache für den Zahnschmelzdefekt und die Zahnschmelzverfärbung liegt, ist immer noch unklar.
Was für die Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation verantwortlich ist, darüber tappt die Zahnmedizin noch im Dunkeln. Derzeit werden zwar mögliche Zusammenhänge diskutiert und beobachtet, abschließend haben Zahnärzte den Auslöser noch nicht identifizieren können. Ausgegangen wird allerdings von einem multifaktoriellen Geschehen. Das bedeutet, dass wahrscheinlich mehrere Faktoren zusammenfließen, wenn MIH entsteht.
So gilt nach aktuellem Wissensstand eine Frühgeburt als möglicher Risikofaktor für das Entstehen der Zahnschmelzverfärbung. Geburtsschwierigkeiten bringt die Zahnheilkunde als möglichen Auslöser mit ins Spiel. Immer wieder diskutiert werden auch Schadstoffe in der Muttermilch, es geht hier Dioxine.
Einen Beitrag zur Entstehung der Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation kann die Gabe bestimmter Medikamente leisten. Kritisch betrachtet werden in diesem Zusammenhang derzeit einige Antibiotika. Dass Erkrankungen beziehungsweise deren Behandlung auf dem Prüfstand stehen, ist unter anderem deren Einfluss auf den Calciumhaushalt geschuldet. Zahnärzte messen der Krankheitsvorgeschichte junger Patienten im Zusammenhang mit MIH eine gewisse Bedeutung bei.
Zu den immer wieder auftauchenden Erklärungen für das Entstehen von MIH gehören Substanzen, welche aus Plastik herausgelöst werden. Diskutiert wird in diesem Zusammenhang die Relevanz von Bisphenol A – kurz BPA. Die Verbindung soll bereits mit der Muttermilch auf Säuglinge übertragbar sein. Allerdings ist es schwierig, entsprechende Ergebnisse aus Tierversuchen pauschal auf den Menschen zu übertragen. Geprüft werden muss, inwiefern Objekte wie Sauger und Babyflaschen Einfluss auf die Entwicklung von Kreidezähnen haben.
Hormonaktive Substanzen – wie das bereits genannte BPA oder Genistein – machen inzwischen einige Autoren für Entwicklungsstörungen der Ameloblasten (zahnschmelzbildenden Zellen) verantwortlich [1,2].
Für Patienten und Eltern ist MIH eine Erkrankung mit hohem Leidensdruck. Erschwert wird die Situation durch fehlende Möglichkeiten zur Vorsorge. Gleichzeitig bringt die Erkrankung Herausforderungen in der Behandlung mit sich. Bislang sind keine ursächlichen Therapieansätze bekannt.
Einzig die symptomatische Therapie verspricht Linderung durch Maßnahmen wie:
Das genaue Behandlungsschema richtet sich letztlich nach dem Schweregrad der Erkrankung und den Schäden am Zahn. Besonders bei schweren Verläufen ist die mechanische Stabilität des Zahnschmelzes erheblich gestört, was Schmelzeinbrüche und Karies begünstigt.
aktualisiert am 16.10.2018