Eine Kielbrust, auch Hühnerbrust genannt, ist in aller Regel nicht gefährlich. In vielen Fällen löst sie gar keine oder nur milde Symptome aus. Die größte Belastung entsteht oft auf psychischer Ebene durch die Verformung des Brustkorbes und das damit subjektiv als Makel empfundene Aussehen.
Nur bei ausgeprägten Formen einer Kielbrust sind körperliche Beschwerden zu erwarten. Zu den Auswirkungen zählen:
Psychische Belastungen mit depressiven Tendenzen und sozialem Rückzug können auch bei weniger stark ausgeprägter Kielbrust auftreten. Das Krankheitsbild zeigt sich vor allem im Jugendalter und in der Pubertät. In dieser Zeit kann ein von der Norm abweichendes Aussehen für die Betroffenen eine große Herausforderung darstellen. Manche Kinder und Jugendliche werden aufgrund ihrer Brustkorbdeformierung gehänselt und möchten zum Beispiel nicht mehr ins Schwimmbad gehen.
Solange sich der Brustkorb noch im Wachstum befindet und somit noch formbar ist, können Physiotherapie und ein gezieltes Übungsprogramm aus Mobilisierung, Atemtherapie, Dehnungen und Kräftigung helfen. In dieser Phase ist es damit möglich, die Kielbrust zu reduzieren oder sogar ganz zu korrigieren. Auch das Tragen einer Bandage, einer Orthese oder eines Korsetts bei einer Kielbrust kann in der Phase des Wachstums angezeigt und sinnvoll sein. Eine Operation kommt in Frage, wenn beispielsweise die Atmung durch die Kielbrust stark behindert wird oder wenn die psychische Belastung durch die Unzufriedenheit mit dem eigenen Aussehen sehr hoch ist. In diesem Fall sollte auch über eine psychotherapeutische Begleitung des Betroffenen nachgedacht werden.
Bei den operativen Verfahren gibt es zwei Möglichkeiten: eine minimalinvasive oder eine offene Operation. Die minimalinvasive Technik verwendet zwei Längsschnitte an den beiden Brustkorbseiten. Ein vorher individuell angepasster Metallbügel wird dann unter der Brustmuskulatur hindurchgeschoben und nach Korrektur der Brustbeinstellung links und rechts an den Rippen befestigt. Bei der offenen Variante werden die Knorpelverbindungen zwischen den Rippen und dem Brustbein durchtrennt und teilweise entfernt. Anschließend wird die Brustbeinstellung korrigiert und Brustbein und Rippen mit Hilfe von Metallimplantaten stabil verbunden.
Eine Kielbrust ist im Allgemeinen ungefährlich. Wenn überhaupt Beschwerden auftreten, können diese meist konservativ (ohne Operation) gut behandelt werden. Eine Operation wird nur in Einzelfällen in Betracht gezogen, beispielsweise wenn die Atmung beeinträchtigt ist.
Springer Link, Anja Christina Weinhandl; Winfried Rebhandl – Therapie der angeborenen Thoraxfehlbildungen – Rückblick und Ausblick: https://link.springer.com/article/10.1007/s00608-020-00848-4 (online, letzter Abruf: 10.06.2022)
Deutsche Nationalbibliothek, Kim-Beret Lewerenz- Kemper – Die operative Korrektur angeborener Brustwanddeformitäten im Erwachsenenalter: https://d-nb.info/990672921/34 (online, letzter Abruf: 10.06.2022)
Städtisches Klinikum Karlsruhe – Kielbrust: https://www.klinikum-karlsruhe.de/einrichtungen/kinder-und-frauenklinik/kinderchirurgische-klinik/allgemeines/leistungsspektrum/kielbrust#c4828 (online, letzter Abruf: 10.06.2022)
aktualisiert am 10.06.2022