Kopfschmerzen, die nicht im Kopf, sondern im Hals- und Nackenbereich ihren Ursprung haben, werden als zervikogene Kopfschmerzen bezeichnet. Sie kommen häufig vor und zählen zu den Spannungskopfschmerzen.
Von gelegentlichen Nackenverspannungen bleiben nur wenige Menschen verschont. Die Ursachen dafür sind vielfältig. Häufig steht der Nackenschmerz in Zusammenhang mit einer sitzenden Tätigkeit vor dem Bildschirm – vor allem dann, wenn die ergonomische Sitzhaltung nicht gegeben ist. Stress oder Angst können ebenfalls zu muskulären Verspannungen im Nacken führen. Wenn im Winter die Temperaturen eisig werden, neigt man dazu, der Kälte mit hochgezogenen Schultern zu trotzen. Im Zusammenspiel mit der kalten Witterung können daraus leicht Nackenverspannungen entstehen. Auch intensive Handynutzung kann zu Schmerzen im Nacken führen. Fehlt dazu der Ausgleich durch Sport oder Bewegung, können Muskelverspannungen im Nackenbereich sich festsetzen und sich in Form von Kopfschmerzen bemerkbar machen.
Neben Verspannungen im Nacken ist der Grund für die Kopfschmerzen manchmal auch im Kiefer zu suchen. Starkes Zähneknirschen oder Zusammenpressen der Zahnreihen können der Auslöser sein. Wenn man den Ursachen der Kopfschmerzen auf den Grund kommen will, kann daher zusätzlich zu einem Besuch beim Orthopäden auch ein Besuch beim Zahnarzt ratsam sein.
Migräne kann sich in Nackenschmerzen äußern. Der Grund ist folgender: Der Hinterhauptnerv verläuft am Hinterkopf bis in den Nacken. Im Gehirn trifft er mit dem Trigeminusnerv, der unter anderem für die Wahrnehmung von Kopfschmerzen zuständig ist, zusammen. Deshalb ist manchmal unklar, ob die Ursache der Kopfschmerzen Nackenverspannungen sind oder ob vielmehr die Nackenschmerzen Symptom von Migräne-Kopfschmerzen sind.
Kopfschmerzen, die durch Nackenschmerzen entstehen, treten meist einseitig auf. Sie dauern manchmal nur wenige Stunden, können sich aber auch über mehrere Tage hinziehen oder gar zum Dauerschmerz werden. Die Schmerzen können vom Hinterkopf in die Stirn und die Schläfen ausstrahlen, manchmal auch ins Gesicht bis hin zum Auge.
Meist verursacht das Drehen des Kopfes ebenso Schmerzen wie das Neigen des Kopfes nach vorne und hinten sowie nach links und rechts. Im Zuge der Schmerzen kommt es häufig zu einer Schonhaltung, die die Muskelverspannungen noch verstärkt. Dadurch können dann auch der gesamte Schultergürtel und die Arme schmerzen.
Der Schmerz verschlimmert sich meist, wenn man im Bereich des zweiten oder dritten Halswirbels auf die Muskeln oder Knochen drückt. Die Muskelverspannungen sind hier sehr deutlich tastbar.
Am besten ist es, die Nackenverspannungen zu behandeln, bevor der Kopfschmerz aufritt. Treten Spannungskopfschmerzen über einen längeren Zeitraum auf, können sich diese in das sogenannte Schmerzgedächtnis einprägen. Das kann dazu führen, dass der Kopfschmerz auftritt, obwohl die muskulären Verspannungen im Nacken nicht mehr vorhanden sind. Die Nervenbahnen senden dann Schmerzsignale an das Gehirn, obwohl die eigentliche Ursache, die Nackenverspannung, bereits behoben ist. Der Spannungskopfschmerz ist dann bereits chronisch geworden und schwer zu behandeln.
Um Muskelschmerzen im Nacken zu lindern, greifen die meisten Menschen instinktiv zum richtigen Mittel: Sie versuchen, die Stelle zu wärmen – sei es mit einem erwärmten Kirschkern- oder Kräuterkissen oder einer Wärmflasche, sei es mit einem elektrischen Heizkissen oder einem Föhn. Auch ein warmes Wannenbad, das den ganzen Körper entspannt, kann hilfreich sein. Die Wanne muss tief genug sein, sodass das warme Wasser Schultern und Nacken bedeckt.
Eine leichte Nackenmassage kann ebenso hilfreich sein wie das Einreiben des Nackens mit einer Schmerzsalbe, die die Durchblutung anregt und wärmt.
Bei stärkeren Schmerzen kann auch eine Schmerztablette helfen. Sie bekämpft nicht nur den Schmerz in Kopf- und Nackenbereich. Dadurch, dass der Schmerz nicht mehr spürbar ist, wird auch die Schonhaltung aufgegeben und die Muskeln können sich entspannen.
