Als kollagene Kolitis wird die bestimmte Form einer mikroskopischen Kolitis bezeichnet. Die Medizin kennt zwei unterschiedliche Formen der mikroskopischen Kolitis: die kollagene und die lymphozytäre Kolitis. Bei beiden Formen dieser Erkrankung handelt es sich um eine entzündliche Erkrankung des Darms. Der Überbegriff „mikroskopische Kolitis“ zeigt auf, dass diese beiden Erkrankungen nur unter einem Mikroskop diagnostiziert werden können. Im Rahmen einer Darmspiegelung (endoskopischen Untersuchung) lassen sich bei diesen Krankheiten keine Veränderungen an der Darmschleimhaut erkennen. Von der kollagenen Kolitis können alle Abschnitte des Dickdarms sowie mitunter der Magen oder der unterste Bereich des Dünndarms (terminales Ileum) befallen werden. Ein typisches Symptom der Erkrankung ist das Auftreten von wässrigem Durchfall, hinzu können weitere Beschwerden kommen.
Die kollagene Kolitis ist eine eher seltene Darmentzündung. Allerdings steigt die Zahl der Erkrankungen aktuell konstant an. Die Erkrankung ist durch vermehrte Kollageneinlagerungen (Einlagerungen einer bestimmten Sorte von Bindegewebe) in der inneren Darmschleimhaut gekennzeichnet. Inwieweit diese Kollageneinlagerungen eine Darmentzündung (Kolitis) verursachen, ist bisher unklar.
Die genauen Ursachen für die kollagene Kolitis sind bis heute unklar. Die Ärzte können bezüglich der Ursachen nur Vermutungen anstellen. Beispielsweise stehen bestimmte Medikamente unter Verdacht, für die Einlagerungen von Kollagen (Bindegewebe) in der Darmschleimwand verantwortlich zu sein. Vor allem sogenannte nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR, zu denen bestimmte Schmerzmittel und entzündungshemmende Mittel gehören), Cholesterinsenker und Blutgerinnungshemmer sind unter diesem Kontext zu nennen. Die Ärzte sind sich einig, dass die vermehrten Kollageneinlagerungen nicht aus einer Überproduktion von Kollagen resultieren. Vielmehr ist bei den betroffenen Patienten der Kollagenabbau im Darm gehemmt.
Eine weitere Theorie besagt, dass unverdaute Bestandteile aus dem Nahrungsbrei in die Darmschleimhaut eindringen und dort zu Störungen führen. Zudem werden bei vielen Patienten Antikörper gegen bestimmte Darmbakterien in der Darmschleimhaut gefunden. Die entsprechenden Darmbakterien sind in der Darmflora nicht auffindbar. Die Ärzte sehen hierin einen Hinweis auf eine vergangene Darminfektion, welche eine erhöhte Durchlässigkeit der Darmschleimhaut verursacht hat. Aus dieser Durchlässigkeit der Darmschleimhaut können eventuell die Einlagerungen von Kollagen in der Schleimhaut resultieren.
Jedoch sind dies alles derzeit noch Vermutungen bezüglich der Ursachen für eine kollagene Kolitis. Generell ist noch unklar, wie es zu einer Verdickung des Kollagenbandes in der Darmschleimhaut und zu einer kollagenen Kolitis kommt. Interessant ist, dass die kollagene Kolitis bei Patienten mit einem künstlichen Darmausgang nach einiger Zeit abklingt.
Da die genauen Gründe für die Erkrankung noch unklar sind, lassen sich auch die Risikofaktoren für die kollagene Kolitis nicht exakt definieren. Studien haben aufgezeigt, dass die kollagene Kolitis vermehrt bei weiblichen Patienten mit einem Alter über 65 Jahren auftritt. Ferner wird vermutet, dass bestehende Autoimmunerkrankungen (Krankheiten, bei denen sich das Immunsystem gegen körpereigenes Gewebe richtet) und Schilddrüsenerkrankungen eine kollagene Kolitis fördern können. Des Weiteren stehen, wie erwähnt, bestimmte Medikamente unter dem Verdacht, eine kollagene Kolitis auszulösen. Ungefähr 10 Prozent der Patienten mit einer mikroskopischen Kolitis weisen eine Krebserkrankung auf. Da die kollagene Kolitis eine Form der mikroskopischen Kolitis darstellt, müssen unter Umständen auch Krebserkrankungen als Risikofaktor erachtet werden. Der gleiche Umstand bezieht sich auf Diabetes-Erkrankungen. Allerdings muss ein möglicher Zusammenhang zwischen den beiden Formen der mikroskopischen Kolitis und diesen Erkrankungen noch weiter erforscht werden.
