Wenn es nach dem Essen beginnt, im Kopf zu hämmern und pochen, kann das an einer Nahrungsmittelunverträglichkeit liegen. Einige Lebensmittel und Inhaltsstoffe stehen besonders in Verdacht, Kopfschmerzen auszulösen.
Bei Glutamat handelt es sich um einen Geschmacksverstärker. Glutamat ist in seiner natürlichen Form zum Beispiel in Hefe, Tomaten, Parmesan und Fleisch enthalten. Es wird aber vor allem in synthetisch hergestellter Form Lebensmitteln zugesetzt, um den Eigengeschmack zu intensivieren. Glutamat ist in vielen Fertiggerichten, Saucen und Gewürzmischungen sowie in Snacks wie Kartoffelchips oder Erdnussflips enthalten. In den 1970er-Jahren geriet die Glutamatunverträglichkeit zum ersten Mal als „China-Restaurant-Syndrom“ in die Schlagzeilen. Man stellte fest, dass einige Menschen nach dem Genuss von Chop Suey und Co. über körperliche Beschwerden klagten. Die Symptome einer Glutamatunverträglichkeit können sein:
Ein oder mehrere Symptome treten wenige Minuten nach dem Verzehr von Glutamat auf und können mehrere Stunden anhalten.
Glutamat ist unschädlich, muss aber von den Lebensmittelherstellern auf der Zutatenliste ausgewiesen werden. Es ist dort als Mononatriumglutamat oder unter den Kennzeichnungen E620 bis 625 zu finden. Vorsicht, wenn Hefeextrakt, Würze, Sojawürze oder Fleischextrakt auf der Zutatenliste stehen, ist ebenfalls Glutamat enthalten. Selbst Lebensmittel, die mit „frei von Geschmacksverstärkern“ werben, dürfen Glutamat enthalten.
Auch eine Intoleranz gegen Histamin kann sich in Kopfschmerzen äußern. Gesicherte wissenschaftliche Erkenntnisse zur Histaminintoleranz sind rar. Eine Histaminunverträglichkeit kann sich in folgenden Symptomen äußern:
Lebensmittel, die diese Symptome bei histaminsensitiven Personen auslösen können, sind:
Bei einem Verdacht auf eine Histaminunverträglichkeit empfiehlt es sich, vor allem auf unverarbeitete Lebensmittel zurückzugreifen. Mit der Gärung, Reifung oder Fermentation steigt der Histamingehalt.
Aspartam ist ein künstlicher Süßstoff, der vor allem in Light- und Diätprodukten, in zuckerfreien Softdrinks und Kaugummis enthalten ist. Ende der 1980er-Jahre ist Aspartam erstmals in Verdacht geraten, Kopfschmerzen auszulösen. Weitere Symptomen können sein:
Wissenschaftlich gibt es keinen Nachweis dafür, dass Aspartam in verzehrüblichen Mengen diese Beschwerden auslösen kann. Als tägliche Höchstdosis gelten 40 Milligramm Aspartam pro Kilo Körpergewicht. Nur im Selbstversuch, also durch Weglassen aspartamhaltiger Nahrungsmittel, lässt sich herausfinden, ob die Kopfschmerzen und der Süßstoff in einem Zusammenhang stehen. Auf der Zutatenliste von Lebensmitteln erscheint Aspartam als E951.
Ein häufiger Auslöser von Kopfschmerzen ist Alkohol. Viele kennen den „Katerkopfschmerz“, der am Morgen nach einer alkoholschwangeren Nacht zuschlägt. Der Kopfschmerz ist unter anderem dem im Alkohol in kleinen Mengen enthaltenen Methanol zu verdanken. Zu viel davon führt zu Vergiftungserscheinungen. Baut die Leber das Methanol ab, entstehen die typischen Katerbeschwerden:
Ein weiterer Grund für die Kopfschmerzen nach dem Alkoholkonsum ist der Flüssigkeitsverlust, zu dem noch ein Ungleichgewicht im Mineralhaushalt kommt.
Doch hinter dem Alkohol-Kopfschmerz muss nicht immer ein alkoholischer Exzess stecken. Bei vielen Migräne-Patienten reicht eine geringe Menge Rotwein oder Sekt aus, um eine Migräne-Attacke auszulösen. Ein Glas Bier hingegen soll, laut einer Studie der Uni Wien, bei einer beginnenden Migräne-Attacke helfen, den Anfall abzuschwächen oder gar zu verhindern.
