Cluster-Kopfschmerzen sind episodisch auftretende, sehr starke Kopfschmerzen, die für Betroffene zur Qual werden können.
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Cluster-Kopfschmerzen betreffen in Deutschland rund einen von tausend Menschen. Männer sind dreimal so häufig betroffen wie Frauen. Die Erkrankung tritt meist zum ersten Mal im Alter zwischen 20 und 40 Jahren auf. Die meisten Betroffenen begleitet der Schmerz viele Jahrzehnte. Allerdings können die Attacken in höherem Alter milder verlaufen und seltener werden.
Eine Cluster-Kopfschmerz-Attacke beginnt fast immer ohne Vorzeichen. Der Cluster-Kopfschmerz lässt sich ziemlich genau lokalisieren. Er ist einseitig und betrifft das Areal an den Schläfen und um das Auge.
Cluster-Kopfschmerzen gehören zu den stärksten Kopfschmerzen überhaupt. Betroffene beschreiben den Schmerz als brennend, bohrend und pulsierend. Häufig konzentriert sich der Schmerz auf das Auge und wird beschrieben, „als wenn einem ein Messer ins Auge gebohrt würde“. Innerhalb von Minuten spitzt sich der Schmerz zu. Im weiteren Verlauf der Attacke kann es sein, dass er auf die andere Seite des Kopfes wandert oder in Oberkiefer, Hinterkopf oder Schulter ausstrahlt.
Während einer Attacke versuchen sich Betroffene selbst Linderung zu verschaffen, indem sie in Bewegung bleiben, rastlos hin und her gehen oder mit dem Oberkörper vor und zurück wippen. Die Schmerzen sind so stark, dass einige Patienten mit dem Kopf gegen die Wand schlagen.
Neben den unerträglichen Kopfschmerzen können weitere Symptome auftreten:
Charakteristisch für Cluster-Kopfschmerzen ist, dass sie episodisch in sogenannten Clustern auftreten. „Cluster“ bedeutet im Englischen „Gruppe“ oder „Häufung“. Clusterkopfschmerzen kommen gehäuft ein bis drei Monate lang, ein- oder mehrmals am Tag. Man bezeichnet dies als Clusterperiode. Anschließend ist der Patient wieder mehrere Monate oder gar Jahre schmerzfrei. Bevorzugt kommt es im Frühjahr oder Herbst zu Cluster-Episoden.
Die meisten Betroffenen werden nachts, in den ersten Stunden nach dem Einschlafen, oder in den frühen Morgenstunden von einer Kopfschmerzattacke aus dem Schlaf gerissen. Auch am frühen Nachmittag treten die Kopfschmerzen häufig auf. Generell können die Attacken zu jeder Tageszeit kommen. Auffallend ist, dass die Anfälle sich meist täglich um die gleiche Tageszeit wiederholen. Besonders schwere Fälle können bis zu acht Kopfschmerzanfälle pro Tag erleben.
Cluster-Kopfschmerzen können auch chronisch werden. Von der chronischen Form spricht man, wenn die kopfschmerzfreie Episode weniger als vier Wochen dauert. Dies ist bei rund zwölf Prozent der Patienten der Fall.
Die einzelnen Anfälle dauern durchschnittlich eine halbe bis eine Stunde. Davon abweichend sind sie bei einigen Patienten aber auch nur wenige Minuten lang. Schlimmstenfalls kann ein Anfall bis zu drei Stunden andauern.
Die Ursache für Cluster-Kopfschmerzen konnte bisher noch nicht geklärt werden. Sie scheinen in engem Zusammenhang mit dem Hypothalamus im Gehirn und einer Reizung des Trigeminus-Nervs im Gesicht zu stehen. In Fachjargon spricht man von trigeminoautonomen Kopfschmerzen. Andere Krankheitsbezeichnungen sind Bing-Horton-Syndrom oder Histaminkopfschmerz. Letzere weist darauf hin, dass der Kopfschmerz durch histaminhaltige Lebensmittel getriggert werden kann. Histamin ist Bestandteil sehr vieler Nahrungsmittel. Die Liste ist lang. Enthalten ist es unter anderem in Tomaten, Camembert, Salami, Thunfisch, Eiern, Essig, Schokolade und Rotwein.
