Wirbelbrüche entstehen nicht immer durch die Gewalteinwirkung von außen oder durch einen Sturz. Liegt bereits eine Vorerkrankung wie Osteoporose vor, kann der Wirbel auch spontan brechen. Der betroffene Wirbelkörper wird dann durch eine Operation stabilisiert, wobei die angewandte Methode einige Risiken mit sich bringt.
Bei Wirbelbrüchen, die durch Osteoporose (Knochenschwund) verursacht wurden, wird in vielen Fällen eine Operation durchgeführt, bei der die Wirbelkörper mittels Zement gefestigt werden. Das minimal-invasive Verfahren hat sich als erfolgreich bei der Behandlung von Osteoporosebrüchen erwiesen. Bei dieser sogenannten Kyphoplastie wird eine Hohlnadel in den porösen Wirbel eingeführt. Mittels eines Ballons, der im Körper aufgeblasen wird, wird der gebrochene Wirbel vorgeschoben und aufgerichtet. Der Hohlraum wird dann mit einem speziell dafür geeigneten Knochenzement gefüllt, der die Bruchstücke des Wirbels zusammenhält und stabilisiert. Der dabei genutzte Biozement ist jedoch zunächst flüssig. Damit besteht das Risiko, dass der Zement aus dem Wirbel austritt und in umliegendes Gewebe gelangt.
Der bei der Kyphoplastie eingesetzte Biozement ist gut dafür geeignet, Knochenmaterial zusammenzuhalten, da er schon nach kurzer Zeit aushärtet. Während der Injektion ist der Zement jedoch mehr oder weniger flüssig, was zur Folge haben kann, dass er aus dem Wirbel austritt. Hierdurch können Nervenfasern gereizt werden und Entzündungen und Schmerzen hervorrufen.
Handelt es sich um einen seitlichen Austritt aus dem Wirbelkörper und nur um geringe Mengen, hat der Zementaustritt keine besonderen Folgen. Auch wenn der Knochenzement in den Zwischenwirbelraum gelangt, wird noch nicht von einer schwerwiegenden Komplikation gesprochen. Risikoreich dagegen ist der Austritt von Zement in den Wirbelkanal (Spinalkanal) oder die Öffnungen zwischen den Wirbeln (Intervertebralforamina). Hier kann es zu schweren neurologischen (nervlichen), teils bleibenden Schäden kommen, was auch durch eine erneute Notoperation nicht immer verhindert werden kann. Gegebenenfalls kann ein Knochenzementaustritt bereits während der Operation erkannt und beseitigt werden. Schmerzen und Lähmungserscheinungen können die Folge dieses Zementaustritts sein.
Weitere Risiken sind eine allergische Reaktion oder der Eintritt von Zementflüssigkeit in die Blutbahn. Gelangt der Zement mit dem Blut dann in die Lunge, kann dies eine Embolie (Verlegung eines Gefäßes) verursachen.
Das minimalinvasive Verfahren zur Einbringung von Knochenzement ist im Laufe der Zeit modernisiert worden. Mittlerweile wird im Zuge der sogenannten Vesselplastie noch zusätzlich ein kleines ballonartiges Netz eingebracht, das den Austritt des Zementes verhindern soll. Auch der Knochenzement selbst wurde weiterentwickelt, moderne Varianten des Materials sind zähflüssiger und härten schneller aus. Generell liegt bei der Kyphoplastie ein geringes Komplikationsrisiko für einen Zementaustritt von etwa einem bis zehn Prozent vor. Die Erfolgsaussichten sind insgesamt gut und die Behandlung hat sich über viele Jahre hinweg bewährt.
aktualisiert am 26.05.2020