Kokzygodynie ist der Fachausdruck für Steißbeinschmerzen. Die Ursachen hierfür sind vielfältig und oft nicht festzustellen. Betroffene leiden unter starken Schmerzen im Steißbeinbereich, die Monate anhalten können. Die Therapie besteht vor allem darin, die Schmerzen mit Medikamenten und weiteren Maßnahmen zu reduzieren.
Das Steißbein (Os coccygis) ist der unterste Teil der Wirbelsäule. Es besteht aus vier bis fünf zurückgebildeten Wirbeln, die in der Regel miteinander verwachsen sind. Das Steißbein hat sich in der menschlichen Entwicklung durch Rückbildung der Schwanzwirbel entwickelt. Es dient als Ansatzstelle verschiedener Bänder und Muskeln von Beckenboden und Hüfte.
Kokzygodynie ist der Fachausdruck für Schmerzen am Steißbein selbst oder in dessen Umgebung. Der Name leitet sich von der lateinischen Bezeichnung für Steißbein (Os coccygis) und der aus dem Griechischen stammende Endung für Schmerz (-dynie) ab.
Die Ursachen einer Kokzydogynie sind unterschiedlich. Die Beschwerden können beispielsweise nach Stürzen auf das Steißbein oder durch ständige Überbelastung durch Sitzen auf harten Stühlen ausgelöst werden. Die Schmerzen werden als ziehende, stechende, oft über Wochen anhaltende Schmerzen beschrieben, die sich verstärken, wenn Kräfte auf das Steißbein einwirken. Dies ist beispielsweise beim Hinsetzen oder Aufstehen, bei langem Sitzen, Geschlechtsverkehr oder Kotabsatz der Fall. Die Schmerzen können in Anal-, Lenden- oder Hüftbereich ausstrahlen.
Folgende Ursachen führen zu Schmerzen am Steißbein oder in dessen direkter Umgebung:
In vielen Fällen kann keine Ursache für die Kokzygodynie gefunden werden. Man spricht dann von idiopathischer Kokzygodynie.
Typische Symptome der Kokzygodynie sind lang anhaltende (einige Tage bis Monate dauernde) ziehende, brennende oder stechende Schmerzen direkt am Steißbein oder in dessen direkter Umgebung. Die Schmerzen können auf die Lenden-, Hüft- oder Analgegend ausstrahlen. Sie verstärken sich bei Belastung des Steißbeins wie beim Sitzen auf harten Stühlen, Stuhlgang, Geschlechtsverkehr, Fahrradfahren oder Aufstehen. Sie können so stark sein, dass der Patient nicht sitzen kann. Die Schmerzen können auch bei Berührung oder Bewegung des Steißbeins ausgelöst werden.
In einer ausführlichen Krankengeschichte wird der Arzt zunächst Art, Dauer und gegebenenfalls Ursache für die Steißbeinschmerzen erfragen. Im Anschluss erfolgt die klinische Untersuchung. Bei einer Kokzygodynie lässt sich der Schmerz typischerweise durch Druck auf die Steißbeinspitze (von außen oder über den After) oder durch Bewegung des Steißbeins auslösen.
Um die Ursache herauszufinden, werden Röntgenaufnahmen oder ein MRT (Magnetresonanztomographie) zur Darstellung von Steißbein, Becken und Kreuzbein angefertigt. So können die Knochen und alle umgebenden Strukturen dargestellt werden, um Verletzungen, Formabweichungen, Entzündungen oder Wucherungen sehen zu können.
Das Wichtigste in der Behandlung der Kokzygodynie ist die Linderung der Schmerzen. Betroffene bekommen schmerz- und entzündungshemmende Medikamente (wie Ibuprofen, Diclofenac) verordnet. In einigen Fällen werden Cortison und örtlich schmerzausschaltende Medikamente (Lokalanästhetika) direkt in die betroffene Region gespritzt.
Weitere unterstützende Maßnahmen sind:
Aufgrund der schlechten Ergebnisse und der Gefahr von Nebenwirkungen wird eine Operation nur in schweren Ausnahmefällen in Erwägung gezogen, wenn andere Maßnahmen nicht erfolgreich sind. In Betracht kommen die Entfernung von Teilen des Steißbeins oder eine Durchtrennung von Nerven.
Der Verlauf solcher Steißbeinschmerzen ist sehr unterschiedlich und vor allem abhängig von der Ursache. Die Schmerzen dauern bei unkompliziertem Verlauf einige Tage bis Monate und können spontan wieder verschwinden. In schweren, chronischen Fällen bestehen die Beschwerden jedoch Monate bis Jahre.
Onmeda, Dr. rer. nat. Geraldine Nagel – Steißbeinschmerzen (Kokzygodynie): Ursachen, Symptome, Therapie: https://www.onmeda.de/krankheiten/steissbeinschmerzen.html (online, letzter Abruf: 18.11.2019)
Genetic and Rare Diseases Information Center – Coccygodynia: https://rarediseases.info.nih.gov/diseases/5168/coccygodynia (online, letzter Abruf: 18.11.2019)
AWMF online Leitlinien – Kokzygodynie: https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/081-005.pdf (online, letzter Abruf: 18.11.2019)
Dr. Maximilian Reinhold – Steißbeinschmerz - Coccygodynie: https://www.dr-reinhold.com/de/kokzygodynie.html (online, letzter Abruf: 18.11.2019)
aktualisiert am 19.11.2019