Eine Venenstauung im Hodensack wird Krampfaderbruch (Varikozele) genannt. Dies kann zu Schmerzen oder einer herabgesetzten Zeugungsfähigkeit führen. Neben einer Verödung durch Einspritzung eines Wirkstoffes kann eine Operation notwendig werden.
Eine Varikozele entsteht, wenn der Blutabfluss des Venengeflechts, das sich
im Samenstrang befindet, in die Nierenvene beziehungsweise in die untere Hohlvene behindert ist. In den meisten Fällen ist das linke Venengeflecht betroffen, da der Abfluss hier über die Nierenvene und nicht direkt in die Hohlvene erfolgt. Die Erkrankung kann angeboren oder erworben sein. Die Venenstauung kann durch eine Verengung der Samenstrang- oder Nierenvene, durch eine Abknickung einer Vene (z. B. an der Mündungsstelle der Samenstrang- in die Nierenvene), durch ein geschwächtes Bindegewebe, fehlende Venenklappen, bei Tumoren (z. B. in der Niere) oder bei Blutgerinnseln entstehen.
Varikozelen treten vor allem bei Jugendlichen und jungen Männern auf. Oft wird von den Betroffenen keine Veränderung bemerkt. Die verdickten Venen können unter der Hodensackhaut sichtbar und fühlbar sein. Es kann zu Schmerzen kommen, die auch in die Leiste ausstrahlen können. Dadurch, dass es im Hoden wärmer ist als normal und weniger Spermien gebildet werden, kommt es zur Einschränkung der Zeugungsfähigkeit.
Der Patient wird befragt (Anamnese) sowie körperlich untersucht. Der Hoden wird abgetastet, um die Varikozele zu beurteilen. Es erfolgt ein so genannter Valsalva-Pressversuch, bei dem die Venen hervortreten. Ebenso werden bildgebende Verfahren, z. B. Ultraschall oder eine Röntgen-Kontrastmitteluntersuchung der Venen (Phlebographie), durchgeführt. Oft wird auch die Samenflüssigkeit untersucht, um die Spermien in Anzahl und Qualität beurteilen zu können.
Eine Varikozele ist meist eindeutig zu erkennen. Ausgeschlossen werden muss ein Tumor (insbesondere in der Niere) als Ursache.
Eine Verödungsbehandlung der Varikozele (Sklerosierung) durch Einspritzen eines Wirkstoffes kann angezeigt sein.
Bei ausgeprägter Varikozele ist oft eine Operation sinnvoll. Hierzu gibt es mehrere Methoden (hohe und tiefe Unterbindung) mit unterschiedlichen Zugangswegen, die je nach dem Befund gewählt werden.
Der Eingriff erfolgt in Vollnarkose, die Operation von der Leiste oder dem Hodensack kann auch in örtlicher Betäubung vorgenommen werden.
Die hohe Unterbindung kann über einen Bauchschnitt im unteren Bereich oder über eine Bauchspiegelung erfolgen. Bei der Operation mittels Bauchspiegelung (Laparoskopie) wird über einen kleinen Einschnitt am Bauchnabel ein optisches Gerät (Laparoskop) mit einer kleinen Videokamera eingeschoben. Um das Bauchgewölbe aufzuspannen und die Sicht zu verbessern, wird CO2-Gas eingeblasen. Benötigte Instrumente werden über weitere Einschnitte in den Bauchraum eingeführt. Auf einem Monitor sieht der Operateur in Echtzeit das Operationsgebiet und kann die erforderlichen Maßnahmen durchführen.
Bei beiden Zugangswegen erfolgt eine Unterbindung (Varikozelen-Ligatur) oder Durchtrennung einer oder mehrerer Venen aus dem Samenstranggeflecht. Es kann auch ein Stück herausgenommen werden, das dann einer feingeweblichen Untersuchung (Histologie) zugeführt wird. Falls die Samenstrangarterie ebenfalls einen ungünstigen Verlauf hat, muss auch sie unterbunden werden.
Eine andere Möglichkeit ist die tiefe Unterbindung, bei der die betroffenen Venen zur Unterbindung über einen Einschnitt in der Leistengegend oder am Hodensack aufgesucht werden. Diese Methode wird vor allem dann durchgeführt, wenn die Blutstauung von Venen ausgeht, die in die Schenkelvene einmünden.
Bei Komplikationen oder unerwarteten Befunden kann es manchmal notwendig sein, eine Erweiterung oder Abänderung der Operationsmethode vorzunehmen. Beispielsweise kann es notwendig werden, eine Operation mittels Bauchspiegelung in eine offene Schnittoperation umzuwandeln.
Organe und Strukturen im Operationsbereich können verletzt werden, z. B. der Samenleiter. Es kann zu Blutungen, Nachblutungen und Blutergüssen kommen. Nervenverletzungen können unter anderem zu Taubheitsgefühl oder Schmerzen führen. Es ist nicht auszuschließen, dass ein Hoden geschädigt wird. Auch kann es zur Wasseransammlung im Hodensack kommen (Hydrozele). Infektionen, Wundheilungsstörungen und überschießende Narbenbildung können vorkommen. Allergische Reaktionen können nicht ausgeschlossen werden.
Hinweis: Dieser Abschnitt kann nur einen kurzen Abriss über die gängigsten Risiken, Nebenwirkungen und Komplikationen geben und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Das Gespräch mit dem Arzt kann hierdurch nicht ersetzt werden.
In aller Regel kann die Varikozele durch die Operation erfolgreich verödet werden. Bis sie vollständig verschwindet, kann allerdings ein halbes oder ein Jahr vergehen. Erst zu diesem Zeitpunkt kann durch eine Spermienuntersuchung (Spermiogramm) eine Aussage über die endgültige Zeugungsfähigkeit gemacht werden. In wenigen Fällen kann es jedoch auch vorkommen, dass die Venenvergrößerung weiterhin besteht, da es manchmal Venen mit untypischem Verlauf gibt. Auch ein Wiederauftreten (Rezidiv) der Varikozele ist nicht auszuschließen.
Medikamente, die die Blutgerinnung hemmen, beispielsweise Aspirin® oder Marcumar®, müssen in der Regel in Absprache mit dem Arzt vor der Operation abgesetzt werden.
Falls die Operation unter ambulanten Bedingungen und mit Schmerzmitteleinwirkung erfolgt, so muss der Patient beachten, dass er für 24 Stunden kein Auto, keine anderen Verkehrsmittel und keine Maschinen selbst bedienen darf. Daher sollte er sich abholen lassen. Bedeutsame Entscheidungen sollten ebenfalls vertagt werden.
Nach Rücksprache mit dem Arzt sollte mindestens für einen Tag Bettruhe eingehalten werden. Danach ist für etwa zwei Wochen eine körperliche Schonung erforderlich. Für eine Woche sollte ein Hodensackhalter (Suspensorium) oder eine enge Unterhose als Stütze für den Hodensack getragen werden.
Duschen darf der Patient frühestens zwei Tage nach der Operation. Nach der Fadenentfernung, die nach ungefähr acht Tagen vom Arzt durchgeführt wird, darf der Patient frühestens wieder baden.
Kontrolluntersuchungen sind wichtig und sollten wahrgenommen werden.
Falls Auffälligkeiten bemerkt werden, die auf Komplikationen hindeuten könnten, so sollte nicht gezögert werden, den Arzt zu kontaktieren.
aktualisiert am 16.11.2023