Eine Mischung aus Bewegung und Entspannung ist dauerhaft die beste Methode, um Nackenschmerzen und dadurch bedingte Kopfschmerzen in den Griff zu bekommen. Entspannungstechniken wie progressive Muskelentspannung nach Jacobson oder autogenes Training helfen beim Stressabbau ebenso wie Yoga oder Tai Chi. Langfristig ist es gut, die Stressoren zu ermitteln und so weit wie möglich zu reduzieren oder auszuschalten.
Wer berufsbedingt viel Zeit in derselben Haltung vor dem Bildschirm verbringt, sollte zwischendurch für Bewegung sorgen. Leichte Übungen lassen sich auch im Büro durchführen, zum Beispiel:
Zwischendurch sollte man immer mal wieder aufstehen und sich lockern, dehnen und strecken.
Zuhause oder im Fitness-Studio sollte die Schulter-, Rücken- und Nackenmuskulatur gezielt gekräftigt werden.
In einer orthopädischen Praxis kann man mit bildgebenden Verfahren den Zustand der Halswirbelsäule (HWS) diagnostizieren. Nacken- und Schulterschmerzen sowie Kopfschmerzen, die mit einer Schädigung der HWS in Zusammenhang stehen, werden als HWS-Syndrom bezeichnet.
Allerdings kommt es mit steigendem Alter bei jedem Menschen zu degenerativen (verschleiß- und abbaubedingten) Veränderungen der Halswirbelsäule. Doch nicht bei jedem Menschen machen sich diese durch Schmerzen bemerkbar. Daher können Schäden an der Halswirbelsäule Ursache der Kopf- und Nackenschmerzen sein, sie müssen es aber nicht.
Die sogenannte Manualtherapie, also das, was man unter „Einrenken“ versteht, ist im Bereich der Halswirbelsäule nicht ungefährlich und mit großer Vorsicht zu betrachten. Langfristig hat sich Physiotherapie bei vielen Betroffenen bewährt.
Bei starken, anhaltenden Schmerzen können bestimmte Nervenwurzeln im Nackenbereich örtlich betäubt werden. So lässt sich der Schmerz für wenige Tage unterdrücken. Ist die schmerzauslösende Nervenbahn auf diese Weise diagnostiziert, lässt sich der Nackenschmerz in schweren Fällen auch mit einem neurochirurgischen Eingriff (Operation an der Halswirbelsäule) ausschalten.
Gelegentliche Spannungskopfschmerzen, die durch Nackenverspannungen ausgelöst werden, können mit Hausmitteln oder medikamentös behandelt werden. Schmerztabletten sollten maximal an zehn Tagen im Monat eingenommen werden. Ein Übergebrauch kann die Kopfschmerzen verschlimmern und in einen Teufelskreis aus Kopfschmerz und Medikamentenkopfschmerz führen.
Werden Nacken- und Kopfschmerzen schlimmer oder lassen sie sich mit Hausmitteln nicht ausreichend lindern, sollte die Ursache ärztlich abgeklärt werden.
Plötzlich einsetzende starke Kopfschmerzen, die nicht haltungsbedingt sind, können ein Anzeichen einer ernsten Erkrankung sein und erfordern eine umgehende Untersuchung.
Allgemeinarzt-online, Prof. Dr. phil. Dr. med. Joachim Meyer-Holz – Nicht sofort den Hals einrenken!: https://www.allgemeinarzt-online.de/a/nicht-sofort-den-hals-einrenken-1563943 (online, letzter Abruf: 27.10.2020)
DAZ (Deutsche Apothekerzeitung) – Streitfall: Kopfschmerzen von der Halswirbelsäule: https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/1998/daz-21-1998/uid-3384 (online, letzter Abruf: 27.10.2020)
GZFA (Gesellschaft für Zahngesundheit, Funktion und Ästhetik) – Zervikogener Kopfschmerz - Wenn der Kopfschmerz im Nacken entsteht: https://www.gzfa.de/diagnostik-therapie/beschwerdebilder/cmd/detail/article/zervikogener-kopfschmerz/ (online, letzter Abruf: 27.10.2020)
Kopfschmerzen.de – Spannungskopfschmerzen in Verbindung mit Nackenverspannungen: https://www.kopfschmerzen.de/kopfschmerzen/nackenverspannung (online, letzter Abruf: 27.10.2020)
t-online.de – Schmerzhaftes Duo - Warum Nacken- und Kopfschmerzen oft zusammen auftreten: https://www.t-online.de/gesundheit/krankheiten-symptome/id_50322204/kopfschmerzen-infolge-von-nackenschmerzen-symptome-des-hws-syndrom.html (online, letzter Abruf: 27.10.2020)
t-online.de – Rückengesundheit - Nackenschmerzen lindern und vorbeugen: einfache Übungen für zwischendurch: https://www.t-online.de/gesundheit/krankheiten-symptome/id_80261192/nackenschmerzen-loswerden-einfache-uebungen-gegen-verspannungen-.html (online, letzter Abruf: 27.10.2020)
Neurologen und Psychiater im Netz – Migräne kann auch Nackenschmerzen verursachen: https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/neurologie/ratgeber-archiv/meldungen/article/migraene-kann-auch-nackenschmerzen-verursachen/ (online, letzter Abruf: 27.10.2020)
aktualisiert am 27.10.2020