Die sogenannte gewöhnliche Krätze (gewöhnliche Scabies) ist für den Menschen sehr lästig, stellt aber nur in Ausnahmefällen eine ernsthafte gesundheitliche Bedrohung für den Betroffenen dar. Anders sieht dies bei der Scabies crustosa aus.
Die Borkenkrätze oder Krustenkrätze (medizinisch: Scabies crustosa) wurde früher auch Scabies norvegica genannt. Es handelt sich um eine besonders schwere Form der Krätze. Sie wird von der gleichen Art von Krätzmilben hervorgerufen (Sarcoptes scabiei) wie die gewöhnliche Krätze. Allerdings vermehren sich die Milben explosionsartig, sodass sich mehrere Millionen Milben auf und unter der Haut ansiedeln können. Ein so extensiver Milbenbefall trifft vor allem Menschen, deren Immunsystem schwach ist. Das ist der Fall bei schweren Vorerkrankungen wie zum Beispiel
Aber auch alte Patienten, die mit verschiedenen Krankheiten gleichzeitig kämpfen, sind gefährdet. Eine weitere Patientengruppe, bei denen eine Scabies crustosa begünstigt wird, sind Menschen mit Verhaltensauffälligkeiten, mit fortgeschrittener Demenz oder einer körperlichen Einschränkung, sich zu kratzen (beispielsweise bei Lähmungen).
Anders als die normale Krätze, die für eine Ansteckung intensiven Körperkontakt voraussetzt, ist die Borkenkrätze hochansteckend. Bereits kurze Hautkontakte können zu einer Milbenübertragung auf andere Menschen und damit zur Ausbreitung der Krankheit führen. Durch das Berühren von Gegenständen, auf denen sich die Krankheitserreger befinden, besteht Ansteckungsgefahr. Dazu gehören unter anderem Bekleidungsstücke, Handtücher oder Bettbezüge.
Das Hautbild der gewöhnlichen Krätze zeichnet sich durch kleine rote Punkte oder Knötchen in der betroffenen Körperregion aus. Die kleinen Gänge, in denen sich die Milben befinden, können sichtbar sein. Patienten leiden unter einem starken Juckreiz.
Die Borkenkrätze oder Norwegische Krätze hat ein komplett anderes Erscheinungsbild. Eine Hautrötung zieht sich über den gesamten Körper und es bilden sich kleine Schuppen. Vor allem an Händen und Füßen kommt es durch die Scabies crustosa zu sogenannten Hyperkeratosen, das heißt zu einer übermäßigen Hornhautbildung. Es bilden sich dicke, bis zu 1,5 cm starke Borken, die an Schuppenflechte erinnern können. Die Haut darunter sieht rot und glänzend aus. Neben Händen und Füßen können andere Hautstellen wie Ellenbogen und Handgelenke sowie Kopfhaut, Gesicht und Hals und die Haut unter den Nägeln befallen sein. Anders als bei der gewöhnlichen Krätze muss dabei kein Juckreiz auftreten oder dieser ist nur schwach ausgeprägt.
Durch die stark angegriffene Haut können Bakterien in den Körper gelangen. Im Ernstfall kann dies bis zur Blutvergiftung (Sepsis) führen. Scabies crustosa erfordert einen stationären Krankenhausaufenthalt und eine Isolierung des Patienten. Behandelt wird mit Wirkstoffen gegen die Milben (Antiscabiosa), meist mit einer Kombinationstherapie aus Salbe (Permethrin) und Tabletten (Ivermectin). Diese kann wiederholt werden, falls die Erstbehandlung nicht ausreicht.
Durch die hohe Ansteckungsgefahr muss besonders auf Hygienemaßnahmen im Umgang mit dem Patienten (Tragen von Handschuhen und Schutzkitteln) geachtet werden. Alle Gegenstände, mit denen der Patient in Körperkontakt war, sollten (sofern möglich) bei mindestens 50 Grad gewaschen werden. Gebrauchsgegenstände müssen gut gereinigt oder dürfen mindestens drei Tage nicht benutzt werden. Textilien müssen mindestens jeden Tag gewechselt werden und das Zimmer ebenso täglich gereinigt werden. Nach der Entlassung des Patienten werden engmaschig Kontrolluntersuchungen durchgeführt.
aktualisiert am 31.05.2022