Im Leben können Situationen auftreten, in denen ein so hoher Schalldruck auf das Ohr einwirkt, dass es zu Schäden kommt. Je nach Dauer und Lautstärke können unterschiedliche Erkrankungen entstehen. Zusammengefasst als sogenannte akustische Traumen, handelt es sich um Schäden des menschlichen Ohres, für deren Behandlung in einigen Fällen ein Hörgerät notwendig sein kann. Wann ist an dessen Einsatz bei einem Knalltrauma zu denken?
Der Begriff akustisches Trauma beschreibt verschiedene Schädigungen, speziell das Innenohr betreffend. Hier sitzen im sogenannten Corti-Organ die Haarzellen. Es handelt sich um Sinneszellen, welche den auftretenden Schall in Nervenreize umsetzen. Die Besonderheit des Ohrs besteht in der Möglichkeit, sich an höhere Schallpegel anpassen zu können.
Diese Anpassungsfähigkeit ist aber nicht unbegrenzt. Übersteigt der Schallpegel eine Grenze, kommt es zu Schäden. Diese treten zuerst meist im basalen Bereich (nahe des Eingangs) der Gehörschnecke auf, an dem die hohen Töne aufgenommen werden. Sinneszellen in diesem Bereich sind dem Schallreiz gegenüber besonders stark ausgesetzt. Zu den akustischen Traumen gehören:
Letzteres entsteht, wenn ein hoher Schallpegel in sehr kurzer Zeit auf das Ohr trifft, zum Beispiel beim Abfeuern von Schuss- und Schreckschusswaffen, bei einem Schlag auf das Ohr oder bei explodierenden Feuerwerkskörpern. Über die Gehörknochen auf das Innenohr geleitet, handelt es sich um Schallpegel jenseits der 130 Dezibel. Diese wirken meist innerhalb von ein bis zwei Millisekunden – allgemein aber weniger als drei Millisekunden – auf das Ohr. Betroffene Sinneszellen können sich auf den Schall nicht einstellen. Es kommt in der Folge zu Störungen im Zellstoffwechsel, was die Haarzellen wiederum beeinträchtigt.
Eine Beeinträchtigung der Haarzellen im Innenohr hat natürlich Folgen. Patienten können unter anderem an
leiden. Letztere ist eine Überempfindlichkeit gegenüber Schall. Diese hat folgenden Hintergrund: Die Haarzellen dämpfen hohe Schallpegel. Diese Eigenschaft wird durch das Knalltrauma in Mitleidenschaft gezogen.
Die Besonderheit – zum Beispiel im Vergleich zum Explosionstrauma – liegt darin, dass beim Knalltrauma in der Regel nur das Innenohr und nur auf einer Körperseite betroffen ist. Hierbei handelt es sich um die der Schallquelle zugewandte Seite.
Durch ein Knalltrauma kann damit eine Schwerhörigkeit auftreten. Viele Patienten haben das Gefühl, nur noch durch Watte zu hören. Es besteht durchaus die Gefahr, dass Beschwerden nach einem Knalltrauma auf Dauer anhalten. In diesen Fällen kann der Einsatz einer Hörhilfe sinnvoll sein.
Hinsichtlich der Prognose eines Knalltraumas bestehen – bis circa 140 Dezibel – gute Aussichten für das folgenlose Ausheilen. Meistens legt sich die Schwerhörigkeit im Laufe der Stunden, Tage oder Wochen. In der Regel ist davon auszugehen, dass sich die Symptome innerhalb eines Zeitraums von circa sechs Wochen zurückbilden. Gerade bei hohen Schallpegeln besteht jedoch die Gefahr für bleibende Beeinträchtigungen. Bleibt das herabgesetzte Hörvermögen über die sechs Wochen hinaus bestehen, dann ist damit zu rechnen, dass es sich nicht wieder bessert.
Infusionen und durchblutungsfördernde Medikamente sowie der Einsatz von Cortison sind heute Standardmaßnahmen in der Behandlung eines Knalltraumas. Wichtig ist, die Beschwerden schnell und richtig zu diagnostizieren. Als weitere Behandlungsoption kommt die Sauerstofftherapie in Frage. Leider helfen diese Maßnahmen nicht in jedem Fall. Bleibt nach dem Knalltrauma eine dauerhafte Lärmschwerhörigkeit zurück, besteht eine Behandlungsoption im Einsatz von Hörgeräten.
Mit deren Hilfe werden Geräusche so beeinflusst und verstärkt, dass deren Wahrnehmung wieder möglich ist. Unter anderem kann das Sprachverständnis deutlich verbessert werden. Ob und welche Hörhilfen zum Einsatz kommen, entscheidet der behandelnde Arzt. Die Kosten für Hörgeräte können sich durchaus auf einige tausend Euro belaufen. Zu beachten ist an diesem Punkt, dass für Versicherte der gesetzlichen Krankenkassen für Hilfsmittel – und dazu zählen Hörgeräte – Festzuschüsse gelten. Sofern sich Betroffene für eine höherwertige Versorgung entscheiden, sind die zusätzlichen Kosten aus eigener Tasche zu tragen. Ist das Knalltrauma durch Dritte verschuldet, können Kosten für Hörhilfen eventuell über Schadenersatzansprüche geltend gemacht werden.
aktualisiert am 02.03.2018