Neben Bandscheibenvorfällen gehören verspannte Muskeln zu den häufigsten Ursachen von Ischiasschmerzen. Die verkrampften Muskeln verhärten und schwellen an, sodass sie auf den Ischiasnerv drücken und damit die typischen Symptome wie Beinschmerzen, Taubheitsgefühle oder Gefühlsstörungen verursachen. Sowohl Akupunktur als auch Akupressur helfen dabei, die verspannten Muskeln zu lösen und damit die Ischiasschmerzen schnell und effektiv zu lindern. Ebenso versprechen diese alternativen Heilmethoden bei blockierten Muskeln oder weiteren Ursachen eine entspannende und schmerzreduzierende Wirkung.
Besonders häufig diagnostizieren Ärzte das sogenannte Piriformis-Syndrom, wenn Patienten über Schmerzen klagen, die vom Gesäß über das Bein bis in den Fuß ausstrahlen. Der Piriformis-Muskel befindet sich unter den Gesäßmuskeln. Wird der Muskel falsch belastet, wird er gereizt, entzündet sich und schwillt an. Da sich der Ischiasnerv in unmittelbarer Nähe zum Piriformis-Muskel befindet, kann der verkrampfte Muskel Einfluss auf den Nerv nehmen. Es kommt zu verschiedenen Ischiasbeschwerden, die unter dem Begriff "Ischialgie" zusammengefasst werden:
Es gibt allerdings noch andere Ursachen, die eine Ischialgie verursachen können, wie etwa ein Bandscheibenvorfall. Weil stark beanspruchte Bandscheiben an Elastizität verlieren, kann der äußere Faserring der Bandscheibe brechen, sodass der weiche Gallertkern nach außen tritt. Übt dieser einen Druck auf den Ischiasnerv aus, kommt es zu genannten Ischiasbeschwerden. Ebenso verantwortlich für die Reizung des Ischiasnerves können neben weiteren Ursachen auch Verschleißerscheinungen der Wirbelsäule sowie Verengungen im Wirbelkanal sein. Bei schmerzhaften Ischiasbeschwerden unterschiedlicher Ursachen können Akupunktur oder Akupressur eine Linderung verschaffen.
Ist eine verkrampfte Muskulatur schuld an der Ischialgie, so dient die Behandlung der Linderung von Schmerzen sowie der Muskelentspannung. Besonders wenn ein nicht zu stark ausgeprägtes Piriformis-Syndrom vorliegt, eignet sich Akupunktur sehr gut zur Schmerztherapie. Die Akupunktur ist Bestandteil der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM), bei der verschiedene Akupunkturpunkte bewusst stimuliert werden. Der Therapeut bringt hierfür an verschiedenen Stellen des Körpers feine Nadeln in die Hautoberfläche ein, um den Organismus positiv zu beeinflussen. Bei vielen Patienten hat die Akupunktur dafür gesorgt, dass sich der verkrampfte Piriformis-Muskel lösen konnte und sich der Ischias-Schmerz reduziert hat.
Die Akupunktur wird allerdings nicht nur beim Piriformis-Syndrom angewandt. Wenn das Iliosakralgelenk (das Gelenk zwischen Kreuzbein und Darmbein im Beckenring) blockiert ist, kann dies ebenso eine Ischialgie verursachen. Die Akupunktur gilt als geeignete Methode, um die Blockade zu lösen. Viele Patienten werden nach der Behandlung eine Linderung der Ischiasschmerzen bemerken.
Sollten die Patienten einen Bandscheibenvorfall erlitten haben und deshalb Ischiasschmerzen haben, muss dieser erst ärztlich abgeklärt werden. Nicht immer muss ein Bandscheibenvorfall operiert werden. Oftmals genügt es, die Rückenmuskulatur durch geeignete Übungen zu stärken, sodass das verrutschte Gewebe nicht mehr auf den Ischiasnerv drückt. In diesem Fall stellt die Akupunktur eine schmerzlindernde Ergänzung zur schulmedizinischen Therapie dar.
Um die Akupunktur zusätzlich zu unterstützen, bieten sich spezielle Wärmeanwendungen an. Diese sind unter dem Fachbegriff Moxibustion bekannt. Dabei werden entweder die Nadeln oder die Akupunkturpunkte direkt mit dem Moxakraut (einer Art von Beifuß) erwärmt, sodass der schmerzlindernde Effekt stärker ausfallen kann.
Auch die Akupressur gehört der TCM an und verwendet Nadeln, um den Organismus positiv zu beeinflussen. Allerdings werden stumpfe Nadeln verwendet, um lediglich einen Druck auf bestimmte Punkte der Körperoberfläche auszuüben. Die Hauptpunkte für die Akupressur, die bei einer Ischialgie eine Rolle spielen, sind die Gesäßfalten sowie die Knöchel. Die Druckmassage mit den Nadeln soll die Selbstheilungskräfte anregen, sodass die Patienten anschließend weniger oder keine Ischiasschmerzen mehr spüren.
Sowohl die Akupunktur als auch die Akupressur sollten von ausgebildeten Therapeuten durchgeführt werden. Zwar können die Patienten durch das Massieren bestimmter Punkte den Heilungsprozess unterstützen, die richtigen Punkte lernen Anwender allerdings nur während einer qualifizierten Akupunktur- beziehungsweise Akupressur-Ausbildung kennen. Sobald sich die Schmerzen verstärken, sollte zudem unbedingt ein Arzt aufgesucht werden.
Akupunktur und Akupressur stellen eine zusätzliche Maßnahme zur herkömmlichen Therapie dar. Gerade wenn ein Bandscheibenvorfall für die Ischialgie verantwortlich ist, sollte dieser gemäß schulmedizinischer Grundlagen therapiert werden. In Verbindung mit Krankengymnastik und der Verabreichung von Schmerzmedikamenten haben Akupressur und Akupunktur bereits sehr gute Ergebnisse erzielt.
aktualisiert am 16.02.2022