Die Kielbrust (Pectus carinatum) ist eine mögliche Formabweichung der menschlichen Brust. Umgangssprachlich wird diese Besonderheit auch Hühnerbrust genannt. Das Brustbein (Sternum) steht nach vorne hervor.
Die Kielbrust oder Hühnerbrust tritt ungefähr zehnmal seltener auf als eine Trichterbrust. Eine Hühnerbrust bereitet bei den meisten Betroffenen keine gesundheitlichen Probleme. Nur manche Betroffene klagen über Schwierigkeiten bei der Atmung.
Die veränderte Form der Brust wird jedoch oftmals als Schönheitsmakel angesehen, so dass viele Patienten etwas dagegen tun möchten. Ein Training hilft vor allem gegen die Atemprobleme, unter Umständen kommt eine Operation bei der Kielbrust (Hühnerbrust) in Frage.
Die wesentliche Ursache der Kielbrust stellt ein übermäßiges Wachstum der knorpeligen Anteile der Rippen dar. Diese sind die Enden der Rippen, die zum Brustbein gerichtet sind und daran angrenzen. Die Kielbrust ist größtenteils eine Fehlbildung und wird vermutlich oftmals vererbt. Bei bestimmten Erkrankungen kommt es häufiger zum Auftreten einer Kielbrust, so beispielsweise bei der Erbkrankheit Marfan-Syndrom oder bei der alkoholbedingten Störung des Kindes während der Schwangerschaft (Alkoholembryopathie).
Eine Kielbrust kann außerdem entstehen, wenn der Brustkorb beziehungsweise das Brustbein nach einer Operation (Eingriff am Herz) oder heftigen Verletzung nicht ordnungsgemäß verheilt.
Die Hühnerbrust oder Kielbrust macht sich durch ein hervorstehendes Brustbein (Sternum) bemerkbar. Das Brustbein ragt aus dem Niveau der Brust mehr oder weniger deutlich heraus. Teils ist das Brustbein als einigermaßen gerade Leiste zu sehen, in anderen Fällen kann die Brust unregelmäßig geformt sein. Im Gegensatz dazu sind die seitlich liegenden Anteile der Rippen oft nach innen hineingebogen. Bezeichnend für die Kielbrust ist also ein Brustraumquerschnitt, dessen Durchmesser von vorne nach hinten vergrößert ist und von links nach rechts vermindert ist. Meist tritt die Kielbrust erst ab einem Alter von etwa zehn Jahren deutlich in Erscheinung.
Die Beschwerden, die die veränderte Form des Brustkorbs mit sich bringt, sind meist gering bis gar nicht vorhanden. Die Atmung ist bei einigen Betroffenen etwas eingeschränkt, selten kommt es in dieser Hinsicht zu stärkeren Beeinträchtigungen. Möglicherweise können durch die behinderte Atmung ein Asthma gefördert werden oder Atemwegsinfekte begünstigt werden. Sehr selten kommen Schmerzen aufgrund der Hühnerbrust zustande.
Das durch eine ausgeprägte Kielbrust veränderte Brustkorbgefüge kann zu Schwierigkeiten am Rücken führen. Betroffene werden in eine für die Wirbelsäule unvorteilhafte Haltung gezwungen. Daher kann sich auf längere Sicht eine Wirbelsäulenverkrümmung (wie Skoliose) ergeben. Der Rücken kann dadurch verspannt sein und schmerzen, und außerdem werden die Bandscheiben beansprucht.
Menschen mit einer Kielbrust fühlen sich mitunter in ihrem Aussehen beeinträchtigt. Kinder mit der Veränderung werden oft gehänselt. Auch in der Pubertät kann eine Hühnerbrust sehr belastend sein. Das Selbstwertgefühl der Betroffenen kann darunter leiden und es kann zu Depressionen und Ängsten kommen.
Die Erkrankung kann auf einen Blick festgestellt werden. Gegebenenfalls muss die Veränderung genauer beurteilt werden. Beim Arzt erfolgt ein Untersuchungsgespräch (Anamnese) mit dem Patienten beziehungsweise den Eltern. Der Arzt führt eine körperliche Untersuchung durch. Nützlich kann ein Röntgenbild sein, wenn die Formabweichung genauer beurteilt werden soll. Eine Untersuchung zur weiteren Abklärung ist die Lungenfunktionsprüfung. Bei sehr verzogener Brust können eventuell Untersuchungen des Herzens wie ein EKG (Elektrokardiographie) oder Ultraschall (Echokardiographie) in Frage kommen.
Die abweichende Form des Brustkorbes ist unschwer zu erkennen. Untersucht werden muss aber, ob die Kielbrust (Hühnerbrust) Teil eines weitergehenden Syndroms ist.
Die meisten Fälle einer Kielbrust (Pectus carinatum) erfordern keine Behandlung, weil sie die Gesundheit des Patienten nicht beeinträchtigen. Nur in wenigen Fällen muss die Kielbrust therapeutisch angegangen werden, um die Funktion beispielsweise der Atmung zu verbessern. Doch aus ästhetischen und psychischen Gründen wird die Kielbrust häufiger behandelt. Vor einer etwaigen Operation sollten die möglichen Risiken bedacht werden. Die optimale Zeitpunkt für die Behandlung ist die Pubertät.
Ein Training (sportliche Betätigung, Atemgymnastik) hilft vor allem dabei, die Atmung zu unterstützen. Durch Krankengymnastik lassen sich auch mögliche Folgeschäden der Wirbelsäule eindämmen. Außerdem ist eine psychologische Betreuung sinnvoll, unter anderem wenn sich der Patient aufgrund seiner Brustform benachteiligt fühlt. Mit solchen Mitteln lässt sich die Verformung der Brust allerdings nicht beheben.
