Mittelgesichtsfrakturen, zu denen auch der Jochbeinbruch gehört, sind recht häufige Verletzungen. Oft kommen sie bei Kontaktsportarten vor. Durch das Jochbein ziehen Äste des Oberkiefernervs (Nervus maxillaris), aber auch einige andere Nervenäste liegen in der Nähe dieses Knochens. Die Nerven können bei einem Jochbeinbruch involviert werden, was zu einer Schädigung der Nervenfunktion führt.
Das Jochbein wird meist durch starke und direkte mechanische Gewalteinwirkung gebrochen, oft bei einem Sturz, einem Zusammenprall oder durch einen Faustschlag. Durch die Wucht des Aufpralls können die Gesichtsnerven geschädigt werden, insbesondere der Nervus maxillaris (Oberkiefernerv) und der Nervus ophtalmicus (Augennerv, nicht zu verwechseln mit dem Sehnerv). Hier kann es zu Sensibilitätsstörungen kommen (Taubheit) oder der Mundwinkel hängt herab, und das Auge kann nicht mehr richtig geschlossen werden. Auch die Muskelfunktion kann unter Umständen beeinträchtigt werden.
Das Jochbein hat drei Fortsätze: den Oberkieferfortsatz, den Stirnkeilbeinfortsatz und den Schläfenfortsatz. Am Oberkieferfortsatz beginnt der Muskel, der dafür zuständig ist, dass sich Nasenflügel und Oberlippe bewegen können (Musculus levator labii superioris alaeque nasi). Zudem beginnt am unteren Rand des Jochbogens der große Kaumuskel. Je nachdem, wie stark die Gewalteinwirkung war und auf welchen Punkt sie aufgetroffen ist, können auch diese Muskeln bei einem Jochbeinbruch betroffen sein.
Häufig werden bei einem Jochbeinbruch auch andere Knochen des Gesichts in Mitleidenschaft gezogen. Ist die Jochbeinfraktur verschoben, kann die ganze Symmetrie des Gesichtes gestört sein. Denn das Jochbein beeinflusst massiv die Optik des menschlichen Antlitzes. Deswegen wird bei Schönheitsoperationen dieser Gesichtsknochen häufig neu modelliert.
Bei einem Jochbeinbruch können, wie erwähnt, bestimmte Gesichtsnerven in Mitleidenschaft gezogen werden. Hier kommt es darauf an, wie heftig die Gewalteinwirkung war, die den Jochbeinbruch ausgelöst hat und ob verschobene Knochenstückchen die Nerven verletzt haben könnten. Um die Nervenfunktion zu beurteilen, erfolgt eine eingehende neurologische Untersuchung.
Die verletzten Nerven können sich durchaus regenerieren. Ist der Nerv nur gequetscht oder gedehnt, heilt die Verletzung in der Regel ohne operativen Eingriff. Die Quetschung kann zum Beispiel durch die entstandene Schwellung entstanden sein, die mit einem Jochbeinbruch einhergeht. Diese Art der Verletzung wird Neurapraxie genannt. Geht die Schwellung zurück, sollte auch das Taubheitsgefühl in der Wange schwinden.
Ist der Nerv allerdings teilweise oder vollständig durchtrennt, zum Beispiel durch beim Bruch entstandene scharfe Knochenstückchen, ist höchstwahrscheinlich ein operativer Eingriff zur Nerventransplantation erforderlich. Hier gibt es allerdings keine Garantie, dass sich der Nerv komplett regeneriert. Die Heilung dauert zudem mehrere Monate.
Je eher eine Nervenverletzung behandelt wird, desto größer ist die Chance auf eine vollständige Genesung. Gerade deswegen ist es so wichtig, dass Kopfverletzungen zeitnah behandelt werden, auch um das Risiko weiterer Erkrankungen zu senken. Ein gebrochenes Jochbein geht beispielsweise sehr häufig mit einer Gehirnerschütterung einher, was keine Bagatelle ist.
aktualisiert am 30.09.2022