Bei der Knochenbruchheilung (Frakturheilung) wird zwischen einer direkten und einer indirekten Heilung unterschieden. Bei der direkten Heilung haben die beiden Knochenenden der Fraktur Kontakt zueinander. In den Spalt wächst dann Bindegewebe ein, das später in Knochengewebe umgebaut wird. Die indirekte Heilung verläuft über eine sogenannte Kallusbildung. Dieser Kallus stellt ein Ersatzknochengewebe dar, das später in stabiles Knochengewebe umstrukturiert wird. Wie lange die Knochenbruchheilung dauert, ist von verschiedenen Faktoren, zum Beispiel vom Alter des Patienten und von der Art und Ausdehnung der Fraktur, abhängig. In einem gewissen Umfang kann man den Heilungsprozess auch selber beeinflussen.
Auf diese Art können Frakturen ausheilen, wenn das Periost (die Knochenhaut) unverletzt bleibt, die Enden des Bruchs nicht verschoben sind und weiterhin Kontakt zueinander haben. Dies ist im Grunde nur bei Frakturen möglich, die mit Platten oder Schrauben operativ versorgt wurden. In diesen Fällen wird eine Situation herbeigeführt, bei der die Knochenenden sich berühren und zusammengedrückt (komprimiert) werden.
Im schmalen Spalt zwischen den beiden Knochenenden (Frakturspalt) wird die Bildung von Knochengewebe aktiviert. Nach und nach bildet sich sogenannter Lamellenknochen aus, der die Bruchstelle stabil miteinander verwachsen lässt. Bei dieser Form der Heilung wird kein Kallus (Ersatzknochen, der den Bruchspalt überbrückt) gebildet. Daher wird sie auch primäre Frakturheilung genannt.
Diese Art der Knochenheilung verläuft in fünf Phasen. Über einen „Umweg“, die Bildung und den Umbau eines überbrückenden Ersatzknochens (Kallus), entsteht wieder ein belastungsfähiger Knochen. Die einzelnen Phasen der indirekten (auch: sekundären) Frakturheilung sind:
In der Verletzungsphase ereignet sich der Bruch, es bildet sich ein Bluterguss (Hämatom) im Frakturspalt. In der folgenden Entzündungsphase sprossen bindegewebige Zellen in den Spalt und das Hämatom ein. Die anschließende Granulationsphase dauert circa vier bis sechs Wochen. In diesem Zeitraum bildet sich eine Art Ersatzknochen aus, der Kallus. Er wächst von den Fraktur-Enden aus nach innen. In der Phase der Kallushärtung verfestigt sich der zunächst weiche Kallus durch zunehmende Mineralisierung. Die Phase dauert etwa drei bis vier Monate. Nach Abschluss der Härtungsphase kann der Knochen wieder mäßige Belastungen aushalten. Nun folgt die Umbauphase oder Remodelingphase. Hier wird der vorhandene Geflechtknochen (vorläufige Form von Knochengewebe) in Lamellenknochen (strukturiertes, belastbares Knochengewebe) umgebaut. Diese Phase kann unterschiedlich lange dauern. Nach zwölf Monaten sollte sie abgeschlossen sein.
Es gibt viele Faktoren, die die Heilung beeinflussen können. Kindliche Knochen heilen schneller als die des Erwachsenen. Bei alten Menschen heilt ein Bruch oft deutlich langsamer als bei jüngeren Personen. Das kann an einer vorliegenden Osteoporose (Knochenschwund) liegen oder daran, dass der Stoffwechsel insgesamt langsamer arbeitet als bei Jüngeren. Auch die Schwere und Art der Fraktur sowie der Ort des Bruches haben Einfluss auf die Heilung. Trümmerfrakturen oder Brüche mit Begleitverletzungen wie Nervenschäden oder Gefäßschäden benötigen meist mehr Zeit als glatte und unkomplizierte Frakturen.
Durch verschiedene Maßnahmen lassen sich das Zusammenwachsen der Knochenbruchstücke und die Heilungsdauer beeinflussen. Der Arzt sorgt zunächst für gute Bedingungen für die Abheilung, indem er den betroffenen Körperteil beispielsweise mit einem Gipsverband stabilisiert oder eine Operation durchführt. Bei einer Operation eines Knochenbruches werden meist Materialien zur Fixierung wie Schrauben oder Platten eingesetzt.
Doch Betroffene können auch selbst einiges tun, um die Bruchheilung zu verbessern. Eine wichtige Komponente ist die Ernährung. Die Zufuhr von Proteinen, Mineralien und bestimmten Vitaminen über geeignete Nahrungsmittel trägt zur richtigen Frakturheilung bei. Nach Möglichkeit sollte nicht geraucht werden, denn der Heilungsprozess von Knochen und umgebendem Gewebe wird durch die Stoffe aus dem Rauch beeinträchtigt. Auch zu viel Salz, Koffein und Alkohol können das Abheilen verschlechtern.
Mit Belastungen sollte gewartet werden, bis von ärztlicher Seite aus die Erlaubnis gegeben wird. Übungen und Maßnahmen aus der Physiotherapie sind sinnvoll, auch damit die nicht beteiligten Gelenke und Muskeln in der Umgebung beweglich bleiben.
Wachsen die Bruchteile eines gebrochenen Knochens nicht richtig zusammen, entsteht ein sogenanntes Falschgelenk (Pseudarthrose). Dies führt zur Instabilität des Körperteils, zu Schmerzen und Bewegungseinschränkungen.
Charité – Knochenheilung: https://jwi.charite.de/forschung/forschung_biologie_der_heilung/knochenheilung/frakturheilung/ (online, letzter Abruf: 28.04.2022)
Pharmazeutische Zeitung, Gudrun Heyn – Hilfe bei nicht heilenden Knochen: https://www.pharmazeutische-zeitung.de/ausgabe-422006/hilfe-bei-nicht-heilenden-knochen/ (online, letzter Abruf: 28.04.2022)
Thieme eRef, Carolina Pape-Köhler – Direkte und indirekte Frakturheilung: https://eref.thieme.de/cockpits/clOUC0001/0/coOUC00132/4-9118 (online, letzter Abruf: 28.04.2022)
Thieme via medici – Knochenheilung: https://viamedici.thieme.de/lernmodul/546222/530377/subject/histologie/gewebe/st%C3%BCtzgewebe/knochenheilung (online, letzter Abruf: 28.04.2022)
aktualisiert am 29.04.2022