Der Begriff Radiosynoviorthese (kurz RSO) ist eine Zusammensetzung aus den Wörtern Radio (Strahlen), Synovialis (Gelenkinnenhaut) und Orthese (Wiederherstellung). Eine RSO ist wörtlich übersetzt die Wiederherstellung der Gelenkinnenhaut durch die Einwirkung radiologischer Strahlung.
Wie bei jeder Gelenkpunktion ist auch bei einer RSO äußerste Sorgfalt und ein penibles Einhalten der Hygienevorschriften erforderlich. Unter Röntgenlicht schiebt der Radiologe die Injektionsnadel in den Gelenkspalt. Zunächst wird ein Röntgenkontrastmittel ins Gelenk eingebracht, um zu kontrollieren, ob die Nadel die richtige Position trifft. Anschließend spritzt der Facharzt die radioaktive Substanz. Abhängig von der Größe des Gelenks werden unterschiedliche radioaktive Mittel verwendet. Die injizierte Substanz gibt Beta-Strahlen mit geringer Reichweite ab, die die Entzündungszellen in der Gelenkinnenhaut zerstören und die Gelenkinnenhaut veröden. Durch diese Bestrahlung von innen wird die Entzündung eingedämmt und es wird verhindert, dass die Zerstörung von Knorpel oder Knochen fortschreitet. Die Behandlung erfolgt in den meisten Fällen ambulant und sollte möglichst in einem radiologischen Zentrum durchgeführt werden, wo man große Routine mit Einspritzungen ins Gelenk hat.
Arthrose, Arthritis oder rheumatische Gelenkerkrankungen können mit RSO behandelt werden. Gerade bei polyarthritischen Patienten, also Patienten, bei denen mehrere Gelenke vom schmerzenden Verschleiß befallen sind, kann die RSO eine Möglichkeit sein, die entzündliche Aktivität im Gelenk einzudämmen.
Bei rund 70 Prozent der Patienten zeigt sich durch die Therapie eine deutliche Verbesserung der Beschwerden. Die Gelenkschmerzen verringern sich, die Beweglichkeit steigt. Etwa eine Woche nach der Behandlung kann der Patient mit einer gezielten Bewegungstherapie beginnen, um die Beweglichkeit der Gelenke wieder zu trainieren. Bis die RSO ihre volle Wirkung entfaltet, kann es drei bis sechs Monate dauern. Sollte die Behandlung beim ersten Mal nicht ansprechen, kann sie nach einem halben Jahr noch einmal wiederholt werden. Wirkt die RSO, kann sie eine gute Alternative zu einer Gelenkoperation sein. Je früher im Krankheitsstadium damit begonnen wird, desto größer sind die Chancen, dass eine OP vermieden werden kann. Die Wirkung hält rund zwei Jahre an, dann muss die Behandlung wiederholt werden. Die Kosten für die RSO werden von den gesetzlichen und privaten Krankenkassen übernommen.
Die RSO belastet den Organismus nur wenig, da die Strahlenbelastung gering ist. Die Strahlung bleibt weitgehend auf das Gelenk begrenzt, sodass auch der Gelenkknorpel und umliegendes Gewebe unversehrt bleiben.
Nach der Behandlung sollte der Patient das Gelenk ein bis zwei Tage möglichst wenig belasten und ruhig halten. Kühlende Pads können eventuelle Schwellungen oder Erwärmungen des Gelenks lindern. Wenn die RSO ambulant stattfinden soll, setzt das voraus, dass der Patient zu Hause für seine Pflege gesorgt hat, um eine konsequente Ruhigstellung zu gewährleisten. Ist dies nicht der Fall, sollte ein zweitägiger stationärer Aufenthalt im Krankenhaus erfolgen.
Das größte Risiko einer RSO besteht darin, dass es durch mangelnde Hygiene zu einer Gelenkinfektion kommt. Dies kann eine Operation erforderlich machen oder sogar zu einer dauerhaften (irreversiblen) Versteifung des Gelenks führen.
Bei starken Schmerzen oder Schwellungen im Anschluss an die Behandlung muss der Arzt kontaktiert werden.
Eine RSO ist nicht angezeigt bei Schwangerschaft, lokalen Infektionen oder Hauterkrankungen im Bereich der Injektionsstelle. Auch Kinder und Jugendliche erhalten keine RSO. Sind vorher operative Therapien am Gelenk erfolgt, zum Beispiel eine Gelenkspiegelung, muss mindestens sechs Wochen gewartet werden, bis eine RSO durchgeführt werden darf.
aktualisiert am 29.01.2021