„Eine Schwangerschaft ist keine Krankheit“ – sagt der Volksmund gerne. Allerdings bringt eine Schwangerschaft, so schön sie auch sein mag, oftmals eine Reihe unerfreulicher Begleiterscheinungen mit sich. Hierzu gehört zum Beispiel das Auftreten von Krampfadern oder deren Verschlimmerung.
Die Krampfadern (Varizen) sind einerseits ein kosmetisches Problem, bergen jedoch mitunter auch gesundheitliche Risiken. Daher ist es wichtig, den behandelnden Gynäkologen zu informieren, wenn unter der Schwangerschaft Krampfadern auftreten oder sich diese verschlimmern.
Der Blutkreislauf des Menschen besteht aus Venen und Arterien. In den Arterien wird das Blut vom Herzen in alle Regionen des Körpers gepumpt und über die Venen fließt es zum Herzen zurück. Der Rückfluss des Blutes zum Herzen wird durch die umgebenden Muskeln unterstützt. In den meisten Venen befinden sich zudem Klappen, die ein Zurückströmen und Absacken des Blutes vom Herzen weg verhindern sollen. Kommt es zu einem so genannten Schlussdefekt, so können die Klappen diese Funktion nicht mehr übernehmen. Das Blut staut sich und die typische Optik der Krampfadern entsteht.
Krampfadern entstehen meist in den Unterschenkeln oder Oberschenkeln. Allerdings können sie sich auch an anderen Körperstellen entwickeln. Hierzu zählen Krampfadern im Bereich des Afters und der Scheide sowie den Schamlippen, die im Rahmen einer Schwangerschaft auftreten können.
Für die Entstehung von Krampfadern gibt es unterschiedliche Ursachen: Neben zunehmendem Alter und genetisch bedingter Bindegewebsschwäche zählen hierzu auch Schwangerschaften.
Krampfadern können in unterschiedlichen Schweregraden auftreten: Zunächst entwickeln sich meist die so genannten Besenreiser. Hierbei handelt es sich um sehr kleine bläuliche, sichtbare Adern, die die Vorstufe vom Krampfadern darstellen. Krampfadern selbst können folgende Symptome verursachen:
Von außen zu sehen sind nur Krampfadern in den so genannten Oberflächenvenen. Sind Venen betroffen, die tiefer im Gewebe sitzen, ist dies von außen meist nicht zu sehen. Hierbei treten dann lediglich im Verlauf der Erkrankung die typischen Beschwerden auf.
Krampfadern gehören zu den weit verbreiteten Begleiterscheinungen einer Schwangerschaft. Rund 40 Prozent aller Schwangeren entwickeln Krampfadern, wobei der Schweregrad deutlich unterschiedlich ausfallen kann. Ob eine Schwangere Krampfadern entwickeln wird, lässt sich jedoch nicht vorhersagen.
Während einer Schwangerschaft können sich bestehende Krampfadern verschlechtern oder aber neue können entstehen. Dies liegt an mehreren Faktoren: Die Veränderungen im Hormonhaushalt wirken sich auch auf Haut und Gefäße aus. Hierdurch wird das Gewebe, also auch das Bindegewebe, insgesamt weicher und bietet weniger Halt als vor der Schwangerschaft. Gleichzeitig nimmt das Blutvolumen um bis zu 40 Prozent zu, was eine zusätzliche Belastung für die Blutgefäße bedeutet. Und das Kind drückt mitsamt der Gebärmutter auf die Venen im Becken, was den Blutabfluss aus den Beinen in Richtung Herz erschwert. All diese Faktoren führen dazu, dass sich (zusätzliche) Krampfadern entwickeln können. Bei einer Mehrlingsschwangerschaft erhöht sich das Risiko von Krampfadern noch etwas.
