Die häufigsten Kopfschmerzen sind Spannungskopfschmerzen, die jedoch überwiegend im gesamten Kopf oder im Hinterkopf spürbar sind. Doch unter den etwa 200 bekannten Kopfschmerzarten gibt es auch einige, die nur einseitig Schmerzen bereiten.
Zu einseitigen Kopfschmerzen kommt es im Rahmen eines Migräneanfalls. Die Kopfschmerzen können auf der linken Seite oder rechten Seite auftreten. Manchmal wechselt der Schmerz auch während einer Migräneattacke die Seiten. Die Schmerzen können vier Stunden bis drei Tage dauern und werden häufig von Übelkeit und Erbrechen sowie Licht- und Lärmempfindlichkeit begleitet. Im Vergleich zu Spannungskopfschmerzen, die sich bei Bewegung häufig bessern, ist bei Migräne absolute Ruhe und Dunkelheit die beste Therapie. Leichte Migräne lässt sich mit freiverkäuflichen Kopfschmerztabletten bekämpfen. Bei schwereren Verläufen können Triptane als Medikamente zum Einsatz kommen.
Unter der Abkürzung TAC fasst man eine Gruppe primärer (als eigenständige Krankheit bestehender) Kopfschmerzen zusammen, die durch einseitige Kopfschmerzattacken gekennzeichnet sind. Die Schmerzen werden begleitet von weiteren Beschwerden in der betroffenen Kopfhälfte. Das sind:
Zu den TAC gehören der Clusterkopfschmerz, die paroxysmale Hemikranie sowie das SUNCT-Syndrom.
Clusterkopfschmerzen zeichnen sich durch einseitigen, intensiven Schmerz im Bereich der Schläfe aus. Der Schmerz wird als bohrend oder brennend beschrieben und strahlt von der Schläfe zum Auge hin aus. Damit einhergehen können neben den oben beschriebenen Symptomen auch Gesichtsschweiß und Übelkeit. Während der Attacke sind die Betroffenen unruhig, laufen auf und ab oder wiegen sich hin und her. Männer sind häufiger betroffen als Frauen.
Clusterkopfschmerzen kommen periodisch (in sogenannten Clustern) vor. Das heißt, sie treten eine Zeitlang gehäuft auf und bleiben dann monatelang, manchmal jahrelang komplett aus. Von den 70.000 Betroffenen in Deutschland leiden vier Fünftel länger als 15 Jahre lang immer wieder unter den unangenehmen Schmerzattacken, die vor allem nachts oder morgens einsetzen.
Zur Bekämpfung von Clusterkopfschmerzen sind gängige Schmerzmittel wie ASS, Ibuprofen oder Paracetamol ungeeignet. Mit der Inhalation von 100 Prozent Sauerstoff zu Beginn einer Schmerzattacke lassen sich bei fast drei Viertel aller Patienten die Schmerzen lindern. Falls Sauerstoff nicht hilft, können Triptane oder Dihydroergotamin ins Blut (intravenös) verabreicht werden. Eine weitere Möglichkeit ist ein lokales Betäubungsmittel (Anästhetikum) wie Lidocain, das in in Form von Nasenspray selbst verabreicht werden kann.
Die paroxysmale Hemikranie weist ähnliche Symptome wie der Clusterkopfschmerz auf. Die Schmerzattacken treten ausnahmslos einseitig im Bereich von Stirn, Schläfe und Augenhöhle auf. Der intensive Schmerz wird als stechend-bohrend oder pulsierend beschrieben. Die Kopfschmerzanfälle sind kürzer als beim Clusterkopfschmerz und meist nach wenigen Minuten vorbei. Dafür treten die Schmerzattacken häufiger auf: mindestens fünfmal täglich, bei schweren Verläufen können es bis zu 40 Anfälle pro Tag sein. Anders als beim Clusterkopfschmerz suchen Betroffene während eines Anfalls Ruhe und wollen sich nicht bewegen. Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal ist, dass die paroxysmale Hemikranie in den meisten Fällen chronisch verläuft, das heißt, kaum beschwerdefreie Intervalle kennt. Frauen sind häufiger betroffen als Männer.
Bei paroxysmaler Hemikranie hat sich Indometacin als hochwirksam erwiesen. Der Wirkstoff bringt die Kopfschmerzen vollständig zum Abklingen. Verschwinden die einseitigen Kopfschmerzen nach der Gabe von Indometacin, ist dies ein eindeutiges Indiz dafür, dass es sich um paroxysmale Hemikranie handelt.
Die Abkürzung SUNCT steht für die englische Beschreibung dieser Kopfschmerzen: Short-Lasting Unilateral Neuralgiform Headache with Conjunctival Injection and Tearing. Die einseitigen Kopfschmerzattacken sind sehr kurz und dauern nur Sekunden bis wenige Minuten. Zusätzlich ist auf der betroffenen Seite das Auge gerötet und tränt. Zur Behandlung von SUNCT wird das Antiepileptikum Lamotrigin eingesetzt, das aber nicht bei allen Patienten eine befriedigende Wirkung zeigt.
Treten einseitige Kopfschmerzen zum ersten Mal plötzlich auf und sind sehr stark, sollte man nicht lange zögern und noch am selben Tag den Arzt aufsuchen. Gehen die Kopfschmerzen mit hohem Fieber, einem steifen Nacken, Sprach- oder Bewusstseinsstörungen einher, muss der Notarzt gerufen werden.
Aber auch leichte Kopfschmerzen, die immer wiederkehren oder länger anhalten, sollte man medizinisch abklären. Auch wenn sie nur einseitig auftreten, können sie verschiedenste Ursachen haben. In den meisten Fällen sind Kopfschmerzen unangenehm und schmerzhaft, aber ungefährlich. Manchmal hängen Kopfschmerzen auch mit Kieferproblemen oder degenerativen (verschleißbedingten) Veränderungen der Halswirbelsäule zusammen. Trotzdem sollte man bei anhaltenden Kopfschmerzen ernsthaftere Erkrankungen wie eine Hirnblutung oder einen Hirntumor ausschließen.
Neurologen und Psychiater im Netz – Krankheitsbild und Symptome von Cluster-Kopfschmerzen: https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/neurologie/erkrankungen/cluster-kopfschmerzen/krankheitsbild/ (online, letzter Abruf: 02.11.2020)
Schmerzklinik Kiel – Paroxysmale Hemikranie und SUNCT-Syndrom: https://schmerzklinik.de/paroxysmale-hemikranie-und-sunct-syndrom/ (online, letzter Abruf: 02.11.2020)
MSD Manual, Stephen D. Silberstein – Trigemino-autonome Kopfschmerzerkrankungen („Short-Lasting Unilateral Neuralgiform Headache With Conjunctival Injection and Tearing“ bzw. SUNCT): https://www.msdmanuals.com/de-de/heim/störungen-der-hirn-,-rückenmarks-und-nervenfunktion/kopfschmerzen/trigemino-autonome-kopfschmerzerkrankungen-short-lasting-unilateral-neuralgiform-headache-with-conjunctival-injection-and-tearing (online, letzter Abruf: 02.11.2020)
t-online – Nicht immer harmlos - Wenn Kopfschmerzen nur an einer Stelle auftreten: https://www.t-online.de/gesundheit/krankheiten-symptome/id_50321914/einseitige-kopfschmerzen-was-sind-die-ursachen-.html (online, letzter Abruf: 02.11.2020)
aktualisiert am 02.11.2020