Krampfadern (Varizen) sind nicht schön anzusehen, sollten jedoch keinesfalls als rein kosmetisches Problem betrachtet werden. Auch wenn nicht alle Varizen einer Therapie bedürfen, sollte die Ursache durch eine fundierte Diagnose ergründet werden. Nur ein erfahrener Arzt kann die richtige Behandlung vorschlagen und beurteilen, ob eine Operation erforderlich ist. Grundsätzlich gilt eine Operation bei ausgeprägten Krampfadern jedoch als sinnvoll, ebenso wie andere Behandlungen wie die Verödung oder die Radiowellentherapie.
Eine eingehende Diagnose ist bei Krampfadern wichtig, um sich für ein geeignetes Behandlungsverfahren entscheiden zu können. Neben einer ausführlichen Anamnese (Erfassung der Krankheitsgeschichte) und der körperlichen Untersuchung stehen vor allem bildgebende Verfahren im Vordergrund. Eine Standardmethode stellt die Duplex-Sonografie dar. Es handelt sich um eine Untersuchung mittels Ultraschall, bei der die Funktionsfähigkeit von Venen und Venenklappen dargestellt werden kann. Die Besonderheit besteht in der Möglichkeit, die Fließrichtung des Blutes farbig darzustellen. Dies ist entscheidend für die Auswahl der Behandlung.
Das weitere Vorgehen hängt von der Art und Ausprägung der Krampfadern ab. Wichtig ist zudem, inwiefern eine Grunderkrankung ursächlich für das Leiden ist.
Eine Behandlung von Krampfadern kann nach Vorgabe des Arztes ohne einen chirurgischen Eingriff erfolgen. Hierbei werden die Varizen nicht entfernt. Solch eine konservative Therapie ist ausschließlich in der Lage, die Beschwerden zu lindern. Zu den Möglichkeiten gehören:
Bei Krampfadern sind invasive Verfahren (Methoden mit Einstich oder Einschnitt in den Körper) praktisch immer sinnvoll. Diese Möglichkeiten sind zum einen minimal invasive Verfahren (endovenöse Verfahren) und zum anderen offene Operationen.
Handelt es sich um wenig ausgeprägte oberflächliche Formen von Krampfadern, entscheidet sich der Arzt meist für einen minimal invasiven Eingriff. Die Vorteile zur Operation liegen in einer deutlich geringeren Belastung für den Patienten sowohl während als nach der Behandlung. Allerdings kann es sein, dass die Krankenkasse lediglich die Kosten für die Operation und nicht für die kleinere Variante übernimmt.
Vor allem Besenreiser werden in den meisten Fällen durch eine Sklerosierung behandelt. Bekannt unter dem Begriff Verödung wird in die Vene ein flüssiger Wirkstoff injiziert, welcher die defekten Gefäße verklebt. Selbst größere Krampfadern in den Stammvenen können mittlerweile durch die Zugabe von Schaum verödet werden. Durch die verschlossenen Gefäße kann somit kein Blut mehr fließen. Im Anschluss muss für mehrere Stunden bis Tage ein Kompressionsverband angelegt werden. Erst hierdurch kann sichergestellt werden, dass der Wirkstoff die Venen wirklich verklebt. Für eine zufriedenstellende Behandlung sind in den meisten Fällen mehrere Sitzungen notwendig.
Als Alternative zur operativen Methode des Strippings wurde dieses Verfahren entwickelt, welches die tiefen Beinvenen (Stammvenen) über einen Katheter (biegsame Sonde) erreicht.
Diese Möglichkeit kann heutzutage dem Stripping gleichgesetzt werden. Die Radiowellentherapie verläuft für den Patienten deutlich schonender als die Operation und kann hinsichtlich der Langzeiterfolge eine ähnlich hohe Rate aufweisen. Die zwei am meisten angewandten kathetergestützten Therapien basieren auf einer Hitzequelle, welche punktuell durch den Katheter hindurch die Krampfadern verödet. Es entsteht keine sichtbare Narbe, sodass ein hoher ästhetischer Erfolg zu erwarten ist. Inwiefern es sich um eine Leistung einer gesetzlichen Krankenkasse handelt, muss individuell geklärt werden.
Mit dem Laser lassen sich ebenso Krampfadern veröden. Der Laser wird mit einem Katheter eingeführt und verschließt bei allmählichem Zurückziehen die Vene von innen. Das Laserverfahren ist schonend, aber es kommt häufiger als bei den anderen Methoden zum erneuten Auftreten von Krampfadern (Rezidiv).
Treten Krampfadern in jungen Jahren auf, ist ein chirurgischer Eingriff in vielen Fällen ratsam. Doch allgemein gehört bei Krampfaderleiden eine Operation zu den empfohlenen Maßnahmen. Von einer Operation betroffen ist in den meisten Fällen die große Stammvene, auch große Rosenvene genannt. Bei Besenreisern (sehr feinen Krampfadern) sind Operationen nicht sinnvoll. Ebenso sprechen Gegebenheiten wie eine akute Thrombose in den tiefen Venen von Bein oder Becken oder eine höhergradige arterielle Verschlusskrankheit gegen Operationen von Krampfadern.
