Krätze, das klingt wie eine Krankheit aus dem Mittelalter. Und sie hat den Beiklang von Unsauberkeit und Verwahrlosung. Das ist ein Grund, warum sich viele Menschen schämen, mit ihrem Verdacht zum Arzt zu gehen. Doch Krätze (oder medizinisch: Scabies) kann jeden treffen – und sie muss ärztlich behandelt werden. Die Erkrankung wird im Wesentlichen dann übertragen, wenn es einen direkten Kontakt zwischen zwei Personen gibt. Andere Möglichkeiten, wie Menschen sich anstecken können, sind sehr selten.
Die Krätzmilbe wird bis zu 0,5 mm groß und gehört zu den Spinnentieren. Die Milbe (wissenschaftlicher Name: Sarcoptes scabiei) mag es gerne warm und als Parasit braucht sie zum Überleben einen Wirt, den Menschen. Bei normaler Raumtemperatur stirbt die Krätzmilbe nach spätestens vier Tagen, wenn sie bis dahin keinen Hautkontakt mit einem Menschen gefunden hat.
Krätze ist normalerweise nicht hochgradig ansteckend. Das bedeutet: Beim Händeschütteln übertragen sich die Milben nicht. Auch werden sie nicht durch die Berührung von Türklinken, in öffentlichen Verkehrsmitteln oder durch Ähnliches übertragen. Um die Krätzmilben von Mensch zu Mensch zu transportieren, braucht es Körperkontakt, der sich über einen etwas längeren Zeitraum erstreckt. So kann sich Krätze zum Beispiel
ausbreiten. Überall dort, wo viele Menschen auf engem Raum zusammen sind, ist die Gefahr der Übertragung groß. Die häufigsten Übertragungswege der Krätze sind jedoch
Deswegen zählt die Krätze unter anderem zu den sexuell übertragbaren Krankheiten.
Eine Ansteckung mit Krätze über Kleidung, Polstermöbel oder Wolldecken ist zwar möglich, kommt aber nur äußerst selten vor. Sie setzt einen sehr starken Milbenbefall bei einem Patienten voraus.
Einen Ausnahmefall stellt eine extrem schwere Form der Krätze dar, die Scabies crustosa, bei der es zu einer starken Verhornung und Krustenbildung der betroffenen Haut kommt. Diese Ausprägung kann sich bei Menschen mit hochgradig geschwächtem Immunsystem entwickeln. Ein Händedruck oder kurze Berührungen können hier ausreichen, dass sich die Krätzmilben auf andere Personen übertragen. Sogar auf Hautschuppen von Betroffenen können sich Milben befinden, die damit andere Menschen befallen können.
Die Übertragung einer weiblichen Krätzmilbe genügt, um sich anzustecken. Die Wahrscheinlichkeit einer Infektion ist entsprechend höher, je mehr Milben übertragen werden. Ist sie einmal auf der Körperoberfläche angekommen, dringt die weibliche Milbe in die Haut ein, wo sie feine Kanäle bohrt und dort ihre Eier und Kot ablegt. Die männlichen Milben dienen nur der Begattung der Weibchen. Sie bleiben auf der Hautoberfläche und haben daher eine kurze Überlebensdauer. Die weibliche Milbe jedoch hat unter der obersten Hautschicht einen guten Lebensraum gefunden, wo sie vier bis sechs Wochen überleben kann und täglich zwei bis vier Eier legt. Aus den Eiern schlüpfen nach zwei Tagen Larven, die zwei Wochen später geschlechtsreif sind. So verbreitet sich die Krätze in wenigen Wochen unter der Haut.
Bis sich die Krätze durch Juckreiz bemerkbar macht, dauert es zwischen zwei und vier Wochen. Bereits in dieser Zeit, in der der Betroffene von dem Milbenbefall noch nichts ahnt, ist er ansteckend. Die Krätzmilbe selbst macht den Menschen nicht krank. Sie löst aber einen Juckreiz aus, der extrem nervenaufreibend sein kann. Durch das Aufkratzen der kleinen Hauterhebungen, die die Krätzmilbe hinterlässt, können darüber hinaus Bakterien in die Wunde und in den Blutkreislauf eindringen. Diese möglichen bakteriellen Infektionen können weitere Krankheiten auslösen.
Krätze ist noch immer eine schambehaftete Krankheit, weil sie mit mangelnder Hygiene in Verbindung gebracht wird. Es stimmt zwar, dass die Ausbreitung dort, wo viele Menschen unter mangelnden hygienischen Verhältnissen zusammenleben, weitaus höher ist. Auf der anderen Seite kann man auch mit täglichem Duschen nicht verhindern, sich anzustecken. Grundsätzlich ist die Krätzmilbe in den letzten Jahren trotz des guten hygienischen Standards in Deutschland auf dem Vormarsch. Im Herbst und Winter nehmen die Krankheitsfälle zu.
aktualisiert am 19.07.2019