Die Anwendung von Kälte oder Wärme ist in vielen Gebieten der Medizin eine hilfreiche Maßnahme. In der Orthopädie werden mit Wärme oder Kälte Beschwerden gelindert, insbesondere Schmerzen. Eine Wärmeanwendung kann unter anderem bei Verspannungen im Rücken erfolgen. Eine Kälteanwendung ist dagegen bei einem gerade stattfindenden entzündlichen Geschehen sinnvoll, wie beispielsweise bei einer Gelenkentzündung (akute Arthritis) oder einer Schleimbeutelentzündung (akute Bursitis). Die Kältetherapie und die Wärmetherapie werden zu den physikalischen Therapien gezählt. Vor allem bei der Kälteanwendung ist zu beachten, dass zu kalte Kompressen oder Eis nicht unmittelbar auf die Haut gebracht werden dürfen. Kälteschäden ähnlich einer Verbrennung können sonst entstehen.
Kälte vermindert Entzündungsreaktionen und ähnliche Vorgänge. Deshalb wird Kälte bei einem akuten Geschehen eingesetzt. Wärme würde hier eher dafür sorgen, dass der Vorgang der Entzündung gefördert wird und die Beschwerden zunehmen. Kühlen vermindert meist die Schmerzen und kann zur Abschwellung beitragen.
Anlässe für das Kühlen einer Körperstelle sind beispielsweise eine akute Gelenkentzündung (Arthritis) oder eine akute Schleimbeutelentzündung (Bursitis). Weitere Erkrankungen, die durch Kälteanwendung gelindert werden können, sind unter anderem Rheuma an den Gelenken sowie die Kalkschulter (eine Verkalkung von Sehnen in der Schulter, Tendinitis calcarea).
Auch bei Verletzungen (Verletzungen im Gelenk, Stauchungen, Prellungen, Blutergüsse) oder nach Operationen kann Kälte vorteilhaft angewendet werden. Diese Kältetherapie gehört zu den Methoden, die zur Sofortbehandlung bei frischen, geschlossenen Verletzungen des Bewegungssystems durchgeführt werden. Des Weiteren gehören dazu Ruhig- und Hochlagerung oder auch ein Druckverband (so genanntes PECH-Schema: Pause - Eis - Compression - Hochlagern).
Kälte darf auf der Haut nur vorsichtig angewendet werden. Eine zu niedrige Temperatur oder ein zu langer Kontakt der Haut mit der Kälte kann zu Schäden am Gewebe führen. Blutgefäße können geschädigt werden, Blasen können sich bilden, es kann sogar dazu kommen, dass Gewebe abstirbt. Die örtliche Erfrierung wirkt sich damit fast wie eine Verbrennung aus. Außerdem verspüren Patienten meist kaum Schmerzen, wenn etwas sehr Kaltes auf die Haut gelangt. Deshalb wird auch die Kälteschädigung oft erst nicht bemerkt.
Die ursprüngliche Art der Kältebehandlung besteht darin, eine eiskalte Kompresse oder einen Eisbeutel an die betroffene Stelle zu bringen. Eine solche Kompresse enthält ein temperaturspeicherndes Gel. Zwischen einer Kältekompresse oder Eis und der menschlichen Haut muss sich eine dämpfende Schicht befinden. Deshalb werden bestimmte Textilien zwischen das Kühlmittel und die Haut gelegt, um die Kälte abzumildern. Die Kompresse oder das Eis werden meist nur für Minuten aufgelegt, dafür wird die Anwendung mehrmals wiederholt. Bei Verletzungen, z. B. an Gelenken oder Muskeln, wird die Kälte mit nicht ganz so niedriger Temperatur für eine längere Zeit aufgelegt.
Zu den einfachen Methoden der Kälteeinwirkung zählen kalte Güsse und Bäder. Moderne Apparate zur Kühlung besitzen ein System mit einer Manschette für die Haut. Kühle Flüssigkeit wird dort hindurchgepumpt. An der Stelle auf der Haut wird es deshalb nicht zu kalt, und es besteht keine Gefahr einer „Vereisung". Auch möglich ist es, kalten Nebel oder kalte Luft an die erkrankte Körperstelle zu befördern. Zur Akutbehandlung bei Verletzungen ist ein Kältespray nützlich. Mit diesem Eisspray sollte ebenfalls entsprechend vorsichtig umgegangen werden, durch unmittelbares Sprühen auf die Haut können kleine Erfrierungen entstehen.
Wärme führt zu einer Erweiterung der Blutgefäße und fördert damit den Blutfluss in das Gewebe. Wärme hilft beispielsweise gegen Verspannungen, denn dort ist die Durchblutung oft herabgesetzt. Die Minderdurchblutung führt über die Übersäuerung des Gewebes zu Schmerzen und damit noch zu weiteren Verspannungen. Der Prozess verselbstständigt sich. Am Rücken, der häufig von starker Spannung durchsetzt ist, wird deshalb typischerweise Wärme angewendet. Der Mechanismus, dass sich aus Verspannungen wieder neue Verspannungen entwickeln, kann mit der Wärme unterbrochen werden. Die Muskulatur entspannt sich durch die Erwärmung. Wärme kann darüber hinaus bei überlasteten Muskeln oder zur Linderung chronischer Gelenkbeschwerden eingesetzt werden.
Natürlich darf die Temperatur bei der Wärmeanwendung nicht zu groß werden, sonst drohen Verbrennungen auf der Haut. Die Wärmebehandlung kann, wie das Kühlen, mit Kompressen geschehen. Die Anwendung ist aber auf vielerlei Weise möglich, z. B. mit einer warmen Moorpackung, Wickeln, einem Bad oder Moorbad oder mit warmer Luft. Eine gewisse Einwirkzeit ist notwendig, bei den Packungen meist etwa eine Dreiviertelstunde. Gerne eingesetzt wird auch die Rotlichtlampe, die viel Wärme abgibt. Die übliche Dauer der Rotlichtanwendung beträgt 15 bis 20 Minuten.
aktualisiert am 15.12.2020