Eine Intercostalneuralgie (andere Schreibweise: Interkostalneuralgie) beschreibt Nervenschmerzen im Bereich der Rippen. Zwischen jeweils zwei Rippen verläuft ein Zwischenrippennerv (Intercostalnerv). Er tritt im Bereich der Brustwirbelsäule aus dem Rückenmark aus und verläuft dann zwischen zwei Rippen nach vorne in Richtung Brustbein.
Eine Intercostalneuralgie kann verschiedene Ursachen haben, beispielsweise Blockierungen an der Brustwirbelsäule oder eine Gürtelrose (Herpes zoster). Nervenschmerzen können im Alltag sehr beeinträchtigend sein. Zur Vermeidung einer Chronifizierung (Entstehung von dauerhaften Schmerzen) ist eine frühzeitige Diagnose und Behandlung der Intercostalneuralgie entscheidend wichtig.
Verschiedene Ursachen können zu einer Reizung oder Entzündung der Intercostalnerven mit entsprechenden Symptomen führen. Hierzu zählen:
Nicht immer lässt sich eine eindeutige Ursache ermitteln.
Eine Intercostalneuralgie kann verschiedene Beschwerden mit sich bringen. Zu den klassischen Symptomen gehören:
Verschiedene Erkrankungen aus unterschiedlichen Fachgebieten wie Orthopädie, Neurologie, Lungenheilkunde können eine Intercostalneuralgie auslösen. Deshalb müssen in manchen Fällen mehrere Fachärzte aufgesucht werden, bis die endgültige Diagnose feststeht.
Zu Beginn steht das Arzt-Patienten-Gespräch (Anamnese). Folgende Fragen werden besprochen:
In der folgenden körperlichen Untersuchung wird der schmerzhafte Bereich genau betrachtet. Ein Hautausschlag beispielsweise kann ein Hinweis auf eine Gürtelrose sein. Eine veränderte Haltung durch Verschleißerscheinungen an der Wirbelsäule kann auf eine orthopädische Ursache hinweisen. Verschiedene Punkte am Brustkorb, die bei einer Neuralgie mit Schmerz reagieren, werden überprüft. Außerdem wird der Patient aufgefordert, tief einzuatmen oder zu husten. Diese Manöver verstärken die Symptomatik meist noch.
Wenn unklar ist, ob ein Rippenbruch vorliegt, werden zusätzlich Röntgenbilder angefertigt. Auch bei Verdacht auf Erkrankungen der Wirbelsäule sind Röntgenbilder hilfreich. Eine Magnetresonanztomografie (MRT) wird eingesetzt, wenn bestimmte Gewebe (Nervenwurzeln, Rückenmark, Organe oder spezielle Weichteilgewebe) näher betrachtet werden sollen. Eine Computertomografie (CT) oder eine Ultraschalluntersuchung können bei bestimmten Fragestellungen hilfreich sein.
Verschiedene Erkrankungen oder Verletzungen können eine ähnliche Symptomatik verursachen wie die Intercostalneuralgie. Eine sorgfältige Diagnosestellung ist wichtig, damit schwerwiegende andere Auslöser nicht übersehen werden. Ein Herzinfarkt, eine Lungenembolie (Blutgefäßverschluss der Lunge) oder ein Riss der Aorta (Aortendissektion) können ähnliche Beschwerden verursachen, sind aber lebensgefährlich. Sie sind medizinische Notfälle, die sofort behandelt werden müssen. Plötzlich einsetzende Atemnot, Schmerzen hinter dem Brustbein, Todesangst oder Schweißausbrüche können Hinweise auf eine dieser Erkrankungen sein.
Eine Lungenentzündung (Pneumonie) oder eine Rippenfellentzündung (Pleuritis) müssen ebenfalls ausgeschlossen werden. Das Gleiche gilt für Tumore oder Metastasen (gestreute Tumorherde) im Wirbelsäulen- oder Brustwandbereich. Schmerzen, die sich vorwiegend im Bereich des Brustbeines äußern, können auf eine Entzündung der Rippenknorpel hindeuten. Dies ist bei einer Costochondritis und beim selteneren Tietze-Syndrom der Fall. Gegebenenfalls müssen Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes ausgeschlossen werden. Sie können Beschwerden im Rippenbereich und im Oberbauch verursachen.
In den meisten Fällen kann die Ursache der Intercostalneuralgie festgestellt werden. Dann gilt es diese zu behandeln. Ist eine Gürtelrose der Auslöser, werden hauptsächlich Medikamente verordnet, die gegen Viren wirken (Virostatika). Bei Nervenreizungen durch eine Wirbel- oder Rippengelenksblockade ist es hilfreich, die Blockade wieder zu lösen. Dies kann durch einen Arzt, Physio-, Manual- oder Chirotherapeuten erfolgen. Bei einer Lungen- oder Rippenfellentzündung muss diese vorrangig behandelt werden, um auch die Intercostalneuralgie wirkungsvoll beeinflussen zu können.
Als Begleitung zu einer Therapie der Grunderkrankung oder wenn keine Ursache gefunden werden kann, sind folgende Maßnahmen möglich:
Die Ursachen einer Intercostalneuralgie sind vielfältig. Deshalb ist ein Vorbeugen nur bedingt möglich. Beschwerden der Wirbelsäule oder der Muskulatur können Auslöser sein, daher können hier spezielle Mobilisations-, Dehnungs- und Kräftigungsübungen vorbeugend wirksam sein. Bei einer Anfälligkeit für Infekte mit starkem Husten empfiehlt sich eine Stärkung des Immunsystems. Eine gesunde Ernährung, ausreichend Bewegung an der frischen Luft und andere Maßnahmen sind hier hilfreich. Bei anderen Auslösern wie Folgen einer Operation oder eines Unfalls ist ein Vorbeugen nicht gezielt möglich.
Wie lange eine Intercostalneuralgie anhält, lässt sich nicht pauschal beantworten. Hier hängt viel von der auslösenden Ursache ab. Eine Rippenblockade lässt sich im besten Fall schnell lösen und die Symptome verschwinden innerhalb einiger Tage wieder. Nach einem Rippenbruch dauert es meist eher Wochen, bis die Nervenschmerzen, die dadurch ausgelöst wurden, nachlassen. Die Behandlung einer chronischen Intercostalneuralgie, beispielsweise als Folge einer Gürtelrose, kann hingegen Monate dauern.
Wichtig für einen möglichst kurzen Verlauf sind eine frühzeitige Diagnosestellung und Behandlung. Je früher die Therapie beginnt, desto seltener werden die Beschwerden chronisch und desto besser ist die Prognose.
NCBI, Dalton Fazekas; Maksym Doroshenko; Danielle B. Horn – Intercostal Neuralgie: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK560865/ (online, letzter Abruf: 29.04.2022)
Healthline, Ann Pietrangelo – Intercostal Neuralgia: https://www.healthline.com/health/intercostal-neuralgia (online, letzter Abruf: 29.04.2022)
aktualisiert am 29.04.2022