Einige Kopfschmerzpatienten berichten, dass Kaffee ihre Beschwerden auslöst oder verstärkt. Wissenschaftlich belegt ist dies nicht. Aber die Ausscheidung von Magnesium und Noradrenalin, die nach dem Koffeingenuss entsteht, könnte bei empfindlichen Menschen zu Kopfschmerzen führen. Andererseits kann Koffein bei vielen Menschen helfen, leichte Kopfschmerzen zu vertreiben. Kopfschmerzen können sich außerdem als ein Entzugssymptom einstellen, wenn Menschen, die an regelmäßige Koffeinzufuhr gewöhnt sind, dieses plötzlich weglassen.
Fast ein Viertel aller Patienten mit Migräne geht davon aus, dass ihre Migräneattacken in Verbindung mit bestimmten Lebensmitteln stehen. Neben den oben genannten Auslösern stehen auch Zitrusfrüchte, Frittiertes, schwarzer und grüner Tee und Getreideprodukte bei vielen Migräne-Patienten auf der Roten Liste.
Wissenschaftlich nachgewiesen ist der Zusammenhang zwischen Kopfschmerzen und Nahrungsmitteln nicht. Zwar gibt es immer wieder kleinere Studien, die den Verdacht von Kopfschmerz-Auslösern aus der Speisekammer bestätigen. Aber es fehlt nicht an Gegenstudien, die diese These entkräften.
Nicht zu unterschätzen ist eine negative Erwartungshaltung. Wer einmal nach dem Genuss von Rotwein einen heftigen Migräne-Anfall erlitten hat, stellt einen Zusammenhang her und erwartet dann das nächste Mal eine ähnliche Reaktion. Man nennt dies den Nocebo-Effekt. Er beschreibt das Gegenteil des in wissenschaftlichen Studien häufig eingesetzten Placebos. Statt des Medikaments wird ein wirkungsloses Mittel (das Placebo) verabreicht, das aber manchmal genauso gut hilft, weil eine positive Erwartungshaltung daran gekoppelt ist.
Bei Schokolade hat sich gezeigt, dass der Heißhunger auf Süßes oft einer Migräneattacke vorausgeht. Damit ist die Schokolade dann nicht Auslöser des Migräne-Anfalls, sondern der Appetit darauf ist ein Vorbote einer sich ankündigenden Migräne, die auch ohne Schokolade eingetreten wäre.
Wer sichergehen möchte, ob bestimmte Nahrungsmittel Kopfschmerzen auslösen, führt am besten sechs bis acht Wochen lang ein Ernährungstagebuch. In dem Tagebuch sollte möglichst detailgenau jede Mahlzeit, jeder Snack, jedes Getränk festgehalten werden. Auch die Uhrzeit sollte vermerkt werden. Treten in der Folge Kopfschmerzen auf, wird die Stärke und Dauer protokolliert. Weitere Symptome wie Bauchschmerzen, Durchfall, Übelkeit, Schwindel oder Hautausschlag werden ebenfalls notiert. Mithilfe dieser Aufzeichnungen lässt sich nach einigen Wochen erkennen, ob die Kopfschmerzen mit dem Essen in einem Zusammenhang stehen und welche Nahrungsmittel in Verdacht stehen, die Beschwerden zu verursachen. Bei einem Arztbesuch kann das Tagebuch ein hilfreiches Mittel sein, um zu erkennen, welche Nahrungsmittelunverträglichkeiten hinter den Kopfschmerzen stecken könnten.
Wer bestimmte Nahrungsmittel in Verdacht hat, Kopfschmerzen zu triggern, sollte diese konsequent vermeiden. Der Verdacht erhärtet sich, wenn die Kopfschmerzen ausbleiben.
Apotheken Umschau, Tanja Pöpperl – Welche Rolle die Ernährung bei Migräne spielt: https://www.apotheken-umschau.de/Migraene/Welche-Rolle-die-Ernaehrung-bei-Migraene-spielt-543821.html (online, letzter Abruf: 02.11.2020)
Deutscher Allergie- und Asthmabund – Histamin-Unverträglichkeit; https://www.daab.de/ernaehrung/nahrungsmittel-unvertraeglichkeit/histamin-unvertraeglichkeit/ (online, letzter Abruf: 02.11.2020)
Dr. Watson Der Food-Detektiv – 951 | Aspartam: http://www.food-detektiv.de/e_nummer_ausgabe.php?id=340 (online, letzter Abruf: 02.11.2020)
Leben und Migräne – Migräneauslöser: Wetter, Stress und Co.: https://www.leben-und-migraene.de/migraene/ausloeser (online, letzter Abruf: 02.11.2020)
Mini Med Studium – Lebensmittel, die Kopfschmerzen verursachen: https://www.minimed.at/medizinische-themen/gehirn-nerven/kopfschmerzen-lebensmittel/ (online, letzter Abruf: 02.11.2020)
Vital – Glutamatallergie: https://www.vital.de/gesundheit/allergie/artikel/glutamatunvertraeglichkeit (online, letzter Abruf: 02.11.2020)
aktualisiert am 02.11.2020