Das Knie steht im täglichen Leben ständig unter Belastung. Das gilt vor allen Dingen im Sport oder bei schwerer körperlicher Arbeit. Verletzungen im Knie kommen daher recht häufig vor. Sie sind nicht nur schmerzhaft, sondern schränken uns auch in der Bewegung und im Alltag stark ein. Zwei dieser schmerzhaften Knieverletzungen sind der Kniescheibenriss und der Kniescheibenbruch. Sie sind sich sehr ähnlich, unterscheiden sich jedoch in der Ursache und den Auswirkungen.
Nicht zu verwechseln ist ein Riss der knöchernen Kniescheibe mit einem Kniescheibensehnenriss (Patellasehnenriss). Dieser Sehnenriss entsteht ebenfalls durch Verletzungen und Überlastung und führt dazu, dass das Bein nicht mehr gestreckt werden kann. Beim Riss der Kniescheibensehne ist eine Operation notwendig.
Wird das Knie über einen langen Zeitraum zu stark belastet, kann es zu einem feinen Riss in der Kniescheibe kommen. Man spricht hier von einem Haarriss. Das Knochengewebe hat sich mit der Zeit verändert durch die regelmäßige Überbelastung. Diese feine Spaltung führt zunächst nicht dazu, dass die Knochenanteile komplett auseinandergehen. Es ist ein sogenannter Ermüdungsbruch, der Schmerzen und Schwellungen verursachen kann. Schmerzen sind bei einem Riss im Knie meist nur während der Belastung spürbar. Schwellungen kommen nicht immer vor, doch wenn sie auftreten, gehen sie häufig nicht mehr von alleine zurück. Die reine Funktion des Knies wird nicht eingeschränkt, die Belastung ist jedoch schmerzhaft und dies kann das Bewegen hemmen. Der Haarriss kann meist durch lokale Schmerzen beim leichten Klopfen auf die Kniescheibe festgestellt werden.
Ein feiner Riss im Knie kann meist recht einfach behandelt werden: Der Arzt legt das Knie mit Hilfe einer Plastik- oder Gipsschiene still. Die Ausheilung kann mehrere Wochen bis Monate dauern. Eine Operation ist dafür in der Regel nicht nötig. Daher ist der Kniescheibenriss auch nicht ganz so folgenschwer wie ein kompletter Kniescheibenbruch. Im Gegensatz zum Kniescheibenbruch wird der Riss meist nicht durch einen starken Aufprall auf den Knochen verursacht und kommt daher nicht so häufig bei Unfällen vor. Die Heilungschancen sind nach einem Kniescheibenriss sehr gut und mit genügend Ruhe kann das Knie vollständig rehabilitieren.
Während der Kniescheibenriss bei einer lange andauernden Überbelastung entsteht, kommt es zu einem Kniescheibenbruch vor allen Dingen durch eine einmalige, harte Gewalteinwirkung auf das Knie. Der Kniescheibenbruch, die sogenannte Patellafraktur, wirkt sich direkt auf die Streckfähigkeit des Knies aus. Diese Form der Fraktur kommt in Relation zu anderen Knochenbrüchen selten vor, hat dann aber meist schwere Folgen.
Auch ein voller Kniescheibenbruch kann in einigen Fällen bestehen, ohne dass die Bruchstücke verschoben sind. Deshalb wird hier auch von einem Riss gesprochen (im Kontrast zu einem auseinanderklaffenden Bruch oder einem Trümmerbruch).
Die Patellafraktur ist oft eindeutig sichtbar und wird durch Röntgenaufnahmen diagnostiziert. Bei einigen Brüchen ist keine Operation erforderlich. Wichtig für eine konservative (nichtoperative) Behandlung ist, dass der Streckapparat funktionsfähig ist. Auch darf der Bruch nicht zu groß, also die Lücke nicht zu groß sein, sonst kann der Knochen nicht komplikationsfrei zusammenwachsen. Bei der konservativen Therapie wird das Knie vor allen Dingen geschont: Es darf nur gering belastet und bis zu 60 Grad gebeugt werden. Eine stabilisierende Knieschiene kann den Heilungsprozess unterstützen.
Bei einem offenen Bruch oder wenn die Bruchstücke der Kniescheibe verschoben sind, muss das Knie operiert werden. Dabei kommen Schrauben oder Drähte zum Einsatz, um die Bruchstücke zu fixieren. Ist die Kniescheibe mehrfach gebrochen, kann es im Extremfall nötig sein, Bruchstücke oder die gesamte Kniescheibe zu entfernen. Im Nachgang der OP wird das Knie, wie auch bei der konservativen Behandlung, noch einige Wochen geschont.
Während der Riss über einen langen Zeitraum langsam entsteht, kommt es meist durch eine einmalige lokale Gewalteinwirkung zum Bruch der Kniescheibe. Der Bruch hat eine Einschränkung der Beweglichkeit zur Folge. Beim Riss kann das Knie im Prinzip weiter voll bewegt werden, allerdings teilweise nur unter Schmerzen und deshalb gehemmt. Eine Schwellung kann ebenfalls eine leicht verschlechterte Beweglichkeit herbeiführen. Der komplette Kniescheibenbruch führt in vielen Fällen dazu, dass der Patient das Bein nicht mehr strecken kann.
Oftmals können beide Knieverletzungen ähnlich behandelt werden: ohne Operation und durch geringe Belastung über einen längeren Zeitraum. In beiden Fällen wird das Knie mit einer Schiene stabilisiert, allerdings kann sich der Bruch durch komplizierte Bruchstücke und Begleitschäden deutlich länger in der Heilungsdauer hinziehen. In beiden Fällen kann Physiotherapie helfen, die Beweglichkeit nach Ausheilung wieder herzustellen. Wenn abzusehen ist, dass die Kniescheibe nach einem Bruch ansonsten nicht nahtlos zusammenheilt, dann muss eine Operation erfolgen.
aktualisiert am 15.12.2016