Akute oder chronische Rückenschmerzen gehören zu den häufigsten Beschwerdebildern in deutschen Hausarztpraxen. In vielen Fällen eignet sich eine Injektionsbehandlung dazu, sie zu lindern.
Gründe für den Rückenschmerz sind meist einseitige Belastung oder zu wenig Bewegung, die zu Muskelverspannungen oder verkürzten Sehnen führen. Die Schonhaltung, die aufgrund der Schmerzen eingenommen wird, führt dann mittelfristig zu weiteren Verspannungen und Beschwerden. Auch andere Gründe wie die altersbedingte Abnutzung der Wirbelgelenke oder Bandscheibenvorfälle verursachen Schmerzen.
Rückenschmerzen können heute mit einer Infiltrationstherapie an der Wirbelsäule behandelt werden. Dabei handelt es sich um ein minimalinvasives Verfahren mit Spritzen (Injektionen). Die Spritze in den Rücken kommt vor allem dann in Frage, wenn die Schmerzen nicht ausreichend durch andere Methoden wie Wärmebehandlung oder Einnahme von Schmerzmitteln reduziert werden können. Voraussetzung für die Injektion ist, dass eine ausführliche Untersuchung mithilfe bildgebender Verfahren stattgefunden hat. Allerdings lässt sich häufig weder mit Magnetresonanztomografie (MRT) noch mit Computertomografie (CT) die Ursache der Rückenschmerzen exakt ermitteln. Vor allem eine verspannte Muskulatur lässt sich auf diese Weise kaum diagnostizieren. Trotzdem sind die bildgebenden Verfahren zur Ausschlussdiagnostik notwendig und sinnvoll.
Eine Injektionsbehandlung kommt bei muskulären Verspannungen ebenso in Frage wie bei Bandscheibenvorfällen und Vorwölbungen der Bandscheibe. Arthrose und Schmerzen als Spätfolge einer Bandscheibenoperation können ebenfalls mit Spritzen in die Wirbelsäule behandelt werden.
Ziel der Spritze in den Rücken ist es, den Schmerz auszuschalten. Dies sorgt dafür, dass der Patient sich aus seiner Schonhaltung herausbegibt. Ohne den Schmerzreiz wagt er es, die Wirbelsäule wieder mehr zu belasten und zu bewegen. Und moderate, rückenschonende Bewegung ist die beste Therapie gegen die meisten Rückenschmerzen.
Oft handelt es sich bei der Infiltrationstherapie um eine Behandlungsserie, bestehend aus bis zu sechs Anwendungen im Abstand von ein bis zwei Wochen. Die meisten Patienten bemerken schon nach der ersten Behandlung eine deutliche Besserung ihrer Symptome. Gelegentlich dauert es aber auch drei oder vier Sitzungen, bis ein Patient auf die Therapie anspricht.
Bandscheibenvorfälle, Bandscheibenvorwölbungen oder eine Verengung des Wirbelkanals werden mit einer epiduralen Injektionstherapie behandelt. Mithilfe von Röntgenlicht wird der Zielpunkt der Spritze ermittelt. Anschließend wird die Haut desinfiziert. Unter Röntgenkontrolle wird eine dünne Spezial-Injektionsnadel zwischen Nervenwurzel und Knochen der Wirbelkörper geschoben und der Wirkstoff wird in den Wirbelkanal gespritzt. Dafür wird eine Mischung aus einem lokalen Betäubungsmittel und Cortison verwendet. Das Cortison gelangt damit direkt in das Zentrum des Schmerzes und kann dort seine Wirkung entfalten, ohne die Nebenwirkungen des oral verabreichten Cortisons zu verursachen. Im Anschluss sollte der Patient noch eine Stunde flach auf dem Rücken liegen. Es sollten nicht mehr als drei Spritzen in vierzehntägigem Abstand gesetzt werden.
Periradikuläre Spritzen sind Injektionen, die im Bereich einer Nervenwurzel gesetzt werden. Sie sind dann erforderlich, wenn durch einen Bandscheibenvorfall oder Arthrose ein Druck auf einen der Rückennerven entsteht. Dies kann sehr starke Schmerzen auslösen, die sich mit oral verabreichten Schmerzmitteln häufig nicht in den Griff bekommen lassen. Mithilfe einer Computertomografie oder eines Röntgengerätes wird die Einstichstelle lokalisiert. In die Nähe der Nervenwurzel wird ein Gemisch aus lokalem Betäubungsmittel und Cortison injiziert. Das Cortison lässt die Nervenwurzel abschwellen und der Schmerz verringert sich.
Kleine Gelenke (Facettengelenke) verbinden je zwei benachbarte Wirbel miteinander. Sie befinden sich im hinteren Bereich der Wirbelsäule und müssen täglich eine Menge Gewicht tragen. Mit zunehmendem Alter verschleißen die Gelenke, die Knorpeldicke verringert sich, es entsteht Arthrose. Bewegungsmangel fördert diesen Prozess. Durch den Verschleiß kommt es zu Reizungen in den Gelenken, die nicht nur zu Rückenschmerzen führen, sondern auch in die Arme und Beine ausstrahlen. Auch eine Facettengelenksinfiltration wird unter Zuhilfenahme eines bildgebenden Verfahrens durchgeführt, um sicherzustellen, dass die Nadel die gewünschte Stelle trifft. Anschließend wird ein Schmerzmittel-Cortison-Gemisch direkt an die kleinen Wirbelgelenke injiziert. Dies führt zu einer Entzündungshemmung und Schmerzlinderung.
Jede Spritze birgt ein gewisses Infektionsrisiko. Auch eine Injektionsbehandlung der Wirbelsäule sollte nicht leichtfertig und nur unter Einhaltung strenger Hygienemaßnahmen verabreicht werden. Dennoch ist die Infiltrationstherapie im Vergleich zu einer Operation das geringere Risiko und daher zunächst vorzuziehen. Bei Spritzen in den Rücken sollten bildgebende Verfahren zur Absicherung hinzugezogen werden. Spritzen, die nicht den exakten Punkt treffen, können schmerzhafte Nervenverletzungen nach sich ziehen, Arterien verletzen oder im schlimmsten Fall einen Schlaganfall auslösen. Durch das injizierte Cortison kann es vorübergehend zu einer Gesichtsrötung und einem Hitzegefühl im Bereich des Brustkorbs kommen. Komplikationen sind selten. Jeder Patient sollte sich jedoch vor der Behandlung umfassend aufklären lassen.
aktualisiert am 21.05.2019