Schall wird im Ohr vom Trommelfell aufgenommen und über die Gehörknöchel weitergeleitet und verarbeitet. Überschreitet der Schallpegel gewisse Grenzen, kann es zu einer Schädigung des Ohres kommen. Je nach Art und Umfang der Schädigung spricht die Medizin von einem Knalltrauma, einem Explosions- oder einem Lärmtrauma. Die Folgen dieser Schädigungen können so gravierend sein, dass es zu einer dauerhaften Beeinträchtigung des Hörvermögens kommt.
Insgesamt werden vier akustische Traumen unterschieden:
Die Art der Schädigung wird durch zwei Faktoren definiert:
Das Knalltrauma entsteht durch eine Schalldruckwelle, das nur über einen sehr kurzen Zeitraum von weniger als ein bis zwei Millisekunden auf das Ohr einwirkt. Der Schallpegel liegt in diesem Fall häufig deutlich über 130 Dezibel bis 140 Dezibel. Eine Besonderheit des Knalltraumas ist die Tatsache, dass hier in der Regel nur das Innenohr betroffen ist. Das Mittelohr und das Trommelfell bleiben verschont. Geschädigt werden die Haarzellen, die auf der Basilarmembran sitzen. Diese sind für die Umwandlung des Schallreizes in Nervenimpulse verantwortlich. Gleichzeitig sorgen die Haarzellen dafür, dass leiser Schall verstärkt und laute Schallereignisse gedämpft werden.
Folgende Ereignisse können ein Knalltrauma verursachen:
Außerdem kann ein Schlag auf das Ohr zu einem Knalltrauma führen. Typisch für ein Knalltrauma ist – aufgrund der genannten Auslöser – dass sich die Symptome in den meisten Fällen auf die der Schallquelle zugewandten Seite entwickeln.
Das Lärmtrauma zeigt auf den ersten Blick Parallelen zum Knalltrauma auf, aber es gibt auch einige entscheidende Unterschiede. Es gehört – wie das Knalltrauma – zu den akustischen Traumen und kann das Innenohr betreffen. Darüber hinaus besteht bei einem Lärmtrauma das Risiko für Schädigungen des Mittelohrs. Der Lärmpegel (über 120 Dezibel) kann beim Lärmtrauma ähnlich hoch wie bei einem Knalltrauma sein. Der große Unterschied besteht allerdings in der Dauer, über die der Schalldruck auf das Ohr einwirkt. Beim Lärmtrauma hält der schädigende Schallreiz deutlich länger an. Zu unterscheiden sind an diesem Punkt zwei Formen:
Letzteres kann entstehen, wenn ein Lärmreiz über einen längeren Zeitraum – auch mit „nur“ 85 Dezibel – einwirkt. Gerade an Maschinenarbeitsplätzen besteht die Gefahr, schädigender Lautstärke auf Dauer ausgesetzt zu sein. Hierdurch kann das Lärmtrauma als Berufskrankheit entstehen.
Ein weiterer Unterschied zwischen Knall- und Lärmtrauma ist die Tatsache, dass Knalltraumen häufig nur eine Körperseite betreffen. Das Lärmtrauma erstreckt sich meistens auf beide Ohren.
Patienten, die an einem Lärmtrauma leiden, klagen über verschiedene Symptome. Auftreten können unter anderem:
Betroffene haben oft das Gefühl, Umgebungsgeräusche wie durch Watte zu hören. Bei einem akuten Lärmtrauma, wie es zum Beispiel nach einem Konzert auftreten kann, bilden sich Symptome häufig innerhalb weniger Stunden zurück. Das Anhalten der Beschwerden über einige Tage ist allerdings möglich. Sofern keine Besserung wahrgenommen wird, sollte ein Facharzt aufgesucht werden. Spezialisten sind in diesem Fall HNO-Ärzte.
Dieser wird Maßnahmen wie zum Beispiel eine Therapie mit Kortison oder Infusionen mit durchblutungsfördernden Medikamenten vorschlagen. Darüber hinaus kann auch eine hyperbare Oxygenierung/hyperbare Sauerstofftherapie Behandlungserfolge versprechen. Sind die Folgen des Lärmtraumas nicht mehr umkehrbar, ist zuletzt auch an den Einsatz geeigneter technischer Hilfsmittel zu denken.
Auch wenn sich das Knall- und das Lärmtrauma auf den ersten Blick stark ähneln, lassen sich Unterschiede ausmachen. Diese sind – zumindest im Fall eines chronischen Lärmtraumas – bereits in der Lautstärke zu suchen. Hintergrund: Das chronische Lärmtrauma entsteht bereits unter Bedingungen, die zu keinem Knalltrauma führen. Ein weiterer Unterschied ist das Zeitintervall, welches beim Knalltrauma deutlich kürzer ist und im Bereich von Millisekunden liegt. Der Schall beim Lärmtrauma wirkt deutlich länger auf das Ohr ein. Zur Ergänzung sei erwähnt, dass das Explosionstrauma die schwerste Form der Ohrschädigung hervorruft. Wie auch beim Knalltrauma ist die Dauer der Schalldruckwelle sehr kurz, aber etwas länger. Auch das Explosionstrauma verursacht eine einseitige Schädigung des Ohres, häufig kombiniert mit einem Riss des Trommelfells.
aktualisiert am 02.03.2018