Der Knick-Senkfuß ist ein häufiger Befund, sowohl beim kindlichen, also auch beim erwachsenen Fuß. Es handelt sich dabei um eine „vermehrte“ Knickstellung der Ferse (die Ferse neigt sich in Bezug auf den Unterschenkel und die Achillessehne von oben nach unten betrachtet nach außen, sogenannter Fersenvalgus, daher der Begriff „Knickfuß“). Durch diese Stellung kommt es zu einem Absinken des Fußlängsgewölbes (daher der Name „Senkfuß“).
Ist das Fußlängsgewölbe völlig aufgebraucht, so spricht man von einem Knick-Plattfuß. Eine genaue Angabe über die Häufigkeit lässt sich nicht finden, was daran liegt, dass die natürliche Stellung der Ferse ebenfalls nach außen geneigt ist. Somit liegen viele Füße in einem Graubereich zwischen „normal“ und „fehlgestellt“. Erschwerend kommt hinzu, dass keine gebräuchliche Definition für das Maß der Abweichung existiert, ab dem man nicht mehr von einem „normalen“ Fuß spricht, sondern von einem Knick-Senkfuß.
Angesichts der Häufigkeit des Knick-Senkfußes ist daher höchst fraglich, inwiefern hier überhaupt vom „normalen Zustand“ unterschieden werden sollte. Insofern ist, zumindest bis zum Alter von 6 Jahren, auch nicht von einer „Fehlstellung“ zu sprechen. Zu Laufbeginn haben der überwiegende Teil der Kinder einen Knick-Senk- oder Knick-Plattfuß. Dieser Zustand ist allerdings physiologisch (also altersentsprechend normal).
Zu Laufbeginn haben der überwiegende Teil der Kinder einen Knick-Senk- oder Knick-Plattfuß. Dieser Zustand ist allerdings physiologisch...
Streng genommen ist der Begriff Knick-Senkfuß und Knick-Plattfuß ein Überbegriff, der erst einmal nur das Aussehen des Fußes beschreibt. Die Ursachen können vielfältig sein.
Die häufigste Form ist der physiologische Knick-Senkfuß zu Laufbeginn. Dieser ist durch die in diesem Alter noch deutlich erhöhte so genannte Antetorsion des Oberschenkelknochens sowie die noch nicht sehr ausgeprägte muskuläre Stabilisierung des Fußes bedingt.
Ebenfalls sehr häufig ist der flexible Knick-Senkfuß oder Knick-Plattfuß, der mit einer relativen Bandschwäche und auch Schwäche der Muskulatur in Verbindung gebracht wird. Im höheren Erwachsenenalter kann die so genannte Tibialis posterior-Insuffizienz eine Ursache für einen Knickplattfuß darstellen. Auch nach Knochenbrüchen des Fußes, insbesondere des Fersenbeins, kommen Knick-Senk- oder -plattfüße vor.
So genannte rigide Knickfüße können hingegen durch angeborene Verwachsungen zwischen Knochen hervorgerufen werden. Diese sind deutlich seltener. Ebenfalls selten sind die sogenannten neurogenen Knickfüße, die durch ein Muskelungleichgewicht im Rahmen einer neurologischen Erkrankung, z.B. einer infantilen Cerebralparese, hervorgerufen werden. Äußerst selten ist der so genannte angeborene Plattfuß (Talus verticalis), der direkt nach der Geburt auffallen sollte und eine sehr schwere Fehlstellung darstellt.
Die meisten Menschen mit einem Knick-Senkfuß haben keine Beschwerden. Wenn Beschwerden bestehen, sind diese am häufigsten an der inneren Fußsohle lokalisiert, da hier Belastung in einem Bereich besteht, der normalerweise nicht belastet wird. Bei schweren Fehlstellungen können die Schmerzen aber auch zusätzlich am unteren Sprunggelenk, und an der Großzehe lokalisiert sein.
Die meisten Menschen mit einem Knick-Senkfuß haben keine Beschwerden.
Die meisten Knick-Senkfüße des Kindes (bis 6 Jahre) benötigen überhaupt keine Therapie. Oft wird barfuß laufen empfohlen (basierend auf einer größeren Studie, die Barfußgehen als förderlich ausgewiesen hat). Von Einlagen, sofern nicht ein triftiger Grund besteht (z.B. Beschwerden, sehr ausgeprägte Fehlstellung, neurologische Erkrankung etc.) wird in diesem Alter sogar eher abgeraten, da die Muskulatur selbst eine Stabilisierung des Fußes erreichen soll, was ihr in der Einlage „abgenommen“ wird.
Bei Beschwerden sollte eine der o.g. „anderen“ Ursachen eines Knick-Senkfußes ausgeschlossen werden. Die Therapie der ersten Wahl wären dann Einlagen. Eine Physiotherapie mit Erlernen eines Trainingsprogramms für die gewölbeaufrichtende Muskulatur kann ebenfalls hilfreich sein. Bei schwereren Formen kommen auch Orthesen in Frage.
Die meisten Knick-Senkfüße des Kindes (bis 6 Jahre) benötigen überhaupt keine Therapie. Oft wird barfuß laufen empfohlen...
