Viele Menschen, die unter Krampfadern leiden, möchten sich nicht gleich „unters Messer legen“, sondern suchen nach alternativen Methoden, um die knotigen Venen wieder loszuwerden. Zu den Möglichkeiten gehören Salben und Tabletten. Die Wirksamkeit dieser Mittel gegen Krampfadern ist jedoch begrenzt.
Eine ganze Reihe von freiverkäuflichen Salben, Cremes und Gels verspricht, erfolgreich gegen Venenleiden vorzugehen. Sind die Venen aber erst einmal geschädigt, lässt sich das ohne einen Eingriff wie eine Verödung oder ein Stripping nicht mehr rückgängig machen.
Salben und Gels, die Heparin oder Hirudin enthalten, sollen die Blutgerinnung verringern. Dadurch, dass sie jedoch nur auf die Haut aufgetragen werden, reicht die Resorption (Aufnahme ins Gewebe) nicht aus, um wirklich effektiv zu helfen. Für die Wirksamkeit von oberflächlich anzuwendenden Mitteln bei Venenerkrankungen gibt es keine wissenschaftlichen Belege. Aus diesem Grund wurden alle von Ökotest 2019 getesteten Venenmittel zur äußerlichen Anwendung mit „mangelhaft“ oder „ungenügend“ bewertet. Die Unbedenklichkeit von Inhaltsstoffen und die unzureichende Deklaration wurden zum Teil ebenfalls bemängelt. Es stellte sich heraus, dass einige Präparate nicht nur praktisch wirkungslos, sondern sogar schädlich sein konnten, da umstrittene Zusätze wie zum Beispiel Parabene oder allergieauslösende Duftstoffe enthalten waren.
Aufgrund ihrer kühlenden Wirkung können die Cremes zumindest subjektiv gegen schwere, müde Beine helfen und damit die Symptome von Krampfadern lindern. Vermutlich beruht ein großer Teil der Entlastung und des Wohlbefindens auf dem Massageeffekt, der beim Einreiben entsteht. Das heißt, das Eincremen mit einer im Kühlschrank gelagerten Feuchtigkeitslotion erzielt den gleichen Effekt. Zudem können die Inhaltsstoffe von Venensalben Hautreizungen hervorrufen. Da bei Krampfadern die Haut ohnehin dünner und schlechter durchblutet als bei gesunden Venen ist, sollten Betroffene allergische Reaktionen unbedingt vermeiden. Schnell entwickeln sich Ekzeme (Ausschläge) oder Geschwüre, die dann nur schwer heilen.
Neben Cremes gibt es in Drogerien und Apotheken eine Reihe freiverkäuflicher Tabletten, die gegen Venenschwäche helfen sollen. Studien existieren zur Einnahme von Rosskastaniensamenextrakt, Rote-Weinrebe-Blättern und Oxerutin. In allen Fällen war eine Wirksamkeit zu verzeichnen. Vor allem in Kombination mit einer Kompressionstherapie (Druck von außen durch Thrombosestrümpfe oder Bandagen) erwies sich die Einnahme der Präparate als hilfreich. Allerdings muss auch die Tagesdosis stimmen. So müssen täglich mindestens 100 Milligramm Aescin (Rosskastanie) eingenommen werden.
Wie viel die oralen Venenmittel wirklich bringen und ob sie nicht verzichtbar sind, sofern man sich an eine konsequente Kompressionstherapie hält, darüber streiten sich die Fachleute. Zu einigen Inhaltsstoffen wie Rutosid, Troxerutin oder Steinklee fehlen Studien bisher.
Fakt ist, dass die rezeptfreien, pflanzlichen Mittel keine bestehenden Krampfadern heilen, sondern lediglich im Frühstadium einer Venenerkrankung unterstützend helfen. Darüber hinaus sollte man der Venenschwäche mit Sport und Venengymnastik sowie dem Tragen von Kompressionsstrümpfen entgegenwirken.
Bei einer diagnostizierten Venenthrombose kann eine medikamentöse Behandlung mit rezeptpflichtigen Medikamenten lebensrettend sein. Um zu verhindern, dass ein Blutgerinnsel sich vergrößert und schlimmstenfalls eine Lungenembolie hervorruft (eine Lungenarterie verstopft), muss die Blutgerinnung für einige Zeit herabgesetzt werden.
Um effizient gegen Krampfadern vorzugehen, reichen Sprays, Salben, Gels und freiverkäufliche Tabletten nicht aus. Sie können eine Kompressionstherapie oder gegebenenfalls einen minimal-invasiven Eingriff nicht ersetzen. Da Krampfadern zudem immer weiter fortschreiten, wenn sie nicht behandelt werden, verliert man durch das Herumexperimentieren mit rezeptfreien Mitteln wertvolle Zeit, in der sich die Krankheit verschlimmert. Bei Besenreisern, Beschwerden in den Beinen oder sichtbaren Krampfadern sollte man einen Venenspezialisten (Phlebologen) aufsuchen und mit ihm das weitere Vorgehen besprechen.
Internisten im Netz, Dr. med. Gerhart Tepohl – Krampfadern: Behandlung: https://www.internisten-im-netz.de/krankheiten/krampfadern/behandlung-bei-krampfadern.html (online, letzter Abruf: 24.10.2019)
Stiftung Warentest – Venenerkrankungen, Thrombose: https://www.test.de/medikamente/krankheit/venenerkrankungen-thrombose-k173/#rezeptfrei (online, letzter Abruf: 24.10.2019)
Deutsche Apotheker Zeitung, Celine Müller – Venenmittel – schlucken oder schmieren?: https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2016/07/29/venenmittel-schlucken-oder-schmieren (online, letzter Abruf: 24.10.2019)
Ökotest, Frank Schuster/Kai Thomas – Venenmittel im Test: Mit Tabletten gegen Krampfadern und Venenschwäche?: https://www.oekotest.de/gesundheit-medikamente/Venenmittel-im-Test-Mit-Tabletten-gegen-Krampfadern-und-Venenschwaeche_111650_1.html (online, letzter Abruf: 24.10.2019)
Pharmazeutische Zeitung, Daniela Hüttemann – »Ökotest« empfiehlt elf orale Präparate: https://www.pharmazeutische-zeitung.de/oekotest-empfiehlt-elf-orale-praeparate/ (online, letzter Abruf: 24.10.2019)
Apotheken Umschau – Krampfadern (Varikose, Varikosis, Varizen): Therapie: https://www.apotheken-umschau.de/Krampfadern/Krampfadern-Varikose-Varikosis-Varizen-Therapie-11896_6.html (online, letzter Abruf: 24.10.2019)
Techniker Krankenkasse, Verena Nittka, Katrin von Bechtolsheim – Krampfadern - mehr als ein Schönheitsmakel: https://www.tk.de/techniker/gesundheit-und-medizin/behandlungen-und-medizin/venenerkrankungen-krampfadern-thrombosen/krampfadern-mehr-als-ein-schoenheitsmakel-2022436 (online, letzter Abruf: 24.10.2019)
Deutsche Apotheker Zeitung – Venentherapeutika: Sinn oder Unsinn?: https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/1997/daz-3-1997/uid-1931 (online, letzter Abruf: 24.10.2019)
aktualisiert am 24.10.2019