Bei Beschwerden wie beispielsweise Schwindel und Ohnmachtsanfällen (Synkope) ist es oft sinnvoll, eine Kipptischuntersuchung durchzuführen, um festzustellen, ob die Symptome durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder durch eine Fehlregulation der Gefäße verursacht worden sind.
Synkopen (kurze Bewusstseinsverluste) können durch mehrere krankhafte Vorgänge verursacht werden. Häufig sind vasovagale Synkopen, bei denen eine Gefäßfehlregulation vorliegt. Beim Aufrichten findet normalerweise eine Regulation mit Verengung der Blutgefäße in den unteren Körperregionen statt. Bei vasovagalen Synkopen werden die Gefäße in den Beinen jedoch nicht genug enggestellt, so dass das Blut in den Beinen „versackt“ und im Rest des Körpers ein geringerer Blutdruck als normal vorliegt. Ist dadurch eine zu starke Unterversorgung des Gehirns gegeben, so kommt es zur Bewusstlosigkeit.
Weitere Ursachen für Synkopen können unter anderem Herzerkrankungen (Herzschwäche) sein, Verminderungen des Blutvolumens oder auch Erkrankungen des Gehirns.
Bei diesen durch Gefäßfehlregulation verursachten Synkopen kommt es insbesondere beim Aufrichten und Stehen zu Schwindel und Bewusstseinsverlusten. Des Weiteren können Übelkeit, Kopfschmerz und andere Symptome auftreten. In aller Regel kommt der Patient nach Sekunden bis Minuten wieder zu seinem Bewusstsein, sobald er eine waagerechte Lage einnimmt. Es kann durch die plötzliche Ohnmacht zu Stürzen mit Verletzungen kommen.
Oft ergeben sich Hinweise auf die Gründe der Synkope schon aus der Befragung des Patienten (Anamnese). Daraufhin erfolgt eine körperliche Untersuchung, eine Blutuntersuchung und ein EKG (Elektrokardiogramm). Es werden Puls und Blutdruck nach einem Schema im Liegen und Stehen bestimmt (Schellong-Test). Um eine Gehirnveränderung als Ursache auszuschließen, kann ein CT (Computertomographie) oder ein MRT (Magnetresonanztomographie) sowie ein EEG (Elektroenzephalogramm, Messung der Gehirnströme) vorgenommen werden.
Es können eine Vielzahl von Erkrankungen ursächlich sein für Synkopen. Die Kipptischuntersuchung ist eine der Methoden, mit der eine Unterscheidung verschiedener Ursachen gelingen kann.
Durch die Kipptischuntersuchung kann eine Kontrolle verschiedener Parameter bei unterschiedlicher Position des Körpers des Patienten erfolgen. Ein Arzt ist dabei immer anwesend, um bei eventuellen Problemen sofort eingreifen zu können. Die Untersuchung nimmt etwa 60 bis 90 Minuten Zeit in Anspruch und kann auch unter ambulanten Bedingungen vorgenommen werden.
Der Patient legt sich für die Untersuchung auf den so genannten Kipptisch. Dieser lässt sich von waagerechter bis zu senkrechter Position drehen. An den Tisch ist eine Fußplatte montiert, so dass der Patient beim Aufrichten steht. Um Verletzungen zu vermeiden, befinden sich Gurte auf dem Tisch. Für die Untersuchung wird ein Blutdruck- und ein EKG-Gerät angeschlossen. Oftmals wird dem Patienten ein Zugang zu einer Vene gelegt, um Infusionen einlaufen zu lassen.
Anfangs liegt der Patient auf dem Rücken, wobei für einige Zeit der Blutdruck und der Puls bestimmt werden. Wenn sich diese Werte eingependelt haben, kann der Patient in eine mehr oder weniger aufrechte Position gedreht (in einem Winkel von etwa 60 bis 80° zur Waagerechten). Dabei werden Blutdruck und Puls weiterhin kontinuierlich gemessen. Die Lage wird für 30 bis 45 Minuten beibehalten, wenn es nicht zu Symptomen kommt.
Während der Kipptischuntersuchung kommt es oftmals zu Schwindel, Unruhe, Übelkeit, Schwächegefühl und Herzrasen. Manchmal können auch größere Probleme von Herz und Kreislauf vorkommen, beispielsweise Herzrhythmusstörungen oder ein vorübergehender Herzstillstand. Meist kann dies durch Zurückdrehen des Patienten in eine horizontale Lage wieder rückgängig gemacht werden. Nur manchmal sind bei Komplikationen weitere Behandlungsmaßnahmen notwendig. Auch durch die Medikamentengabe kann es zu weiteren Komplikationen kommen. Es kann zur Minderdurchblutung des Herzens kommen. Bei Blutdrucksenkung kann es zu Krampfanfällen kommen. Allergische Reaktionen, beispielsweise auf die Medikamente, sind ebenfalls nicht ausgeschlossen.
Hinweis: Dieser Abschnitt kann nur einen kurzen Abriss über die gängigsten Risiken, Nebenwirkungen und Komplikationen geben und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Das Gespräch mit dem Arzt kann hierdurch nicht ersetzt werden.
In aller Regel kann zuverlässig nachgewiesen werden, ob eine vasovagale (die Gefäßregulation betreffende) Ursache für die Bewusstseinsverluste und Schwindelanfälle vorliegt oder nicht. Nach den Untersuchungsergebnissen richtet sich die weitere Behandlung und die Prognose.
aktualisiert am 04.10.2018