In der Schwangerschaft besteht ein fünf- bis zehnfach erhöhtes Risiko gegenüber nicht schwangeren Frauen, eine Thrombose zu entwickeln. Diese Gefahr ist im Wochenbett sogar zehn- bis zwanzigfach erhöht. Es gibt einige Risikofaktoren, die die Entstehung von Thrombosen bei Schwangeren begünstigen:
Eine Beinvenenthrombose macht sich durch Beschwerden wie Schwellung, Schmerz und bläulich verfärbte, glänzende Haut bemerkbar. Tritt eine Thrombose auf, muss direkt eine Behandlung erfolgen.
Während der Schwangerschaft werden Krampfadern konservativ behandelt. Dies bedeutet, dass während dieser Zeit keine Operationen oder andere Eingriffe erfolgen, um die Krampfadern zu beseitigen. Vielmehr werden Verfahren angewendet, die die Beschwerden der Krampfadern lindern und ein Fortschreiten der Erkrankung eindämmen. Dies hat gleich mehrere Gründe: Eine Operation würde das ungeborene Kind und die Schwangerschaft unnötig belasten. Zudem ist es meistens der Fall, dass sich in der Schwangerschaft entstandene Krampfadern nach Geburt und Wochenbett wieder zurückbilden. Des Weiteren wird keine Verödung von Krampfadern durchgeführt, weil das dafür verwendete Mittel nicht für Schwangere geeignet ist.
Im Rahmen der konservativen Behandlung stehen je nach Schweregrad unterschiedliche Therapieansätze zur Verfügung:
Nach der Schwangerschaft sollte zunächst einmal abgewartet werden, ob sich neu entwickelte Krampfadern wieder zurückbilden. Dieser Rückbildungsprozess dauert bis zu sechs Monate. Erst danach ist das Bindegewebe wieder so fest wie vor der Schwangerschaft. Unterstützt werden kann dieser Prozess durch Sportarten wie Schwimmen, Walken oder Radfahren. Ab wann dies möglich ist, beurteilt der Gynäkologe.
Erst wenn die Krampfadern auch nach dieser Rückbildungsphase weiter bestehen, sollten operative Eingriffe in Betracht gezogen werden.
Besenreiser, die Vorstufen von Krampfadern, können bereits sechs Wochen nach der Geburt verödet werden. Allerdings sollte dies nicht während der Stillzeit geschehen. Denn in dieser Zeit kann es im Bereich der Narben zu einer Dunkelverfärbung der Haut kommen.
Ideal ist es, von Anfang der Schwangerschaft an dazu beizutragen, das Risiko für Krampfadern zu reduzieren. Zu den vorbeugenden Maßnahmen zählen insbesondere:
Außerdem ist die Wahrnehmung der Vorsorgeuntersuchungen beim Gynäkologen wichtig, um Risiken oder Veränderungen wie beginnende Krampfadern erkennen zu können.
t-online, Simone Blaß – Krampfadern in der Schwangerschaft erhöhen die Thrombosegefahr: https://www.t-online.de/leben/familie/schwangerschaft/id_75513688/krampfadern-in-der-schwangerschaft-diese-tricks-helfen.html (online, letzter Abruf: 22.11.2019)
Seiter-Klinik – Schwangerschaft und Krampfadern: https://www.seiter-klinik.de/venenerkrankungen/schwangerschaft/ (online, letzter Abruf: 22.11.2019)
Venenclinic – Krampfadern (Varizen) in der Schwangerschaft: https://www.venenclinic.ch/de/krampfadern-schwangerschaft (online, letzter Abruf: 22.11.2019)
familienplanung.de – Krampfadern: https://www.familienplanung.de/schwangerschaft/die-schwangerschaft/beschwerden-und-krankheiten/beschwerden/krampfadern/ (online, letzter Abruf: 22.11.2019)
Internisten im Netz, Dr. med. Gerhart Tepohl – Risikofaktoren für Krampfadern: https://www.internisten-im-netz.de/krankheiten/krampfadern/risikofaktoren-fuer-krampfadern.html (online, letzter Abruf: 22.11.2019)
gesundheit.gv.at – Krampfadern: Ursachen & Symptome: https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/herz-kreislauf/venen/krampfadern-ursachen-praevention (online, letzter Abruf: 22.11.2019)
aktualisiert am 25.11.2019