Die Behandlung nach Ponseti ist ein Verfahren mit mehreren Behandlungsschritten, um bei Kindern einen Klumpfuß zu korrigieren. Benannt wurde die Methode nach dem spanischen Arzt Ignacio Ponseti, der sie in den USA in den 1950er Jahren entwickelte. Die Ponseti-Methode gilt als eine Standardbehandlung des Klumpfußes. Sie beginnt bereits als Baby und erstreckt sich über mehrere Jahre.
Der Klumpfuß beim Säugling ist ein angeborenes Krankheitsbild mit mehreren gleichzeitig bestehenden Fehlstellungen. Insbesondere liegt eine Verdrehung des Fußes vor, bei der die Fußsohle nach innen zeigt.
Die Ponseti-Behandlung gliedert sich üblicherweise in folgende Teilschritte:
Die Behandlung nach Ponseti beginnt nach aller Möglichkeit in den ersten beiden Lebenswochen. Der noch gut dehnbare Fuß des Säuglings wird zunächst mit den Händen bewegt. Die spezielle Bewegung (auch Redression genannt) dehnt die Sehnen und Bänder innen, hinten und unten am Fuß. Dieser Behandlung dauert häufig nur eine Minute. Nach der manuellen Dehnung legt der Therapeut einen Gips an. Dieser Gipsverband erstreckt sich von den Zehen über den Unter- und Oberschenkel bis zur Leistengegend. Der Fuß wird in der verbesserten Stellung durch den Gips ruhiggestellt. Das Knie befindet sich dabei in rechtwinkliger Lage.
Nach jeweils einer Woche wird der Gips abgenommen und es erfolgt eine erneute Dehnung der Fußsehnen mit den Händen. Daraufhin kommt der nächste Gipsverband zum Einsatz. Dieser Zyklus wird fortgeführt, bis das größtmögliche Ausmaß an Verbesserung der Fußstellung erreicht ist. Dazu sind vier bis acht Wochen und demnach vier bis acht Gipse erforderlich. In seltenen Fällen reichen drei Wochen, mitunter sind neun oder mehr Wochen sinnvoll.
Bei einem großen Teil der Betroffenen erfolgt im nächsten Schritt eine kleine Operation. Dabei handelt es sich um eine Durchtrennung der Achillessehne (perkutane Tenotomie). Eine kurze Vollnarkose ist bei den Kindern dafür erforderlich. Im Anschluss wird erneut ein Gipsverband angebracht, der bis über den Oberschenkel reicht. Die Achillessehne heilt durch die Ruhigstellung wieder zusammen und ist dadurch verlängert. Nach vier Wochen kann der Gips entfernt werden. Inzwischen hat sich idealerweise ein geringgradiger Knick-Senkfuß ausgeprägt, das bedeutet, es hat sich eine mäßige Überkorrektur ergeben. In der Folgezeit geht der Fuß allmählich in eine Normalstellung über.
Die Behandlung des ursprünglichen Klumpfußes geht mit einer speziellen Schiene weiter. Diese wird als Abduktionsschiene oder Denis-Browne-Schiene bezeichnet. Es handelt sich um eine feste Leiste aus Metall, auf deren beiden Enden jeweils ein Schuh sitzt. Die Verbindungen zwischen Schuh und Leiste sind flexibel einstellbar. An einem Klumpfuß wird ein Winkel von 70 Grad der Außendrehung gewählt, an einem nicht betroffenen Fuß sind es 40 Grad. Das Kind trägt die Schuhe beziehungsweise die Abduktionsschiene zunächst für mindestens 23 Stunden pro Tag. Die Vorrichtung kann für das Waschen und Umziehen zwischenzeitlich abgenommen werden.
Nach drei bis vier Monaten kann die tägliche Tragezeit vermindert werden. Die Schiene bleibt dann circa 15 Stunden an den Füßen. In der Folge kann sie nach und nach über einen kürzeren Zeitraum pro Tag getragen werden. Schließlich muss das Kind sie nur noch nachts bekommen. Tagsüber beziehungsweise zu den Zeiten, bei denen die Schiene nicht angelegt ist, können herkömmliche Schuhe angezogen werden. Bis das Kind ein Alter von vier Jahren erreicht hat, muss die Behandlung mit der Abduktionsschiene weitergeführt werden.
