Sowohl bei Krampfadern als auch bei Besenreisern handelt es sich um Venenleiden. Beide Erkrankungen haben viele Gemeinsamkeiten und doch gibt es grundlegende Unterschiede. Beides sind Erweiterungen von Venen. Besenreiser betreffen im Gegensatz zu Krampfadern jedoch nur oberflächliche, feine Venen und haben daher meist keinen Krankheitswert.
Krampfadern und Besenreiser zählen zu den Venenleiden, die einen weiten Teil der Bevölkerung betreffen. In Deutschland leiden rund zwei Drittel aller Erwachsenen an Besenreisern oder leichten Krampfadern. Etwa 15 Prozent aller Erwachsenen haben sogar mittlere oder stark ausgeprägte Krampfadern. Beide Erkrankungen treten mit steigendem Lebensalter vermehrt auf. Beiden Erkrankungen ist gemeinsam, dass die Venen betroffen sind und damit die Blutgefäße, die das Blut zurück zum Herzen führen. Sowohl Besenreiser als auch Krampfadern finden sich bevorzugt im Bereich der Beine. Doch auch die Venen in den Armen können betroffen sein. Besenreiser finden sich zudem oftmals im Gesicht.
Grundsätzlich kann man sagen, dass Besenreiser eine leichte Form von Krampfadern sind. Allerdings müssen Besenreiser nicht zwangsläufig dazu führen, dass sich später Krampfadern entwickeln. Um zu verstehen, in welchem Verhältnis diese beiden Erkrankungen zueinander stehen, ist ein Blick auf das Venensystem des Menschen sinnvoll.
Während über die Arterien das Blut vom Herzen in alle Regionen des Körpers gepumpt wird, gelangt das Blut über die Venen wieder zurück zum Herzen. Der Rücktransport des Blutes wird über mehrere Mechanismen gefördert:
Aus unterschiedlichen Gründen kann es in allen drei Punkten zu Schwächungen kommen. Die Folge ist dann, dass das Blut nicht mehr optimal zum Herzen befördert wird. Das Blut „versackt“ in den Venen und diese dehnen sich aus.
Das Venensystem in den Beinen ist zudem aus unterschiedlichen Elementen aufgebaut: Zuoberst, in der Haut, befinden sich die kleinsten, fein verästelten Venen. In diesem Bereich entstehen die so genannten Besenreiser. Im Bereich der Bindegewebsschicht verlaufen die so genannten Stammvenen. Diese sind über die so genannten retikulären Venen miteinander und mit den kleinsten Venen in der obersten Hautschicht verbunden. Die retikulären Venen befinden sich damit in der Bindegewebsschicht sowie in der Unterhaut. An den retikulären Venen können sich kleine Krampfadern bilden, die aber bereits größer als die Besenreiser sind. Die meisten Krampfadern bilden sich an den Stammvenen. Noch tiefer im Gewebe liegen die so genannten Perforansvenen, die durch die Muskulatur verlaufen. Die Perforansvenen laufen zu den tiefen Beinvenen, die sich weit im Inneren des Beines befinden. Die tiefen Beinvenen entwickeln sich normalerweise nicht zu Krampfadern.
Sowohl Besenreiser als auch Krampfadern sind in der Regel mit bloßem Auge gut erkennbar.
Besenreiser sind als ein Netz von rötlichen oder bläulichen Linien zu erkennen, die unter der Haut verlaufen. Wird ein leichter Druck auf die betreffenden Hautstellen ausgeübt, so verschwinden die Besenreiser. Das Blut wird aus ihnen herausgedrückt. Lässt der Druck wieder nach, füllen sie sich jedoch sehr schnell wieder. Besonders häufig finden sich die Besenreiser an der Außen- oder der Rückseite der Oberschenkel, in der Kniebeuge, den Unterschenkelinnenseiten sowie den Fußknöcheln. Sie können aber auch an anderen Körperstellen wie dem Gesicht vorkommen.
Krampfadern (Varizen) sind von außen meist gut sichtbar, es sei denn, es handelt sich um Krampfadern der tiefen Venen. Krampfadern sind als geschlängelte, knotig wirkende, aus der Hautebene hervorragende Blutgefäße erkennbar. Krampfadern der Perforansvenen verlaufen häufig an der Innenseite des Beines oberhalb des Knies oder oberhalb des inneren Knöchels. Krampfadern der Seitenastvenen sind meist durch ihren stark geschlängelten Verlauf und die deutliche Herauswölbung aus der Haut erkennbar. Krampfadern der Stammvenen sind in der Regel mit bloßem Auge nicht zu diagnostizieren, da diese hierzu zu tief liegen.