Die Kompressionstherapie mit einem Brace (Kielbrustspange oder Kielbrustorthese) ist die schonende Behandlungsmethode, um eine Kielbrust zu korrigieren. Bei dieser Behandlung kommt ein spezielles Stützgerät zum Einsatz, das für jeden Patienten individuell angefertigt wird. Da die Knochen des Brustkorbs im jugendlichen Alter noch flexibel sind, kann dieses Gerät durch leichten Druck die Brust in die gewünschte Form bringen. Das Stützgerät, auch Brace genannt, wird regelmäßig getragen und übt einen sanften Druck auf den höchsten Punkt der Kielbrust aus, um sie allmählich abzuflachen. Gleichzeitig wird der oft runde Brustkorb der Patientin abgeflacht, was zu einer natürlicheren Form führt. Diese Methode ist besonders sicher, die einzigen Risiken sind Hautreizungen und leichte Schmerzen beim Tragen des Mieders.
Während der Pubertät, wenn die Knochen des Brustkorbs noch formbar sind, ist der beste Zeitpunkt für diese Korrektur. Eine frühere Behandlung ist meist nicht sinnvoll, da eine Kielbrust in der Regel keine körperlichen Beschwerden verursacht und die Therapie eine aktive Mitarbeit erfordert. Oft entwickelt sich eine Kielbrust erst in der Pubertät, was zu sozialen Problemen wie Unzufriedenheit mit dem Aussehen oder gehänselt werden führen kann. Eine Korrektur kann hier Abhilfe schaffen.
Der Brace wird täglich so lange wie möglich getragen, idealerweise 23 Stunden am Tag, und nur zum Sport oder Duschen abgelegt. Der Druck wird jedes Mal selbst eingestellt und nach dem Abnehmen sollte eine leichte Rötung der Haut zu sehen sein. Je länger und konsequenter der Brace getragen wird, desto schneller verbessert sich die Form der Brust.
Erste Ergebnisse sind oft schon nach wenigen Wochen sichtbar, ein gutes Ergebnis kann nach etwa 6 bis 9 Monaten erreicht werden.
Die Vorteile dieser Methode liegen darin, dass keine Operation notwendig ist und somit keine Operationsrisiken bestehen. Die einzigen möglichen Komplikationen sind Rötungen oder Reizungen der Haut und leichte Schmerzen beim Tragen des Braces.
Das Risiko, dass die Kielbrust nach Abschluss der Therapie wieder auftritt, ist gering. Sollte es dennoch zu einem Rezidiv kommen, kann das Brace erneut angelegt werden, um die meist weniger stark ausgeprägte Kielbrust erneut zu korrigieren.
Eine deutlich herabgesetzte Atemfunktion durch die Kielbrust kann eine Operation erfordern. Manchmal stellt auch die kosmetische beziehungsweise psychische Beeinträchtigung einen Anlass für einen operativen Eingriff dar.
Die häufigste Operation, die durchgeführt wird, ist die Operation nach Ravitch. Dabei wird ein 15 Zentimeter langer Schnitt unterhalb der Brust an der Brustfalte gesetzt. Dadurch erhält der Chirurg Zugang zum Brustkorb. Die Rippenknorpel, die die Rippen mit dem Brustbein verbinden, werden gekürzt und vom Brustbein getrennt. Das Brustbein selbst wird quer durchtrennt und neu geformt. Um alles in der richtigen Position zu halten, werden Metallimplantate eingesetzt, die nach etwa einem Jahr wieder entfernt werden. Die Operation wird unter Vollnarkose durchgeführt, und die Patientin bleibt in der Regel sieben bis zehn Tage im Krankenhaus. Die Ravitch-Operation kann bei allen Deformitäten der vorderen Brustwand angewendet werden und ist auch für ältere Patienten geeignet.
Die minimal-invasive Kielbrustkorrektur nach Abramson ist eine spezielle Methode zur Behandlung einer Kielbrust. Diese Technik wurde 2009 von Horacio Abramson entwickelt und ist eine Abwandlung der Methode, die normalerweise zur Korrektur einer Trichterbrust verwendet wird. Bei dieser Methode wird ein speziell angefertigter Metallbügel oberhalb des Brustbeins eingesetzt. Dieser Bügel wird an den Seiten befestigt und drückt das Brustbein nach unten. Dadurch wird die Wölbung der Brust sofort korrigiert. In der Regel verbleibt dieser Bügel für einen Zeitraum von etwa zwei Jahren im Körper und wird dann in einer weiteren Operation unter Narkose wieder entfernt.
In der Kinderchirurgie wird oft eine andere Methode bevorzugt, die Kompressionstherapie mit Brace (Stützvorrichtung). Diese Methode ist erfolgreich und vermeidet die Risiken, die mit einer Operation in Verbindung gebracht werden. Sie ist deshalb oft die erste Wahl.
Nach einer OP sollte eine wiederholte Atemgymnastik erfolgen, so dass die Muskeln aufgebaut werden und die Lungenfunktion gefördert wird.
Die so genannte Hühnerbrust oder Kielbrust stellt in den allermeisten Fällen keine gesundheitliche Bedrohung dar. Eine größere Rolle spielt insgesamt der ästhetische Befund mit den möglichen psychischen Auswirkungen. Sollte dennoch eine gravierende Gesundheitsstörung entstanden sein, dann stehen die entsprechenden Therapieverfahren beziehungsweise Operationen zur Verfügung, um diese zu beheben.
aktualisiert am 26.01.2024