Eine trockene Knochenentzündung, auch Alveolitis sicca, Ostitis alveolaris oder trockene Alveole genannt, tritt nach der Extraktion (Ziehung) eines Zahnes auf. Das ist oft der Fall, nachdem ein Weisheitszahn gezogen wurde, bevorzugt im Unterkiefer.
Jeder Zahn, den der Mensch im Kiefer hat, ist in einer sogenannten Alveole (Tasche oder Zahnfach am Kieferfortsatz) mit Fasern am Kieferknochen befestigt. Wird der Zahn nun gezogen, entsteht ein freier Raum, der sich mit Blut füllt. Daraus entsteht ein Pfropfen, Koagulum genannt, der die Wunde verschließt und vor dem Eindringen von Bakterien schützt. Im Verlauf der Wundheilung wird diese Einblutung in Bindegewebe umgewandelt.
Nun kann es aber vorkommen, dass dieser Pfropfen nach der Operation zerfällt. Ursachen hierfür können eingewanderte Bakterien sein oder dass der Patient die Zähne zu stark geputzt hat. Zuweilen kann es vorkommen, dass die Blutung nicht ausreichend ist, so dass sich nicht genügend Koagel bilden kann. Aufgrund solcher Vorgänge liegt der Knochen frei und das umgebende Gewebe entzündet sich. Beides ist äußerst schmerzhaft und meist das einzige Symptom, dass die Wundheilung nicht funktioniert. Die Intensität des Schmerzes nimmt mit der Zeit deutlich zu. Gängige Schmerzmittel verschaffen in diesem Fall keine Linderung. Dazu kann unangenehmer Mundgeruch kommen. Im Mundraum wirkt die betroffene Alveole blass und blutarm, da das schützende Koagel fehlt. Trotz Entzündung und Vereiterung der betroffenen Stelle bildet sich meistens kein Abszess (keine Abkapselung der Entzündung). Die Schmerzen treten normalerweise erst drei bis vier Tage nach der Operation auf.
Die Häufigkeit der Alveolitis sicca (trockene Knochenentzündung) liegt allerdings nur bei etwa einem Prozent. Sollte der Patient die Symptome verspüren, so ist ein erneuter Zahnarztbesuch unumgänglich. Der behandelnde Zahnarzt wird die Entzündung mit einem kleinen Eingriff behandeln, meist mit einer örtlichen Betäubung. Er wird das betroffene nekrotische (abgestorbene) Gewebe mit speziellen Instrumenten entfernen. Zudem wird er die Wunde anfrischen, damit sie blutet und entsprechend abheilen kann. Danach wird eine Tamponade gesetzt, die schmerzstillende oder desinfizierende Medikamente enthält. Zu den in Deutschland gängigsten Mitteln, die angewendet werden, gehören die Dontisolon®-Salbenstreifen, die eine Abwandlung von Cortison (Prednisolon) enthalten. Die Tamponaden müssen von Zahnarzt regelmäßig gewechselt werden, wobei sogenannte Depottamponaden auch längere Zeit auf einer Wunde verbleiben können.
Eine andere Möglichkeit ist das Einbringen einer Paste direkt in die Alveole. Dies geschieht mit Hilfe einer Kanüle. Liegt nur eine leichte Entzündung vor oder ist die trockene Knochenentzündung schon wieder am Abklingen, reicht meistens ein vorsichtiges Reinigen der Wunde. Dies kann zum Beispiel mit dreiprozentigem Wasserstoffperoxid und Sauerstoff geschehen.
Die Heilung einer trockenen Knochenentzündung (Alveolitis sicca) dauert in der Regel sieben bis zehn Tage, kann sich aber auch über mehrere Wochen hinziehen. Meist tritt eine Linderung des Schmerzes schon nach der ersten Behandlung ein. Dann ist die Wunde aber noch lange nicht verheilt. Der Patient sollte den Weisungen seines Zahnarztes unbedingt folgen, da eine vollständige Heilung ihre Zeit braucht und sich der Prozess einige Wochen hinziehen kann.
aktualisiert am 26.05.2020