Zur Diagnose stellt der Arzt einige Fragen zur Krankheitsgeschichte. Hierzu zählen insbesondere folgende Themen:
Wenn Krampfadern vorhanden sind oder zwar nur Besenreiser sichtbar sind, aber der Verdacht auf tiefer liegende Krampfadern besteht, führt der Arzt weitergehende Untersuchungen durch. Dies können folgende sein:
Bei Krampfadern oder Besenreisern wenden Betroffene sich am besten an einen Facharzt für Phlebologie, also einen Facharzt für Venenleiden.
Die Ursachen, die zur Entstehung von Besenreisern und Krampfadern führen, sind vielfältig. Oft ist es eine Kombination unterschiedlicher Faktoren. Grundsätzlich lässt (bedingt durch unten stehende Faktoren) die Leistungsfähigkeit der Venen nach – bei dem einen Menschen früher, bei dem anderen später. Konkret bedeutet dass, dass die Venen nicht mehr so gut in der Lage sind, das Blut aus den entfernen Körperstellen zurück zum Herzen zu befördern.
Gesunde Venen arbeiten folgendermaßen: In den Venen befinden sich Klappen, die dafür sorgen, dass das Blut nicht nach unten oder außen, sondern nur in Richtung Herz fließen kann. Das umgebende Bindegewebe sowie die Muskulatur stützen die Venen und tragen zum Rückfluss des Blutes bei. Erschlafft das Bindegewebe, so weiten sich die Gefäße und die Venenklappen schließen nicht mehr richtig. Daher kann das Blut „versacken“, statt auf schnellstem Wege zurück zum Herzen zu fließen. Es entstehen die unschönen Besenreiser oder aber die Knötchen in den größeren Venen, die Krampfadern.
Zu den weiteren Faktoren, die ein (vorzeitiges) Auftreten von Besenreisern und Krampfadern begünstigen, zählen vor allem:
Grundsätzlich besteht keine Notwendigkeit, Besenreiser zu behandeln. Allerdings empfinden viele Betroffene Besenreiser als kosmetisch belastend, insbesondere wenn diese sehr ausgeprägt sind oder beispielsweise im Gesicht auftreten. Die Behandlung kann in mehreren Stufen erfolgen:
Krampfadern sind zwar ebenfalls vor allem ein kosmetisches Problem. Wenn Krampfadern jedoch stark ausgeprägt sind, tiefe Venen betreffen oder mit Schmerzen und Entzündungen einhergehen, dann ist die Gefahr erhöht, dass sich Blutgerinnsel bilden. Diese können dann zu einer Thrombose oder zu einer Lungenembolie (Verschluss eines Lungengefäßes) führen.
Eine weitere mögliche Komplikation schwerer Krampfadern ist ein Unterschenkelgeschwür (Ulcus cruris, „offenes Bein“). Auch bei Krampfadern gibt es unterschiedliche Behandlungsansätze. Welche im jeweiligen Fall in Frage kommt, ermittelt der Arzt aufgrund des Befundes:
Um das Entstehen sowohl von Besenreisern als auch von Krampfadern zu verhindern oder deren Ausprägung möglichst gering zu halten, können Sie einiges tun.
Gegen etliche Faktoren, die die Entstehung von Besenreisern und Krampfadern begünstigen, kann der Einzelne wenig unternehmen. Hierzu zählen zu Beispiel genetisch bedingte Bindegewebsschwächen. Allerdings gibt es einige präventive Maßnahmen und Verhaltensweisen, die ergriffen werden können:
Weitere Informationen zum Thema Krampfadern und Besenreiser finden Sie auf der Webseite der DGA (Deutsche Gesellschaft für Angiologie - Gesellschaft für Gefäßmedizin e.V.):
https://www.dga-gefaessmedizin.de/startseite.html
DGA – Krampfadern: https://www.dga-gefaessmedizin.de/patienten/venenerkrankungen/krampfadern.html (online, letzter Abruf: 03.02.2020)
Ethianum Heidelberg – Therapie gegen Besenreiser: https://ethianum-klinik-heidelberg.de/besenreiser-veroedung-oder-laserbehandlung.html (online, letzter Abruf: 03.02.2020)
PRAXIS Vita – Krampfadern und Besenreiser (Varizen): https://www.praxisvita.de/krampfadern-und-besenreiser-varizen-239.html (online, letzter Abruf: 03.02.2020)
Netdoktor, Dr. med. Julia Schwarz – Besenreiser: https://www.netdoktor.de/krankheiten/krampfadern/besenreiser/ (online, letzter Abruf: 03.02.2020)
DAZ.online, Julia Borsch – Venenmittel: Rosskastanie und Weinlaub aus der Apotheke überzeugen: https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2019/04/30/venenmittel-rosskastanie-und-weinlaub-aus-der-apotheke-ueberzeugen (online, letzter Abruf: 03.02.2020)
aktualisiert am 03.02.2020