Die kollagene Kolitis, wie auch die lymphozytäre Kolitis, verursacht als wesentliches Symptom einen wässrigen Durchfall. Hierdurch wird in den meisten Fällen der Anschein auf eine Darminfektion geweckt. In vielen Fällen tritt der wässrige Durchfall plötzlich auf. Trotz der Intensität der Durchfälle kommt es selten zur Austrocknung (Dehydration) des Patienten.
Ferner können durch die kollagene Kolitis folgende Symptome auftreten:
Der Gewichtsverlust resultiert nach Annahme der Ärzte nicht direkt aus den Durchfällen. Vielmehr entsteht der Gewichtsverlust durch die Bestrebungen der Patienten, den Darm zu schonen. Die Patienten nehmen teilweise über längere Zeit ausschließlich Schonkost zu sich. Dies kann bei einer reduzierten Kalorienaufnahme zu einem so nicht gewollten Gewichtsverlust führen.
Bei einigen Patienten mit einer kollagenen Kolitis zeigen sich zudem vereinzelt Symptome, die sich nicht auf den Darm beziehen. Beispielsweise können Symptome wie rheumatische Gelenksbeschwerden, Schuppenflechte (Psoriasis) auf der Haut oder Funktionsstörungen der Schilddrüse auftreten. Derartige Symptome müssen im Rahmen der Therapie gesondert behandelt werden.
Bei Patienten, die mit Beschwerden wie Durchfall zum Arzt gehen, wird dieser ein Gespräch mit dem Betroffenen durchführen (Anamnese). Eine einfache körperliche Untersuchung gehört zur Grunddiagnose. Daraufhin erfolgt die weitergehende Diagnostik der Erkrankung. Wie bereits erwähnt, ist die kollagene Kolitis eine spezielle Form einer mikroskopischen Kolitis. Eine mikroskopische Kolitis kann ausschließlich durch die Untersuchung von Schleimhautproben aus dem Darm unter einem Mikroskop festgestellt werden. Alleine durch eine Endoskopie (Spiegelung) des Darms können die Ärzte keine Veränderungen an der Darmschleimhaut durch die kollagene Kolitis erkennen. Es ist für die genaue Diagnose notwendig, Proben der Schleimhaut aus dem Dickdarm zu entnehmen und diese mikroskopisch zu untersuchen. Die Schleimhautprobe wird im Rahmen einer Endoskopie (Darmspiegelung) entnommen. Zumeist werden diese Untersuchungen bei Patienten angesetzt, die seit über vier Wochen an den wässrigen Durchfällen leiden.
Im Labor wird die Schleimhautprobe mithilfe bestimmter Färbemethoden unter dem Mikroskop untersucht. Durch diese Färbemethoden können die Labormitarbeiter bei einer kollagenen Kolitis das verdickte Kollagenband in der Darmschleimhautprobe erkennen. Bei gesunden Menschen ist das Kollagenband in der Darmschleimhaut dünner als fünf Mikrometer. Bei Patienten mit einer kollagenen Kolitis beträgt die Dicke des Kollagenbandes mehr als zehn Mikrometer. Durch diese Dicke und mithilfe der speziellen Einfärbemethoden ist das Kollagenband unter dem Mikroskop gut sichtbar.
Im Rahmen der Diagnose ist es wichtig, anderweitige Darmerkrankungen mit ähnlichem Krankheitsbild abzugrenzen (Differenzialdiagnose). Beispiele hierfür sind Darminfektionen, das Reizdarmsyndrom, Nahrungsmittelunverträglichkeiten und (weitere) chronisch entzündliche Darmerkrankungen. Die chronisch entzündlichen Darmerkrankungen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa lassen sich im Rahmen einer Darmspiegelung feststellen. Bei diesen Erkrankungen treten sichtbare Veränderungen an der Darmschleimhaut mit Geschwüren auf. Darminfektionen können mithilfe einer Stuhluntersuchung diagnostiziert werden. Nahrungsmittelunverträglichkeiten werden mithilfe spezieller Testverfahren ermittelt. Das Reizdarmsyndrom wird mithilfe einer Ausschlussdiagnose festgestellt. Hierbei ist wiederum wichtig, alle möglichen Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen abzugrenzen.
Zumeist wird für die Differenzialdiagnose (Abgrenzung von anderen Erkrankungen) eine breit gefächerte Kombination aus verschiedenen Diagnoseverfahren eingesetzt. Diese können sein:
In den meisten Fällen erfolgt die Abgrenzung von anderen Erkrankungen vor der mikroskopischen Untersuchung der Darmschleimhautprobe. Dieser Umstand resultiert aus der Seltenheit der kollagenen Kolitis. Erst wenn diverse Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen ausgeschlossen wurden, fällt der Verdacht auf eine kollagene Kolitis.
