Eine Kielbrust (auch Hühnerbrust genannt) entsteht häufig erst im Laufe des Wachstums. Damit unterscheidet sie sich von der Trichterbrust, die meist schon im Babyalter deutlich ausgeprägt ist. Die Kielbrust tritt überwiegend bei Jungen ab einem Alter von zehn Jahren beziehungsweise im Zeitraum der Pubertät auf. Die Ursachen sind noch weitgehend ungeklärt. Eine Therapie wird nur bei Beschwerden notwendig. Dann gibt es sowohl konservative (ohne Operation) als auch operative Möglichkeiten, eine Kielbrust zu behandeln.
Die genauen Gründe für die Ausbildung einer Kielbrust sind nicht bekannt. Es gibt Hinweise, dass eine genetische Komponente mit zu den Ursachen gehört. Dafür spricht, dass in manchen Familien die Kielbrust gehäuft auftritt. Auch die Ausbildung einer Kielbrust als Folge einer langjährigen schlechten und gebeugten Körperhaltung wird diskutiert. Bekannt ist, dass die Kielbrust im Zusammenhang mit anderen Erkrankungen vermehrt vorkommt. Hierzu zählen das Marfan-Syndrom (eine Bindegewebsschwäche), die Mukopolysaccharidose (eine Stoffwechselerkrankung) oder das thorakale Emphysem (eine unnatürliche Luftansammlung im Bereich des Brustkorbes).
Die Entstehung erklärt sich durch ein verstärktes Wachstum von Knorpel im Bereich zwischen Brustbein und Rippen. Dabei kommt es zu einem Anheben des Brustbeines nach vorne. Diese Verformung wird als Kielbrust bezeichnet. Sie kann in verschiedenen Varianten seitengleich oder asymmetrisch ausgeprägt sein.
Die Möglichkeiten der Behandlung richten sich sehr stark nach den Beschwerden. In vielen Fällen ist keine Therapie notwendig, weil keine oder kaum Symptome auftreten. Bei Atemproblemen oder bei psychischem Leidensdruck aufgrund der veränderten Form des Brustkorbes ist eine Behandlung möglich. Verschiedene Möglichkeiten kommen in Frage:
Durch eine physiotherapeutische Begleitung mit dem Erstellen eines Eigenübungsprogrammes für jeden Tag kann eine Kielbrust beim Kind reduziert, im besten Fall sogar behoben werden. Dabei stützt sich die Therapie auf folgende Eckpunkte:
Wichtig ist, dass die Eigenübungen täglich durchgeführt werden, um eine dauerhafte Beeinflussung der Kielbrust zu erzielen.
Mit Hilfe eines äußeren Hilfsmittels wie einem Korsett kann über den Zeitraum von mehreren Monaten eine Reduzierung der Kielbrust erreicht werden. Durch dauerhaften Druck auf den höchsten Punkt der Kielbrust wird das Brustbein nach und nach wieder nach innen bewegt. In regelmäßigen Abständen erfolgt eine Anpassung des Korsetts, der Bandage oder der Orthese. Wichtigster Erfolgsfaktor sind bei dieser Behandlung die Motivation und das Mitwirken des Kindes. Es muss bereit sein, das Hilfsmittel über mehrere Monate viele Stunden am Tag zu tragen. Nur so kann eine Verbesserung erzielt werden.
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Es gibt zwei Verfahren, eine Kielbrust zu operieren: ein minimalinvasives Verfahren (mit möglichst geringer Gewebeverletzung) und eine offene Operation (mit größeren Schnitten).
Dieses Verfahren wird auch MIRPC oder umgekehrte Nuss-OP genannt. An beiden Seiten des Brustkorbes erfolgt ein Längsschnitt. Danach wird ein individuell angefertigter Bügel aus Metall unter der Brustmuskulatur hindurch über den höchsten Punkt der Kielbrust geschoben. Anschließend wird das Brustbein vom Operateur so weit in Richtung Brusthöhle gedrückt, bis die Deformität behoben ist. In dieser Position wird der Bügel an speziellen Stabilisatoren an den Rippen befestigt. Dieses Verfahren ist nur so lange möglich, wie der Brustkorb noch formbar ist. Nach Abschluss der Behandlung wird der Bügel in einer zweiten Operation wieder entfernt.
Dieses Verfahren kommt in Frage, wenn das Wachstum schon abgeschlossen und der Brustkorb nicht mehr durch Druck von außen geformt werden kann oder wenn eine sehr asymmetrische Form korrigiert werden soll. Bei dieser Operation wird die Verbindung zwischen den Rippen und dem Brustbein durchtrennt und der überschüssige Knorpel entfernt. Oft muss auch das Brustbein durchgeschnitten werden, um in die korrigierende Position gebracht werden zu können. Anschließend werden Rippen und Brustbein mit Metallimplantaten stabil miteinander verbunden. Eine Metallentfernung erfolgt frühestens nach sechs Monaten.
In den meisten Fällen einer Kielbrust im Kindesalter ist entweder keine Therapie erforderlich oder eine konservative Behandlung reicht aus. Eine operative Korrektur wird nur bei starken körperlichen Symptomen wie Atemproblemen oder einem hohen psychischen Leidensdruck in Erwägung gezogen.
Medizinische Hochschule Hannover – Kielbrust: https://www.mhh.de/klinik-fuer-kinderchirurgie/unser-leistungsspektrum/kielbrust (online, letzter Abruf: 10.06.2022)
Städtisches Klinikum Karlsruhe – Kielbrust: https://www.klinikum-karlsruhe.de/einrichtungen/kinder-und-frauenklinik/kinderchirurgische-klinik/allgemeines/leistungsspektrum/kielbrust#c4828 (online, letzter Abruf: 10.06.2022)
Springer Link, Anja Christina Weinhandl; Winfried Rebhandl – Therapie der angeborenen Thoraxfehlbildungen - Rückblick und Ausblick: https://link.springer.com/article/10.1007/s00608-020-00848-4 (online, letzter Abruf: 10.06.2022)
Deutsche Nationalbibliothek, Kim Berit Lewerenz-Kemper – Die operative Korrektur angeborener Brustwanddeformitäten im Erwachsenenalter: https://d-nb.info/990672921/34 (online, letzter Abruf: 10.06.2022)
aktualisiert am 10.06.2022