Laute Geräusche sind im Kinderzimmer nicht ungewöhnlich. Fällt ein Turm aus Bauklötzen krachend in sich zusammen oder sind mehrere Kinder in einem Raum, wird es schnell etwas lauter. Generell ist eine gewisse Geräuschkulisse im Kinderzimmer oder der Kita durchaus normal. Allerdings sind Kinderohren empfindlich, wenn es für sie zu laut wird. Wie bei Erwachsenen kann auch beim Kind oder beim Baby im schlimmsten Fall ein akustisches Trauma wie das Knalltrauma drohen.
Ob ein Geräusch sehr laut ist bzw. es zu einer Schädigung des Ohrs führen kann, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. Der Schallpegel in Dezibel ist nicht allein ausschlaggebend. Hinsichtlich der verschiedenen Formen des akustischen Traumas ist von Bedeutung, wie lange der Schallreiz auf das kindliche Ohr einwirkt.
Ein normales Gespräch wird in etwa mit 60 Dezibel bis 65 Dezibel, eventuell auch etwas lauter geführt. Fährt ein Zug vorbei, wirken bereits mehr als 90 Dezibel auf das Ohr. Zum Vergleich: Wird am Arbeitsplatz eine Lautstärke von 85 Dezibel erreicht, ist das Tragen von Gehörschutz vorgeschrieben. Ab 130 Dezibel wird es kritisch. Dieser Schallpegel ist in der Lage, ein Knalltrauma auszulösen.
Und im Kinderzimmer gibt es einige Geräuschquellen, mit denen sich dieser Schallpegel ohne Weiteres erreichen lässt. Dazu gehört zum Beispiel eine Trillerpfeife, mit welcher laut einer Untersuchung bereits 126 Dezibel erreicht werden können. Es kann im Kinderzimmer also tatsächlich zu laut werden. Besonders kritisch sind die Geräusche, wenn sich die Quelle sehr nah am Ohr befindet – etwa wenn einem Kind die Quietschente direkt ans Ohr gehalten wird.
In anderen Umgebungen können ebenfalls die üblichen Ursachen eines Knalltraumas auf ein Kind einwirken. Beispielsweise kann eine Explosion oder ein Feuerwerkskörper, ein Airbag, das Platzen eines Reifens oder ein Schlag aufs Ohr das Knalltrauma auslösen, sollte sich das Kind in dessen Wirkungsbereich aufhalten.
Das Knalltrauma ist eine Variante des akustischen Traumas. Es entsteht durch Schallpegel von mehr als 130 Dezibel, die nur sehr kurz auf das Ohr einwirken. Meist handelt es sich um einen Schallreiz, welcher weniger als drei Millisekunden wirkt. Durch den plötzlichen hohen Schallpegel können sich die Haarzellen nicht mehr adaptieren (an den Lärm anpassen), die sich im sogenannten Corti-Organ des Innenohrs befinden. Es entstehen Störungen im Zellstoffwechsel.
Die Haarzellen wandeln den akustischen Reiz – vom Trommelfell und den Gehörknochen kommend – in Nervenimpulse um. Parallel agieren die Zellen als Verstärker für sehr leise Geräusche und dämpfen laute Geräusche. Sobald die Haarzellen im Zuge eines Knalltraumas beeinträchtigt werden, kommt es zu:
Ein Knalltrauma hinterlässt häufig keine bleibenden Schäden. Generell ist davon auszugehen, dass ein Trauma sich innerhalb von sechs Wochen folgenlos zurückbildet. Aber wie bei jeder Erkrankung gibt es einen Prozentsatz an Patienten, bei denen das Knalltrauma einen anderen Verlauf nimmt. Dauerhafte Schäden des Innenohrs können bestehen bleiben.
Die Behandlung eines akut auftretenden Knalltraumas kann heute durch
erfolgen. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, homöopathische Mittel einzusetzen. Deren Wirkung ist schulmedizinisch bisher (durch Studien) nicht belegt. Bilden sich unter dieser Behandlung die Symptome nicht zurück und entwickelt sich eine Lärmschwerhörigkeit, bleibt am Ende noch der Einsatz von Hörhilfen. Über deren Verwendung und Anpassung entscheidet am Ende der behandelnde Facharzt – bei dem es sich in der Regel um einen HNO-Arzt handelt.
Akustische Traumen können bei Erwachsenen im schlimmsten Fall zu Lärmschwerhörigkeit führen. Wiederholte laute Geräusche am Arbeitsplatz von mehr als 85 Dezibel oder ein Knall, der über 130 Dezibel erreicht, können entsprechende Auslöser sein. Eltern ist oft nicht klar, dass auch Kleinkinder und Babys von einem Knalltrauma betroffen sein können. Eine Trillerpfeife, die Spielzeugpistole direkt neben dem Ohr oder ein Silvesterknaller erreicht den nötigen Schallpegel, um ein Knalltrauma auszulösen. Damit der Nachwuchs nicht mit einer schweren Hypothek für die weiteren Lebensjahre belastet wird, müssen sich Eltern dieser Tatsache bewusst sein. Im Alltag kommt es darauf an, entsprechend laute Geräusche zu vermeiden – um so dem Knalltrauma vorzubeugen. Falls sich Lärm nicht vermeiden lässt, beispielsweise bei einem lauten Musikkonzert, können Kinder einen geeigneten Gehörschutz aufgesetzt bekommen.
aktualisiert am 14.11.2017