Die kollagene Kolitis wird von den Ärzten den chronischen Erkrankungen mit gutartigem Verlauf zugeordnet. Dennoch treten bei 40 Prozent der Patienten chronische oder wiederkehrende Durchfälle auf. Ein Zusammenhang mit der Entstehung von Darmkrebs besteht bei der kollagenen Kolitis nicht. Die meisten Patienten sprechen gut auf die Behandlung an. Bei rund 20 Prozent der Patienten lassen die Durchfälle spontan nach. Bei der Mehrzahl der Patienten ist durch die Therapie eine dauerhafte oder vorübergehende Genesung zu beobachten.
Die Behandlung bei einer kollagenen Kolitis erfolgt medikamentös. In erster Linie verordnen die Ärzte Medikamente gegen die Symptome. Der Hauptfokus gilt hierbei den wässrigen Durchfällen. Gegen diese Durchfälle kann beispielsweise Aktivkohle oder der Arzneistoff Loperamid (Peristaltikhemmer) eingesetzt werden. Bisher findet sich auf dem Markt nur ein weltweit zugelassenes Medikament gegen die Entzündung bei der kollagenen Kolitis. Dieses Präparat mit der Bezeichnung Budesonid wirkt bei den Betroffenen entzündungshemmend auf die Darmschleimhaut. Das Medikament zählt zu der Gruppe der Cortisonpräparate. Die Nebenwirkungen von Budesonid werden als gering eingestuft. Um die 90 Prozent des Wirkstoffes wird direkt in der Leber abgebaut. Hierdurch gelangen ausschließlich geringe Mengen des Cortisonpräparats in den Kreislauf. Aus diesem Grund fallen die Nebenwirkungen im Vergleich zu anderen Cortisonpräparaten weitaus geringer aus. Einige Patienten erleiden nach dem Absetzen der Medikamente einen erneuten Schub der kollagenen Kolitis.
In seltenen Fällen muss die kollagene Kolitis operativ behandelt werden. Hierbei wird beim Patienten ein künstlicher Darmausgang gesetzt. Wie bereits erwähnt, beobachten die Ärzte hierbei häufig einen Rückgang der kollagenen Kolitis unterhalb des künstlichen Darmausgangs. Durch den künstlichen Darmausgang kommt der Darminhalt nicht mehr mit der Dickdarmschleimhaut in Berührung. Das eingelagerte Kollagen in der Darmschleimhaut bildet sich daraufhin zurück und die Darmentzündung klingt im jeweiligen Darmabschnitt ab. Diesen Umstand erachten die Ärzte als eventuellen Hinweis darauf, dass der Darminhalt ein Auslöser für die kollagene Kolitis sein könnte.
Treten bei einer kollagenen Kolitis Symptome auf, die nicht direkt den Darm betreffen, müssen diese im Rahmen der Therapie gesondert behandelt werden. Die Behandlung dieser Symptome richtet sich generell nach deren Erscheinungsbild und dem Ort des Auftretens.
Für Patienten mit einer kollagenen Kolitis ist es wichtig, auf darmreizende Lebensmittel und Genussmittel zu verzichten. Beispielsweise sollten die Patienten den Genuss von scharfen Speisen, Kaffee und Alkohol vermeiden. Ferner ist es gegebenenfalls sinnvoll, Medikamente, die zu einer erhöhten Durchlässigkeit der Darmschleimhaut führen, für einen gewissen Zeitraum abzusetzen. Das Absetzen von Medikamenten muss jedoch immer vorher mit dem Arzt besprochen werden. In vielen Fällen raten die Ärzte zu Beginn der Therapie zum kurzzeitigen Absetzen der entsprechenden Medikamente. Voraussetzung hierfür ist, dass der Allgemeinzustand des Patienten und der Verlauf der jeweiligen Erkrankung das Absetzen erlaubt. Unter Umständen können die Symptome zusätzlich mithilfe eines Naturheilmittels oder mit homöopathischen Mitteln gelindert werden. Vor der Einnahme derartiger Naturheilmittel sollte grundsätzlich ein Gespräch mit dem Arzt geführt werden.
Bezüglich der kollagenen Kolitis finden sich keine umfassenden Vorbeugemaßnahmen. Da bisher noch nicht geklärt ist, durch welche Ursachen die kollagene Kolitis ausgelöst wird, können die Ärzte auch keine konkreten vorbeugenden Maßnahmen empfehlen. Bei Patienten mit wiederkehrender kollagener Kolitis sollten gemeinsam mit dem Arzt Überlegungen bezüglich eventuell auslösender Medikamente durchgeführt werden.
aktualisiert am 22.01.2019