Wenn der Grund der Einlagenversorgung Beschwerden waren, die durch die Einlagen verbessert wurden oder verschwunden sind, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass die Einlagen dauerhaft gebraucht werden. In den anderen Fällen kann man, spätestens bei ausgewachsenem Fuß, auch einen Auslassversuch machen.
Ob man den Knick-Senkfuß verbessern kann, hängt wiederum von der Ursache ab. Einen Knick-Senkfuß, der durch eine Verwachsung zweier Knochen entstanden ist, kann man durch Übungen eher nicht verbessern. Bei den flexiblen Füßen hingegen, bei denen Band- und Muskelschwäche eine Rolle spielen, machen Übungen hingegen Sinn.
Typische Übungen sind das Zehenspitzenstehen im Sitzen und an der Treppe, der einbeinige Stand und das Halten des Gleichgewichts mit Herumführen des freien Beines von vorne nach hinten. Auch Übungen mit einem Ball und einer Faszienrolle können hilfreich sein.
Bei den flexiblen Füßen hingegen, bei denen Band- und Muskelschwäche eine Rolle spielen, machen Übungen hingegen Sinn.
Ob und wie ein Patient behandelt werden muss, hängt auch davon ab, wie ausgeprägt die Fehlstellung ist (und ob sie überhaupt als solche angesehen werden kann). Außerdem kommt es darauf an, was die Ursache für den Knickfuß ist. Insofern kann man sagen, dass es bei einigen Patienten auch ohne Beschwerden notwendig sein kann, diese zu behandeln, z.B. wenn die Fehlstellung sehr stark ist, oder eine neurologische Ursache besteht.
Sehr kritisch sehe ich allerdings die Tendenz, bei Kindern Operationen durchzuführen, obwohl diese keine Beschwerden haben. In Einzelfällen mag dies notwendig sein, aber angesichts der Tatsache, dass zwischen einem Knick-Senkfuß im Kindesalter und Beschwerden im Erwachsenenalter kein klarer Zusammenhang zu herrschen scheint, muss doch sehr hinterfragt werden, dass so viele Kinder ohne jegliche Beschwerden und mit eher milden Knickfüßen einer Operation unterzogen werden.
Sehr kritisch sehe ich allerdings die Tendenz, bei Kindern Operationen durchzuführen, obwohl diese keine Beschwerden haben.
Wenn die konservative Therapie versagt, und weiterhin Beschwerden bestehen, kann eine Operation sinnvoll werden. Das gleiche gilt für sehr schwere Fehlstellungen, sowie für Knickfüße, die z.B. aufgrund von Verwachsungen zwischen den Knochen entstehen. Auch der angeborene Plattfuß (Talus verticalis) braucht eigentlich immer eine Operation.
Die Art der Operation hängt von der Ursache des Knick-Senkfußes, der Schwere der Fehstellung, und dem Alter des Patienten ab. Während bei Kindern in aller Regel gelenkerhaltenen Verfahren gewählt werden, sind mit zunehmendem Alter und mit zunehmender Fehlstellung mitunter auch Versteifungen notwendig. Daher sind auch die Nachbehandlung und die Heilungszeit sehr stark abhängig vom zu wählenden Verfahren.
Wichtig ist, dass dies im Vorfeld der Operation gut kommuniziert wird, damit keine falschen Erwartungshaltungen entstehen. Bei der Bedeutung des Fußes für unsere Fortbewegung ist es denke ich kein Wunder, dass man generell sagen kann, dass die Füße Zeit brauchen, um sich an die Umstellung nach der Operation zu gewöhnen. Dabei gilt: je älter der Patient und je größer der Eingriff, desto länger dauert die Heilungsphase.
Prinzipiell ist gegen diese Schuhe nichts zu sagen, wenn sie im richtigen Rahmen eingesetzt werden. Im Gegenteil, sie erlauben eine bessere Rückmeldung der Füße über den Untergrund, und können so die sogenannte Propriozeption fördern. Allerdings ist es so, dass sich die Gegebenheiten der Untergründe sehr stark geändert haben, seit die Menschen nicht mehr barfuß laufen. Auch wenn das im Einzelfall für manche Menschen funktionieren mag, würde ich daher diese Schuhe nicht z.B. für einen Marathonlauf auf Asphalt empfehlen. Aus medizinischer Sicht ist hier eine höhere Sohlendämpfung eher empfehlenswert.
Die Füße werden häufig bezüglich Dehnung und Bewegung, auch beim Sport, eher vernachlässigt. Erst wenn dann der Fuß nicht mehr „funktioniert“, wird die Bedeutung der Füße für unser Leben dann so richtig klar. Das Thema Prophylaxe ist in den letzten Jahrzehnten immer größer geworden, und auch die Füße sollten hier keine Ausnahme machen. Neben einer guten Pflege der Füße gehört eine Erhaltung der Beweglichkeit, der Kraft, und eine Dehnung auch bei den Füßen einfach dazu.
Danek für das Interview!
Letzte Aktualisierung am 13.06.2024.