Die kinetische Kavitätenpräparation ist ein Verfahren zum Ausräumen von Karies unter minimalinvasiven Bedingungen, also lediglich durch eine kleine Öffnung auf dem Zahn. Es gibt verschiedene Bezeichnungen für die kinetische Kavitätenpräparation, beispielsweise wird sie auch Partikel- oder Sandstrahlverfahren, Air Abrasion Technology oder abgekürzt KCP (kinetic cavity preparation) genannt. Im Volksmund spricht man auch vom „berührungslosen Bohren“.
Die kinetische Kavitätenpräparation erfolgt mittels eines Druckluftgerätes, mit dem man Aluminiumoxidpartikel auf die zu behandelnde Stelle schießen kann. Durch den präzisen Strahl kann der erkrankte Anteil herausgelöst werden, ohne einen allzu großen Bereich des Zahnes eröffnen zu müssen. Am KCP-Gerät lässt sich die Stärke des Strahles und sogar die Größe der Partikel einstellen. Die kinetische Kavitätenpräparation eignet sich für die Therapie von Zahndefekten kleineren und mittleren Ausmaßes. Oftmals muss jedoch trotzdem ein wenig gebohrt werden, um die Karies gründlich entfernen zu können. Nach der KCP wird der entstandene Zahndefekt meist mit Komposit gefüllt, da sich dies am besten durch die schmale Öffnung einführen lässt.
Zusätzlich zur Kariesbeseitigung lassen sich durch die kinetische Kavitätenpräparation auch Zahnbeläge und Zahnstein entfernen.
Die kinetische Kavitätenpräparation besitzt mehrere Vorteile gegenüber der herkömmlichen Behandlung: Das unangenehme Bohrgeräusch und -gefühl ist nicht vorhanden, und Schmerzen werden meist ebenfalls keine gespürt. Daher kann sehr oft auf eine Betäubungsspritze verzichtet werden. Auch wird durch die kinetische Kavitätenpräparation das natürliche Zahnrelief weniger beeinträchtigt als mit dem Bohrer und weniger gesunde Zahnanteile weggenommen, da man nur durch ein kleines Loch an der Zahnoberfläche in den Defekt hineingeht.
Schon vorhandene behandlungsbedürftige Zahnfüllungen können allerdings durch die kinetische Kavitätenpräparation nicht entfernt werden, so dass sich die Technik lediglich für eine Erstbehandlung eignet. Weitere Nachteile ergeben sich dadurch, dass durch die kinetische Kavitätenpräparation so gut wie nur harte, intakte Zahnsubstanz herausgelöst werden kann. Daher müssen meist zusätzliche Instrumente zum Herausholen der Kariesstellen benutzt werden. Falls der Zahndefekt mit Amalgam oder Metalllegierungen gefüllt werden soll, so sind zur Bearbeitung ebenfalls weitere Instrumente notwendig. Auch kann beim herkömmlichen Bohrer der erfahrene Zahnarzt die kranken Stellen durch sein Gefühl erspüren, was bei der KCP nicht der Fall ist. Durch den Aluminiumoxidstrahl können unter Umständen in der Nähe liegende weitere Zahnstrukturen geschädigt werden, im Übrigen kann die Staubentwicklung durch die kinetische Kavitätenpräparation mitunter stören.
Als Fazit lässt sich sagen, dass die kinetische Kavitätenpräparation bei bestimmten Fällen eine gute und schonende Methode darstellt, bei anderen Fällen jedoch nicht. Die kinetische Kavitätenpräparation ist vor allem bei geringer Ausdehnung der kariösen Bereiche angezeigt sowie bei der Behandlung von Kindern und ängstlichen Personen.
Letzte Aktualisierung am 23.07.2008.