Da über 90 Prozent der Bandscheibenvorfälle den Bereich der Lendenwirbelsäule betreffen, ist ein Bandscheibenvorfall an der Halswirbelsäule vielen Menschen unbekannt. Allerdings tritt das Leiden dennoch bei einigen Personen auf und führt zu Beschwerden mit Schmerzen, die bis in den Arm ziehen. Obwohl man im Volksmund vom „Ischias im Halswirbel“ redet, hat der Ischiasnerv mit einem Bandscheibenvorfall an der HWS nichts zu tun. Die Beschwerden sind allerdings vergleichbar mit den Ischiasschmerzen, nur dass die tatsächlichen Ischiasschmerzen den unteren Rücken und das Bein betreffen.
Die meisten Bandscheibenvorfälle sind Folgen der abgenutzten Bandscheiben. Die Bandscheibe ist über Jahre hinweg starker Belastung ausgesetzt und verliert irgendwann an Elastizität und Stabilität. Der weiche Gallertkern im Inneren der Bandscheibe kann verrutschen und durch den umgebenden faserigen Ring der Bandscheibe treten. Es kommt zu einem Bandscheibenvorfall. Weil auch die Lendenwirbelsäule (LWS) deutlich mehr beansprucht wird als die Halswirbelsäule, betreffen 90 Prozent aller Bandscheibenvorfälle die LWS. Allerdings kann es durch Abnutzungserscheinungen sowie auch durch mechanische Einwirkungen wie schnelle Kopfbewegungen zu einem Bandscheibenvorfall an der HWS (Halswirbelsäule) kommen. Dieser muss nicht unbedingt mit Symptomen einhergehen. Sollte es allerdings zu einer Reizung der umliegenden Nervenwurzeln kommen beziehungsweise die Bandscheibe Druck auf die Nerven ausüben, treten folgende Symptome auf:
Die Beschwerden sind mit Ischiasschmerzen am unteren Rücken und Bein vergleichbar. Für Schmerzen, die aus dem Halsbereich in die Schulter und den Arm ziehen, wird auch der Begriff Schulter-Arm-Syndrom häufig verwendet. Ebenso ist dieses Schmerzsyndrom in der Fachsprache als Zervikobrachialgie bekannt. Die Ursache sind häufig Bandscheibenvorfälle der HWS, aber auch Verspannungen oder weitere Störungen können für die Schmerzen verantwortlich sein.
Wenn Patienten unter einem Bandscheibenvorfall an der HWS leiden, so wird sich der Arzt zunächst für die konservative Behandlung (Behandlung ohne OP) entscheiden. Die Gabe von Schmerzmitteln sowie geeignete physiotherapeutische Übungen sorgen dafür, dass die Beschwerden meist innerhalb weniger Wochen abklingen. Auch ein Beweglichkeitstraining der Nackenmuskulatur führt häufig zu den gewünschten Ergebnissen.
Weil viele Menschen einen Bandscheibenvorfall mit dem Begriff „Ischias“ gleichsetzen, besteht die fälschliche Annahme, dass der Ischiasnerv Schmerzen an der HWS verursachen könne. Dies ist allerdings nicht richtig. Der Ischias-Nerv ist der größte Nerv im menschlichen Körper und ist für die Steuerung und Sensibilität von Bereichen der Beine und Füße verantwortlich. Kommt es im Bereich der Lendenwirbelsäule zu einem Bandscheibenvorfall, der den Ischiasnerv reizt, leiden Patienten unter einer Ischialgie. Typische Symptome sind Schmerzen, die über das Bein bis in den Fuß strahlen können, Taubheitsgefühle und Gefühlsstörungen wie Kribbeln oder Missempfindungen hinsichtlich der Temperatur. Selbst wenn die Symptome eines Bandscheibenvorfalls an der HWS denen einer Ischialgie ähnlich sind, hat der Ischias keinen Einfluss auf die Halswirbelsäule. Es kann allerdings vorkommen, dass ein Bandscheibenvorfall der HWS starke Rückenschmerzen verursacht, die den kompletten Rücken betreffen. Daher kann es passieren, dass Patienten Schmerzen auch in der Nähe des Ischiasnervs spüren, obwohl die Ursache viel weiter oben zu finden ist.
aktualisiert am 27.11.2017