Eine Kalkschulter entsteht häufig durch chronische Entzündungen im Zusammenhang mit dem Impingement-Syndrom und verursacht starke Schmerzen, insbesondere nachts. Physiotherapie und entzündungshemmende Medikamente sind gängige Behandlungsmethoden, besonders wirksam ist die Stoßwellentherapie zur Schmerzlinderung und zum Abbau der Kalkablagerungen. In seltenen Fällen kann eine Operation erforderlich sein, wenn konservative Maßnahmen nicht zum Erfolg führen.
Prof. Gäbler: Die häufigste Ursache für Schulterschmerzen ist das Impingement-Syndrom. Betrachtet man den knöchernen Kanal (= Subacromialraum), durch den die Rotatorenmanschette (das ist die Schultermuskulatur, die den Arm hebt und die Schulter rotiert) verläuft, kann man sich gut vorstellen, dass bei Belastung eine Schädigung der Sehne nicht ausbleibt. So wie eine Schnur beim Bergsteigen ausfasert, wenn sie stets über eine scharfe Kante gezogen wird, können auch die Sehnen im Rahmen der Bewegungen kleine Verletzungen erleiden.
Meistens ist dies der Fall, wenn das Schulterdach genetisch bedingt steiler nach unten gerichtet ist, oder wenn der Subacromialraum durch degenerative Veränderungen des Schulterdaches eingeengt wird. Der Körper versucht diese geschädigten Fasern zu heilen, was typischerweise im ersten Stadium, der Entzündungsphase, mit einer Schwellung und Schmerz einhergeht. Durch die Schwellung wiederum wird der sowieso enge knöcherne Kanal noch enger für die Muskulatur.
Die Folge davon ist eine Art Einklemmung der Muskulatur (= Impingement) mit Schmerzen beim Ein- und Auswärtsdrehen des Armes, beim Heben des Armes und vor allem beim nächtlichen Liegen auf der betroffenen Schulter. Dies wird als Impingement-Syndrom bezeichnet.
Prof. Gäbler: Oft kommt es im Rahmen der Impingement-Beschwerden zum Auftreten einer schmerzhaften Entzündung des Schleimbeutels in der Schulter. In den meisten Fällen können diese Beschwerden mittels entzündungshemmenden Medikamenten und Physiotherapie zum Abklingen gebracht werden. In chronischen Fällen verkalkt dieser Schleimbeutel (Bursitis calcarea) oder es kommt zu Kalkeinlagerungen im Ansatzbereich der Rotatorenmanschette.
Prof. Gäbler: Die typischen Beschwerden sind starke, manchmal fast unerträgliche Schmerzen der Schulter, die in der Nacht meistens zunehmen.
Prof. Gäbler: Hauptsymptom der Kalkschulter sind die starken Schmerzen. Hauptsymptom der Frozen Shoulder ist die zunehmende Bewegungseinschränkung aufgrund einer Entzündung der Gelenkskapsel.
Hauptsymptom der Kalkschulter sind die starken Schmerzen.
Prof. Gäbler: Die häufigste Ursache für die Kalkschulter ist die chronische Entzündung verursacht durch die Impingement-Problematik.
Prof. Gäbler: Die primäre Therapie der Kalkschulter besteht aus Physiotherapie und der Gabe von entzündungshemmenden und abschwellenden Medikamenten, sogenannten NSARs (z.B. Ibuprofen, Naproxen odr Diclofenac).
Prof. Gäbler: Ja, aber das ist leider selten der Fall...
Prof. Gäbler: Die wichtigste Übung ist das Depressorentraining (also Kräftigung der hinteren Schultermuskulatur), um durch eine Veränderung des Kraftvektors etwas mehr Platz unter dem Schulterdach zu schaffen.
Die wichtigste Übung ist das Depressorentraining...
Prof. Gäbler: Die Stoßwelle ist die effektivste Therapiemethode bei der Kalkschulter, da der Kalk einerseits direkt zertrümmert wird (dadurch zerfällt er in kleine Einzelteile und wird vom Körper leichter abgebaut). Andererseits haben die Stoßwellen einen unmittelbaren Einfluss auf die Schmerzweiterleitung: Erstens werden die Zellwände der Schmerzfasern angegriffen und die Schmerzfasern leiten deshalb negative Impulse in verringertem Ausmaß weiter.
Zweitens sind das betroffene Gewebe und die sich darin befindenden Nerven im Rahmen der ESWT einer Reizüberflutung ausgesetzt, und können dadurch nur relativ reduziert Schmerzimpulse weiterleiten. Damit können besonders chronische Schmerzen langfristig gelindert werden. Es wird auch postuliert, dass es durch die Stoßwellentherapie zur Migration und „homing“ von Stammzellen kommt – dies hilft dem betroffenen Sehnengewebe zu heilen.
Prof. Gäbler: Wenn alle konservativen (also nicht-operativen) Therapiemaßnahmen wie Physiotherapie, NSAR, Stoßwelle und eventuell Infiltrationen zu keiner Besserung der Schmerzsymptomatik geführt haben, kommt eine Operation in Frage.
Prof. Gäbler: Bei der Operation wird das Kalkdepot eröffnet und chirurgisch ausgeräumt. Im Rahmen der OP muss auch unbedingt die Schulterdachenge, die meist ursächlich für die chronische Entzündung und Entstehung des Kalkdepots ist, abgeschliffen werden, um ausreichend Platz unter dem Schulterdach zu schaffen – sonst ist ein Rezidiv (= Wiederauftreten) der Kalkschulter meist unvermeidlich.
Bei der Operation wird das Kalkdepot eröffnet und chirurgisch ausgeräumt.
Prof. Gäbler: Nach der Operation ist eine Physiotherapie extrem wichtig, da viele Patienten aufgrund der Schmerzen ihre Schulter immer weniger bewegen und es dadurch zu Bewegungseinschränkungen kommen kann. Üblicherweise sind aber nach einer Woche schon wieder alle Tätigkeiten des täglichen Lebens problemlos möglich. Zwei Wochen nach der OP ist lockeres Laufen erlaubt, acht Wochen nach der OP ist meist jeglicher Sport wieder erlaubt.
Prof. Gäbler: Beim Training daran denken, dass immer auch der hintere Schultergürtel (Trapezius und Rhomboidei) mittrainiert werden.
Prof. Gäbler: Die Effektivität der Stoßwellentherapie wurde wissenschaftlich eindringlich belegt. Durch diese kann jetzt in vielen Fällen die Operation vermieden werden.
Danke für das Interview!
Letzte Aktualisierung am 02.10.2024.