Noch immer ist in diesen Fällen das sogenannte Stripping der Goldstandard. Dieser Methode liegt die Absicht einer kompletten oder teilweisen Entfernung des betroffenen Gefäßes zugrunde. Hierfür wird an der Leiste oder im Bereich des Kniegelenks ein kleiner Schnitt gesetzt. Der Chirurg führt einen Katheter durch die Vene zum erkrankten Gefäß und zieht die Krampfader auf diese Weise aus dem Bein heraus (stripping). Schwere Komplikationen werden selten beschrieben. Nach dem Eingriff tragen die Patienten für einige Wochen einen Kompressionsverband oder Strumpf. Leichte Blutergüsse sowie gelegentliche Schmerzen im Wundbereich sind in den meisten Fällen binnen weniger Tage verschwunden.
Die Crossektomie wird nicht als eigenständiger Eingriff verstanden. Vielmehr dient die Crossektomie im Vorfeld des eigentlichen Stripping dazu, die erweiterte Stammvene vom übrigen Venengeflecht zu trennen. Die Stelle, an welcher der Schnitt stattfindet, wird als „Crosse“ (Hirtenstab) bezeichnet.
Eine weitere Methode, den Blutfluss in den Stammvenen zu korrigieren, nennt sich CHIVA. Die Abkürzung bedeutet aus dem Französischen übersetzt „den Blutfluss korrigierende, venenerhaltende, ambulante Behandlung von Krampfadern“. Eine Durchtrennung der Venen erfolgt hier nach festen Regeln, wodurch der Blutfluss nicht mehr rückwärts in die oberflächlichen Venen fließen kann. Die Behandlungserfolge sind vielversprechend und weisen eine vergleichsweise geringe Rückfallquote auf. Klinikaufenthalt und Arbeitsunfähigkeit sind mit der CHIVA-Methode kurz.
Wie bei der CHIVA-Methode bleibt bei der externen Valvuloplastie die Rosenvene (große Stammvene) erhalten und steht für mögliche spätere Bypässe am Herzen zur Verfügung. Mit einem kleinen Schnitt wird diese freigelegt und eine Manschette wird über die Außenwand genäht. Somit wird der Durchmesser verkleinert, was die Funktionsfähigkeit der Venenklappen wieder herstellt.
Die Phlebektomie setzt auf die Entfernung vor allem kleiner Venen wie den Seitenastvenen. Entlang der Krampfader werden mehrere wenige Millimeter lange Schnitte gesetzt, über die die erkrankten Gefäße herausgezogen werden.
Jede ärztliche Maßnahme kann Nebenwirkungen und Komplikationen nach sich ziehen. Chirurgische Eingriffe, selbst wenn sie nur minimal-invasiv sind, bergen das Risiko von Entzündungen, Blutergüssen oder Schmerzen. Die möglichen Nebenwirkungen müssen wie ein etwaiges Narkoserisiko vor dem Eingriff bedacht werden.
Nach einem Eingriff, bei dem die Vene entfernt oder verödet wurde, muss das Blut einen anderen Weg nehmen. Im Bein gibt es verschiedene Möglichkeiten für das Blut, zum Herzen hin zu fließen. Hierbei handelt es sich um das tiefe sowie das oberflächliche Venensystem. Verbunden sind beide durch Verbindungskanäle, die sogenannten Perforansvenen.
Krampfadern sind eine Erscheinung des oberflächlichen Venensystems. Das Blut aus diesen Bereichen muss sich bei einer Erkrankung eine alternative Abflussmöglichkeit suchen und auf dem Weg über die Verbindungsvenen die tiefen Beinvenen finden. In diesem Fall müssen diese das Blut aus den oberflächlichen Venen mit aufnehmen. Sie laufen dadurch Gefahr, durch die zusätzliche Belastung selbst geschädigt zu werden.
Um möglichen Rückfällen oder der Neubildung von Krampfadern entgegenzuwirken, können im Wesentlichen die gleichen Maßnahmen empfohlen werden, wie sie für die Vorbeugung oder Linderung von Beschwerden genannt sind.
AWMF online, F. Pannier; T. Noppeney; J. Alm; F. X. Breu; G. Bruning; I. Flessenkämper; H. Gerlach; K. Hartmann; B. Kahle; H. Kluess; E. Mendoza; D. Mühlberger; A. Mumme; H. Nüllen; K. Rass; S. Reich-Schupke; D. Stenger; M. Stücker; C.G. Schmedt, T. Schwarz; J. Tesmann; J. Teßarek; S. Werth; E. Valesky – S2k - Leitlinie Diagnostik und Therapie der Varikose: https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/037-018l_S2k_Varikose_Diagnostik-Therapie_2019-07.pdf (online, letzter Abruf: 06.03.2020)
Klinikum Bad Hersfeld – Müssen Krampfadern operiert werden: https://www.klinikum-bad-hersfeld.de/gefaesschirurgie/medizinische_schwerpunkte/krampfadern/muessen_krampfadern_operiert_werden.html (online, letzter Abruf: 06.03.2020)
Pharmazeutische Zeitung, Christina Hohman-Jeddi – Krampfadern - Möglichst frühzeitig behandeln: https://www.pharmazeutische-zeitung.de/ausgabe-312011/moeglichst-fruehzeitig-behandeln/ (online, letzter Abruf: 06.03.2020)
Deutsches Ärzteblatt, Vera Zylka-Menhorn – Therapie von Venenerkrankungen: "Die Szene ist in Bewegung geraten": https://www.aerzteblatt.de/archiv/45024/Therapie-von-Venenerkrankungen-Die-Szene-ist-in-Bewegung-geraten (online, letzter Abruf: 06.03.2020)
aktualisiert am 06.03.2020