Ein Ziehen oder auch ein stechender Schmerz, der im unteren Rücken sitzt und bis in die Beine zieht, ist typisch für Ischiasbeschwerden, die Ischialgie. Dabei denken viele Menschen sofort an die Bandscheiben. Ein Bandscheibenvorfall ist jedoch nicht immer ursächlich. Teils sitzt der eigentliche schmerzauslösende Punkt etwas tiefer und die Beschwerden rühren von der Muskulatur her.
Gefährdet sind all jene, die eine schiefe Haltung haben. Insgesamt trifft Frauen häufiger das unangenehme und teils sehr schmerzhafte Ziehen als Männer. Dafür kann es bei letzteren besonders aus einem Grund auftreten: Im Gegensatz zu den Damen trägt kaum ein Herr eine Handtasche mit sich herum, sodass die Geldbörse in der Gesäßtasche verschwindet. Aufgrund der Geldbörse, die beim Sitzen stört, gewöhnen sich viele Männer eine ungesunde schiefe Haltung an. In der Folge kommt es zu einer massiven Überbeanspruchung des Musculus piriformis. Auch wenn nur wenige jemals von diesem kleinen Muskel gehört haben, so kann er dennoch zu enormen Problemen führen.
Aufgrund seiner Nähe zum Ischiasnerv kann der Piriformis-Muskel diesen einklemmen und reizen. Es kommt zu Schmerzen im Rücken und Bein und der Mediziner spricht bei den Beschwerden von einer Ischialgie oder einer Lumboischialgie. Speziell im Falle des Piriformis-Syndroms werden die Beschwerden auch als Pseudo-Ischias oder Pseudo-Ischialgie bezeichnet, denn es besteht keine „herkömmliche“ Ischialgie aufgrund von Bandscheibenproblemen.
Häufig geht eine Reizung des Ischiasnervs mit einem Bandscheibenvorfall einher. Betroffene, die unter starken Schmerzen leiden, gehen oftmals mit dieser Erwartungshaltung zum Arzt und werden bestätigt. Einige Ärzte übersehen das Piriformis-Syndrom, welches ebenfalls schmerzursächlich sein kann. Im Gegensatz zum Bandscheibenvorfall, der nur selten junge Menschen betrifft, tritt der Pseudo-Ischias oft auch bei jüngeren sportlichen Personen auf.
Da der Musculus piriformis – zu Deutsch birnenförmiger Muskel – sich in der Hüfte befindet und sehr nah am Ischiasnerv vorbeiläuft, besteht eine hohe Verwechslungsgefahr. Da der Muskel, je nachdem, wie verhärtet er ist, direkt auf den Ischiasnerv drücken kann, können identische Symptome auftreten. Anders als bei der klassischen Ischialgie strahlen die Schmerzen jedoch oftmals nur in den Oberschenkel aus. Der typische Ischiasschmerz hingegen erstreckt sich häufig die Beine entlang, sodass ein Ziehen auch in den Füßen noch spürbar ist.
Je nach Intensität der Verhärtung treten nicht nur Schmerzen auf, sondern Betroffene spüren zusätzlich ein Kribbeln oder leichte Taubheitsgefühle im Po sowie im Oberschenkelbereich.
Fehlhaltungen am PC, langes Sitzen oder auch ungünstiges Stehen begünstigen das Entstehen der Muskelverspannung. Wer sich beim Arbeiten oft weit nach vorne beugt und schwere Lasten trägt, riskiert, dass der Muskel auf den Ischiasnerv drückt. Umso wichtiger ist es, möglichst frühzeitig zu reagieren und das Verspannungsrisiko zu minimieren.
Neben eher gemütlichen Zeitgenossen, die aufgrund mangelnder Bewegung an einer Muskelverspannung des birnenförmigen Muskels leiden, trifft es vor allem Läufer. Problematisch ist hierbei eine Fehlhaltung beim Laufen. Jeder Schritt, der gesetzt wird, belastet Muskeln, Sehnen und Gelenke. Wer nun eine „falsche“ Bewegung macht, intensiviert die Problematik mit jedem weiteren Schritt.
Laufanalysen sowie auf den jeweiligen Läufer abgestimmte Laufschuhe schaffen vielfach Abhilfe. Zunächst gilt es allerdings, die akuten Schmerzen des Piriformis-Syndroms in den Griff zu bekommen. Dazu können neben herkömmlichen Schmerzmedikamenten auch weitere Maßnahmen der Schmerzbehandlung wie etwa die Akupunktur zum Einsatz kommen.
Damit der Gang zum Physiotherapeuten erst gar nicht notwendig wird, helfen einige Tipps und Tricks. Männer sollten auf die Geldbörse in der Hosentasche verzichten. Wenn der Geldbeutel unentbehrlich ist, so hilft es, die Börse wenigstens beim Sitzen aus der Tasche zu nehmen.
Wer aufgrund seines Jobs viel sitzen muss, kann dies in der Regel nicht ändern. Jedoch ist es die Haltung, die eine große Rolle spielt. Viel wichtiger, als eine möglichst perfekte Sitzposition zu finden, ist es jedoch, diese möglichst häufig zu wechseln. Wer regelmäßig aufsteht und ein paar Schritte geht, hilft seinem Pomuskel bei der Entspannung.
Neben einer gezielten Massage wichtiger Triggerpunkte hilft Dehnen. Wer vom Schreibtisch aufsteht, sich dehnt und streckt, entlastet den angespannten Musculus piriformis und leidet deutlich seltener unter Pseudo-Ischias-Beschwerden.
Um einseitige Belastungen zu vermeiden, ergibt es Sinn, Bewegungen einmal mit der anderen Seite auszuführen. Wer Schnee schippt oder auch nur die Tür öffnet, merkt schnell, dass dieses Training nicht nur den Körper, sondern auch den Geist vor eine kleine Herausforderung stellt.
aktualisiert am 19.01.2018