Deutschland ist nach der Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) seit 2022 wieder zu einem Jodmangelgebiet geworden. Hauptursache ist der Rückgang der Verwendung von jodiertem Speisesalz in der gewerblichen Lebensmittelverarbeitung, also vor allem bei Fertiggerichten. Jodmangel kann zu einer Vergrößerung der Schilddrüse führen. Auch Schilddrüsenknoten können die Folge sein.
Jod ist ein essentieller Nährstoff und für unseren Körper lebensnotwendig. Jod ist wichtig für die Produktion der Schilddrüsenhormone Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4) in unserem Körper. Diese Hormone sind wahre Alleskönner und steuern zahlreiche Vorgänge im Körper. Sie wirken auf Herz und Kreislauf, regulieren den Blutdruck und steuern Gewebewachstum und Zellteilung. So beeinflussen sie den Knochenaufbau und tragen dazu bei, dass Gehirn und Nervensystem gut funktionieren. Über den Grundumsatz beeinflussen sie sogar unser Körpergewicht.
Wie viel Jod am Tag notwendig ist, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich.
Der genaue Jodbedarf ist schwer zu bestimmen, da sich der Körper in gewissen Grenzen an unterschiedliche Nahrungsangebote anpassen kann. Bei einer guten Jodversorgung ist die Schilddrüse in der Lage, etwa 10 Milligramm (mg) Jod zu speichern und damit den Bedarf für etwa 3 bis 6 Monate zu decken. Das bedeutet, dass es nicht sofort zu einem Jodmangel kommt, wenn die Jodzufuhr kurzzeitig sinkt. Der Jodbedarf hängt auch von äußeren Faktoren wie dem Alter und Umweltbelastungen wie z. B. Rauchen oder der Aufnahme von Nitrat ab. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt die folgende Zufuhr:
Alter | Empfohlene Jodzufuhr in µg pro Tag |
---|---|
0 bis unter 4 Monate | 40 |
4 bis unter 12 Monate | 80 |
1 bis unter 4 Jahre | 100 |
4 bis unter 7 Jahre | 120 |
7 bis unter 10 Jahre | 140 |
10 bis unter 13 Jahre | 180 |
13 bis unter 51 Jahre | 200 |
51 bis unter älter | 180 |
Schwangere | 230 |
Stillende | 260 |
Erwähnenswert ist, dass andere Länder teils abweichende Empfehlungen haben. Das ist abhängig von der Versorgungssituation mit Jod im Land.
Frauen sollten während der Schwangerschaft und Stillzeit besonders auf ihre Jodversorgung achten. Der beschleunigte Stoffwechsel in dieser Zeit erhöht den Jodverbrauch. Schon ein leichter Jodmangel der Mutter kann negative Auswirkungen auf das Kind haben. Die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) empfiehlt daher allen Frauen, ihre Jodzufuhr während der Schwangerschaft und Stillzeit zu erhöhen. Nach ärztlicher Rücksprache wird die Einnahme von Jodtabletten in einer Dosis von 100 (-150) Mikrogramm pro Tag empfohlen.
Der Kropf ist eine Vergrößerung der Schilddrüse, die entsteht, wenn der Körper versucht, mehr Jod aufzunehmen, um genügend Schilddrüsenhormone zu produzieren. Bei einem Mangel an Jod hat die Schilddrüse Schwierigkeiten, diese Hormone zu produzieren, und versucht, dieses Problem zu kompensieren, indem sie sich vergrößert, um mehr Jod aufnehmen zu können. Dies kann zu Symptomen wie Enge- und Druckgefühl im Hals, Atem- und Schluckbeschwerden führen.
Da Kropferkrankungen familiär gehäuft auftreten, vermuten Experten, dass neben einem Jodmangel auch eine vererbte Jodverwertungsstörung, z.B. ein Hormonbildungsdefekt, an der Entstehung beteiligt ist. Ein Kropf kann sowohl bei einer Unterfunktion als auch bei einer Überfunktion der Schilddrüse auftreten.
Ein häufiges Symptom eines Jodmangels ist Müdigkeit. Betroffene fühlen sich ständig erschöpft, obwohl du ausreichend schlafen.
Ein Mangel an Jod kann die geistige Leistungsfähigkeit beeinträchtigen und Stimmungsschwankungen auslösen
Eine langsamer Herzschlag (Tachykardie) kann ein weiteres Anzeichen sein, das auf einen Jodmangel hinweist.
Jodmangel verlangsamt Stoffwechsel und führt zu einer Gewichtszunahme, auch wenn sich Ernährung oder körperlichen Aktivitäten nicht geändert haben.
Ein weiterer Hinweis für einen Jodmangel ist die Kältempfindlichkeit. Wer öfter friert sollte auch an einen Jodmangel denken. Dazu kommen trockene, schuppige Haut und brüchiges Haar, die ebenfalls auf einen Jodmangel hinweisen können.
