Macht man sich auf die Suche nach effektiven Mitteln zur Bekämpfung von Kopfläusen, finden sich zum Teil kuriose Empfehlungen. So soll es beispielsweise helfen, Haare und Kopfhaut mit Mayonnaise zu behandeln. Als wirksamere und weniger befremdliche Hausmittel gelten dagegen Teebaumöl, Kokosöl oder Zitronensäure. Wer die blutsaugenden Parasiten schneller loswerden möchte, greift zu apothekenpflichtigen Shampoos und Tinkturen, die meist diverse Insektizide enthalten. Einer Studie zufolge gibt es inzwischen sogar Tabletten, die die Wirkung dieser apothekenpflichtigen Produkte noch übersteigt. Dass die getesteten Wirkstoffe jedoch auch den deutschen Markt erreichen werden, gilt als äußerst unwahrscheinlich.
Selbst wenn man sich für die chemisch wirkenden Bekämpfungsmittel zur äußerlichen Anwendung entscheidet, sollte man einen bestimmten Zeitaufwand für die Behandlung planen. Ob Shampoo, Spülung oder Tinktur – die jeweiligen Mittel müssen in Haare und Kopfhaut einmassiert werden. Anschließend folgt das Ausspülen der Haare und ein Auskämmen der toten Läuse mit einem speziellen Kamm aus der Apotheke. Weil die sogenannten Nissen, die Läuseeier, jedoch häufig resistent auf die chemischen Wirkstoffe reagieren, muss die Prozedur nach einigen Tagen wiederholt werden.
Deutlich angenehmer würde sich eine Behandlung mit Tabletten gestalten. Zwar müsste man die Haare immer noch von den toten Parasiten befreien, allerdings würde man sich die aufwendigen Haarwäschen sparen. Zudem enthalten zahlreiche Läusemittel bestimmte Stoffe, deren chemischer Geruch als äußerst unangenehm empfunden wird und die die Haut reizen können.
In einer Studie, die multizentrisch (an verschiedenen Orten) angelegt war, wurden die beiden Wirkstoffe Ivermectin und Malathion gegenüber gestellt. Malathion findet sich außerhalb Deutschlands in vielen verschiedenen Läusemitteln, die äußerlich angewendet werden. In Deutschland findet der Wirkstoff keine Verwendung mehr, weil viele Läuse inzwischen eine Resistenz entwickelt haben. Während man bei einem Teil der Probanden Malathion zum Auftragen zur Bekämpfung der Läuse einsetzte, verabreichte man den anderen Teilnehmern den Wirkstoff Ivermectin. Dieser wurde oral in Tablettenform eingenommen. Nach 15 Tagen wurden die Ergebnisse beider Gruppen verglichen. Rund 85 Prozent der Probanden, die mit einer Malathion-Lösung behandelt worden sind, zeigten zu diesem Zeitpunkt keine lebendigen Kopfläuse mehr. Bei der Ivermectin-Gruppe waren es sogar 95 Prozent. Die bis dahin nicht erfolgreich behandelten Patienten bekamen daraufhin das jeweils andere Mittel und vier Wochen nach Beginn der Behandlung waren bis auf einen Patienten alle läusefrei.
Die Tabletten weisen Vorteile auf: Die Kopfhaut wird weder gereizt noch trocknet sie aus. Eine nachträgliche Befragung der Probanden ergab, dass über 75 Prozent von ihnen die Tabletten zur Bekämpfung von Läusen gegenüber anderen Anwendungsarten bevorzugen würden.
Obwohl Tabletten gegen Läuse viele Vorteile versprechen, ist die Einführung des Medikaments eher unwahrscheinlich. In den letzten Jahren haben Kopfläuse immer mehr Resistenzen entwickelt. Damit die Wirkstoffe in den Tabletten eine erfolgreiche Bekämpfung versprechen, müssen diese vorschriftsgemäß eingenommen werden. Denkbar ist auch bei Ivermectin, dass sich weitere Resistenzen entwickeln und die zukünftige Bekämpfung der Parasiten immer schwerer wird. Außerdem ist die Substanz nicht frei von Nebenwirkungen und darf bei Schwangeren und Stillenden sowie bei kleinen Kindern nicht angewendet werden. Zudem vertrauen viele Deutsche der Wirkung von „Läuse-Tabletten“ nicht, sodass man hierzulande wahrscheinlich weiterhin auf die bekannten Shampoos, Lösungen und Tinkturen zurückgreifen wird.
aktualisiert am 19.07.2019