Weiterer Auslöser kann Alkohol (selbst in kleinen Mengen) sein. Grelles Licht oder Flackerlicht können ebenfalls eine Attacke triggern. Bei manchen Patienten verursachen Gerüche wie Benzin an einer Tankstelle oder Parfum einen Kopfschmerzanfall.
Wer unter Cluster-Kopfschmerzen leidet, sollte ein Kopfschmerz-Tagebuch führen. Möglicherweise lassen sich so einige Trigger identifizieren und vermeiden.
Die Symptome des Cluster-Kopfschmerzes und die Begleiterscheinungen sind so signifikant, dass sie dem Arzt bereits einen deutlichen Hinweis auf die Diagnose geben. Manchmal erfolgt zusätzlich eine Magnetresonanztomographie oder Computertomographie, um andere Erkrankungen auszuschließen.
Eine stationäre Behandlung ist selten notwendig. Sie kann aber hilfreich sein, wenn eine Sauerstofftherapie kurzfristig nicht anders möglich ist. Auch wenn die prophylaktische Therapie nicht greift und die Attacken sich als therapieresistent erweisen, kann eine Aufnahme ins Krankenhaus sinnvoll sein.
Zu Beginn einer Attacke hat sich das Einatmen von 100 Prozent Sauerstoff bewährt, der über eine Gesichtsmaske mit Rückatembeutel (Non-Rebreather-Maske) verabreicht wird. Diese Therapie ist bei rund 70 Prozent der Clusterpatienten wirksam. Das heißt, der Schmerz geht ganz zurück oder lässt zumindest deutlich nach.
Triptan oder Dihydroergotamin, in die Blutbahn (intravenös) verabreicht, kann die Schmerzen unterbrechen oder lindern. Ein lokales Anästhetikum wie Lidocain kann ebenfalls helfen, die Schmerzen einzudämmen. Es kann in Form von Nasenspray selbst verabreicht werden.
Gängige Kopfschmerzmittel wie etwa Ibuprofen sind wirkungslos. Selbst starke Schmerzmittel wie Morphine helfen nicht bei Cluster-Kopfschmerzen.
Cluster-Kopfschmerzen sind nicht heilbar, aber medikamentös therapierbar. Da sie so stark schmerzhaft sind und durch ihre Häufigkeit eine massive Beeinträchtigung darstellen, werden sie meist prophylaktisch behandelt. Das bedeutet, der Patient erhält eine dauerhafte Medikation, die verhindert, dass es zu Kopfschmerzattacken kommt.
Für die langfristige Vorbeugung kommen die gleichen Medikamente zum Einsatz, die auch gegen Migräne genommen werden können. Erste Wahl ist zumeist der Wirkstoff Verapamil, ein Mittel, das auch gegen Bluthochdruck hilft. Außerdem können Topiramat, Valproinsäure und Lithium eingesetzt werden. Kennt der Betroffene ungefähr den Rhythmus seiner kopfschmerzfreien Perioden, kann versucht werden, die Prophylaxe langsam zu reduzieren oder ganz auszusetzen. Auch bei chronischem Cluster-Kopfschmerz sollte halbjährlich versucht werden, die Medikamente zu reduzieren.
Bis die oben genannten Medikamente ihre Wirkung entfalten können, können schnell wirksame, hochdosierte Corticoide zur Schmerzüberbrückung gegeben werden. Zum einen kann Prednison eingesetzt werden, das der Patient in Tablettenform einnimmt. Zum anderen kann ein Cortisonpräparat in Kombination mit einem Lokalanästhetikum (örtlichen Betäubungswirkstoff) auch vom Arzt in den Hinterkopf injiziert werden, was man Nervenblockade nennt. Corticoide sollten nicht länger als vier Wochen eingenommen werden.