Bei den meisten Patienten lässt sich der Klumpfuß durch die Behandlungsmaßnahmen nach Ponseti hinreichend korrigieren. In einzelnen Fällen können (weitere) Operationen am Fuß erforderlich sein. Die Schiene im Rahmen der Ponseti-Methode wird mit dem Ziel eingesetzt, zu verhindern, dass sich das Gehen und die Fußstellung wieder verschlechtern, es zu einem Rezidiv (erneuten Auftreten) des Klumpfußes kommt. Bei 90 Prozent der Patienten lässt sich hiermit ein Rückfall umgehen. Kommt es dennoch nach einigen Jahren wieder zum Klumpfuß, dann kann die Redression (Dehnung per Hand) und Gipsanlage erneut durchgeführt werden.
Sowohl während der Behandlungsphasen, an denen ein Gips angelegt ist, als auch in den Phasen, an denen die Fußschiene getragen wird, gibt es für die Eltern der Betroffenen verschiedene Punkte zu beachten.
Nach jeder neuen Anbringung des Gipsverbands muss die Durchblutung am Fuß überprüft werden. Das gelingt durch leichten Druck auf die Zehen, die kurz hell werden und rasch wieder rötlich aussehen, da wieder Blut hineinfließt. Sollten die Zehen sich kalt anfühlen, eventuell verdunkelt sind und nicht wieder rötlich werden, ist eine umgehende Kontrolle des Gipses beim Arzt oder in der Ambulanz notwendig. Besteht der Eindruck, dass der Gips sich verschoben hat, ist ebenso eine rasche Vorstellung beim Arzt erforderlich. Dies gilt außerdem bei gereizten oder wunden Stellen an der Haut, bei Sekretabgang oder unangenehmen Gerüchen aus dem Gips sowie bei Fieber ab 38,5°C, für das keine andere Erkrankung als Ursache erkennbar ist.
Nach der Trocknung des Gipses circa einen Tag nach dem Anbringen ist es sinnvoll, ein Kissen unterzulegen. Bei Rückenlage des Kindes sollte das Kissen so liegen, dass die Ferse hervorsteht. Das verhindert dortige Druckstellen. Der Gips sollte nicht feucht werden. Ist er verunreinigt, dann können die Stellen jedoch mit einem feuchten Tuch abgewischt werden. Um den Gips sauber zu halten, empfehlen sich Einmalwindeln mit elastischem Bund, die so angezogen werden, dass der Gips nicht innerhalb der Windel liegt.
Die Schuhe, die an der Schiene für die Ponseti-Behandlung angebracht sind, trägt das Kind mit Socken. Die Socken sollen aus Baumwolle bestehen und keine Nähte oder dickeren Zierereien aufweisen. Die Schuhe müssen straff an den Füßen sitzen. Die Ferse muss fest anliegen und die Zehen müssen gerade liegen. Falls sich stärker gerötete Stellen oder sogar Blasen auf der Haut zeigen, deutet das auf einen nicht gut sitzenden Schuh hin. Der Sitz muss dann vom Arzt kontrolliert werden.
Die Schiene wird von den meisten Betroffenen gut angenommen und bereitet keine größeren Probleme. Dennoch ist gerade in den Anfangstagen zu erwarten, dass das Kind die Konstruktion als ungewohnt empfindet. Für das Kind ist es am besten, wenn das Tragen der Schiene von vornherein zum „Standard“ wird und sie immer zur gleichen Zeit am selben Ort wie zum Beispiel abends am Bett angelegt wird. Die Beine können bei vorhandener Schienung nicht einzeln bewegt werden. Eltern können die Beine des Kindes vorsichtig in verschiedene Richtungen bewegen und damit dem Kind zeigen, die Beine zusammen mit der Schiene zu bewegen.
Während der Behandlungsdauer sind etwa alle drei bis vier Monate Kontrolluntersuchungen erforderlich. Ist die Therapie nach Ponseti beendet, überprüft der Arzt in längeren Abständen die Fußstellung und -funktion.
aktualisiert am 16.11.2023