Auch die Potenz bei Männern und die Fruchtbarkeit bei Frauen kann von einem Jodmangel beeinträchtigt sein.
Jod ist für Kinder essentiell. Wenn Kinder nicht genug Jod bekommen, kann dies ihre Entwicklung beeinträchtigen. Bei Untersuchungen in Neuseeland konnte festgestellt werden, dass Schulkinder, die über eine schlechte Jodversorgung verfügen, Intelligenzeinbußen haben und in ihrer geistigen Leistungsfähigkeit etwas zurückliegen.
Die meisten dieser Symptome sind auf eine verminderte Produktion von Schilddrüsenhormonen zurückzuführen.
Die meisten dieser Symptome sind auf eine verminderte Produktion von Schilddrüsenhormonen zurückzuführen.
Um einem Jodmangel vorzubeugen, ist eine ausgewogene Ernährung mit jodreichen Lebensmitteln wie Seefisch zu empfehlen. Jod findet man vor allem in den Ozeanen. Deshalb haben Lebensmittel, die aus dem Meer kommen, einen hohen Gehalt an Jod.
Die Böden in Deutschland sind jodarm. Deshalb enthalten pflanzliche Lebensmittel und auch Fleisch in den meisten Fällen zu wenig Jod. Das hängt aber von der Düngung und dem Jodzusatz in Futter ab. Jodreich gelten Milch und Eier, wenn die Tiere mit jodreichen Futter gefüttert werden. Milch und Eier tragen heutzutage erheblich zur Jodversorgung bei. Ein wichtiger Bestandteil, um den täglichen Bedarf zu decken, ist jodiertes Speisesaltz.
Wer sich vegan oder vegetarisch ernährst, wird es schwer haben, genügend Jod zu bekommen. In diesem Fall ist es ratsam nach Rücksprache mit einem Arzt oder einer Ärztin, ein Jodpräparat einzunehmen. Im Durchschnitt sollten Erwachsene etwa 200 Mikrogramm Jod am Tag aufnehmen. Bei Kabeljau zum Beispiel ist das mit rund 120 Gramm schnell erreicht, bei Brokkoli müssten es 1,5 Kilogramm sein - täglich. Je nach Region können auch manche Heil- und Mineralwasser gute Jodlieferanten sein. Grundsätzlich ist unser Trinkwasser im Norden jodreicher als das Wasser im Süden.
Die wichtigsten natürlichen Quellen für Jod sind Meeresfische und Meeresfrüchte wie Muscheln, Garnelen und bestimmte Algen. Um eine ausreichende Jodversorgung zu gewährleisten empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung zwei mal in der Woche eine Portion Meeresfisch zu essen und nur mit jodiertem Speisesalz zu kochen.
Folgende Lebensmittel enthalten viel Jod:
Lebensmittel | Jod in µg pro 100 Gramm |
---|---|
Getrocknete Meeresalgen | bis 11.000 |
Nori-Algen | bis 8.000 |
Jodiertes Speisesalz | 1.500-2.500 |
Schellfisch | 245 |
Garnelen | 130 |
Kabeljau | 120 |
Austern | 110 |
Alaska Seelachs | 105 |
Rotbarsch | 80 |
Hering, Makrele | 55 |
Thunfisch | 50 |
Eier | 8,5-10 |
konventionelle Milch | 7,5-20 |
Meersalz | 5-50 |
Die genauen Jodmengen hängen davon ab, woher die Lebensmittel stammen und wie diese zubereitet wurden. Auch sollte man sich ausgewogen ernähren und nicht alle Nährstoffe aus einer einzigen Quelle beziehen.
Die Einnahme von zu viel Jod kann ebenso wie ein Jodmangel schwerwiegende Folgen haben. Ein Jodüberschuss ist selten und wird vorwiegend von Nahrungsergänzungsmitteln verursacht. Die maximal empfohlene Aufnahmemenge liegt bei 500 µg Jod pro Tag.
Die Schilddrüse verfügt über einen Schutzmechanismus, den Wolff-Chaikoff-Effekt. bEi sehr hohen Jodspiegeln im Blut wird die Aufnahme von Jod in die Schilddrüse gebremst. In den meisten Fällen erholt sich die gesunde Schilddrüse davon.
Bei einer bereits bestehenden, nicht erkannten Überfunktion der Schilddrüse oder bei heißen Knoten sind erhöhte Jodmengen problematisch. Durch die Zufuhr von Jod wird die Produktion von Schilddrüsenhormonen angeregt. Im Extremfall kann eine thyreotoxische Krise mit lebensgefährlichen Folgen (Koma) und neurologischen Ausfällen auftreten.
aktualisiert am 31.07.2023