Wenn die gängige medikamentöse Therapie nicht hilft, kann eine Überweisung an eine spezialisierte Kopfschmerzambulanz helfen, eine wirksame Kombination von Medikamenten zu finden. Erweist sich auch dies als unwirksam, kann bei schweren Krankheitsverläufen an eine SPG-Stimulation gedacht werden. Bei einem minimalinvasiven Eingriff wird ins Zahnfleisch ein Neurostimulator eingesetzt. Dieser wirkt auf einen Nervenknoten, das Ganglion sphenopalatinum (SPG), das mit den Kopfschmerzen in Zusammenhang steht. Der mandelgroße Neurostimulator kann vom Patienten selbst mit einer Fernbedienung aktiviert werden: Bei einer Clusterattacke wirkt das Implantat auf den Nervenknoten ein, was den Kopfschmerz lindert.
Der Vorteil dieser Art von ferngesteuerter Nervenstimulation ist, dass sie nur während der Attacke stattfinden muss. In einer Studie hat sich die SPG-Stimulation bei etwa 70 Prozent der Patienten als wirksam erwiesen. Zum Teil konnten die teilnehmenden Patienten den Schmerz ganz oder weitestgehend ausschalten, zum Teil ging in einem Beobachtungszeitraum von 18 Monaten die Anzahl der Attacken zurück. Allerdings erlebten auch fast alle Patienten in den ersten Wochen bis Monaten nach dem Eingriff ein Taubheitsgefühl im Oberkiefer.
Regelmäßig wiederkehrende Episoden von starken Kopfschmerzen können das Lebensgefühl stark beeinträchtigen. Patienten mit Cluster-Kopfschmerzen haben ein erhöhtes Risiko, psychische Erkrankungen wie Depression oder Angststörungen zu entwickeln.
Je nachdem, wie ausgeprägt die Beschwerden sind, kann ein geregeltes Arbeitsleben unmöglich werden und auch ein sozialer Rückzug die Folge sein. Mit psychologischer Unterstützung können bestimmte Aspekte, die im Zusammenhang mit dem Cluster-Kopfschmerz auftreten, wirkungsvoll bearbeitet werden. Dazu gehören zum Beispiel:
Deutsches Ärzteblatt – Neurostimulation bei Clusterkopfschmerz: https://www.aerzteblatt.de/archiv/161858/Neurostimulation-bei-Clusterkopfschmerz (online, letzter Abruf: 01.09.2020)
Deutsche Gesellschaft für Neurologie, Prof. Dr. Arne May – Clusterkopfschmerz und trigeminoautonome Kopfschmerzen: https://www.dgn.org/leitlinien/3051-ll-54-ll-clusterkopfschmerz-und-trigeminoautonome-kopfschmerzen (online, letzter Abruf: 01.09.2020)
gesundheitsinformation.de – Cluster-Kopfschmerzen: https://www.gesundheitsinformation.de/cluster-kopfschmerzen.3186.de.html (online, letzter Abruf: 01.09.2020)
Migräne- und Kopfschmerzklinik Königstein, Dipl.-Psych. Anna-Lena Guth – Was sind die Charakteristika des Clusterkopfschmerzes?: https://www.migraene-klinik.de/kopfschmerzarten/clusterkopfschmerz.html (online, letzter Abruf: 01.09.2020)
MSD Manual. Ausgabe für Patienten, Stephen D. Silberstein – Cluster-Kopfschmerzen: https://www.msdmanuals.com/de-de/heim/störungen-der-hirn-,-rückenmarks-und-nervenfunktion/kopfschmerzen/cluster-kopfschmerzen (online, letzter Abruf: 01.09.2020)
Neurologen und Psychiater im Netz, Prof. Diener – Was sind Clusterkopfschmerzen?: https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/neurologie/erkrankungen/cluster-kopfschmerzen/was-sind-cluster-kopfschmerzen/ (online, letzter Abruf: 01.09.2020)
Patienteninformation.de – Cluster-Schmerz - ein seltener Grund für starken Kopfschmerz: https://www.patienten-information.de/kurzinformationen/cluster-kopfschmerz (online, letzter Abruf: 01.09.2020)
TK - Die Techniker, Stefanie Krinninger – Die häufigsten Kopfschmerzarten – ein Überblick: https://www.tk.de/techniker/gesundheit-und-medizin/behandlungen-und-medizin/kopfschmerzen-und-migraene/die-haeufigsten-kopfschmerzarten-ein-ueberblick-2016920 (online, letzter Abruf: 01.09.2020)
aktualisiert am 01.09.2020