Die Wirksamkeit der Hyalurontherapie bei Gelenkerkrankungen ist umstritten. Eindeutige wissenschaftliche Nachweise, dass Hyaluron-Spritzen bei Arthrose-Beschwerden helfen, gibt es nicht. Die Ergebnisse der zahlreichen Studien unterscheiden sich deutlich und reichen von unwirksam bis hochwirksam. Im Mittel zeichnet sich zur Placebo-Gabe (Scheinmedikament) kein relevanter Unterschied ab. Trotzdem berichten Patienten immer wieder von weniger Schmerzen und mehr Beweglichkeit durch eine Hyaluronbehandlung. Weitere umfangreiche Studien werden notwendig sein, um die Wirksamkeit eindeutig beurteilen zu können.
Hyaluronsäure ist eine in unserem Körper vorkommende Substanz, die eine große Menge Wasser binden kann: Sie ist im Glaskörper des Auges vorhanden sowie Bestandteil des Bindegewebes und der Haut. Darüber hinaus spielt sie eine entscheidende Rolle für die Beweglichkeit der Gelenke. Sie wird von der Gelenkinnenhaut gebildet.
In der sogenannten Synovialflüssigkeit – das ist die natürliche Gelenkschmiere – ist von Natur aus Hyaluronsäure enthalten. Sie sorgt dafür, dass die Knorpel geschmeidig übereinander gleiten, und wirkt unter anderem als Stoßdämpfer.
Je älter wir werden, desto mehr sinkt der Anteil der Hyaluronsäure. Die Haut büßt ihre Elastizität, die Gelenke büßen ihre Geschmeidigkeit ein. Am häufigsten ist das Knie von der natürlichen degenerativen Veränderung betroffen. Aber auch Schulter, Hüfte und Handgelenke können jenseits der 50 an Beweglichkeit verlieren. Wenn kaum noch natürliche Gelenkschmiere vorhanden ist, liegen die Gelenkknorpel direkt aufeinander und reiben aneinander (Arthrose). Die Folge sind Schmerzen, die im fortgeschrittenen Zustand auch auftreten, wenn das Gelenk in Ruhe ist. Zuletzt versteift sich das Gelenk komplett.
Der Versuch, die von Natur aus im Kniegelenk vorhandene Hyaluronsäure künstlich zu ersetzen (Viscosupplementation), erscheint plausibel. Dafür wird ein Hyaluronsäure-Präparat direkt in die Verbindung der Gelenke gespritzt, um diese wieder geschmeidig zu machen.
Ob die Therapie mit der künstlichen Gelenkschmiere wirksam ist, ist wissenschaftlich nicht erwiesen. Die Meinung der Ärzte zur Hyalurontherapie in der Orthopädie ist gespalten. Bei einer fortgeschrittenen Arthrose ist davon auszugehen, dass sie keine Wirkung zeigt.
Fest steht, dass Hyaluron Gelenkverschleiß genauso wenig heilen kann wie Cortison. Für einige Patienten wird aber für mehrere Wochen mehr Beweglichkeit, Schmerzfreiheit und dadurch mehr Lebensqualität erreicht.
Am ehesten erzielt die Hyalurontherapie eine Wirkung, wenn die Arthrose sich noch ganz im Anfangsstadium befindet.
In wöchentlichem Abstand erhält der Patient drei- bis fünfmal eine Spritze in den Gelenkspalt. Bis die eingespritzte Hyaluronsäure ihre Wirkung entfaltet, können – je nach Präparat – bis zu zehn Wochen vergehen. Abhängig vom Grad der Schmerzbelastung kann dies eine lange Geduldsprobe für den Patienten bedeuten.
Überempfindlichkeitsreaktionen gegen die eingespritzte Hyaluronsäure treten kaum auf. Manchmal kommt es zu einem vorübergehenden Spannungsgefühl im behandelten Gelenk. Hyaluronsäure wird entweder aus tierischem Ausgangsmaterial gewonnen – zum Beispiel aus Hahnenkämmen – oder biotechnologisch hergestellt. Bei einer bekannten Allergie gegen Geflügelproteine sollte sich der Patient rückversichern, welche Art Hyaluronsäure der Arzt verwendet. Synthetisch hergestellte Hyaluronsäure löst sehr selten Allergien aus.
Trotzdem birgt jede Spritze in ein Gelenk ein gewisses Infektionsrisiko und sollte nicht leichtfertig gesetzt werden. Zeigen sich im Anschluss an die Injektion Anzeichen einer Infektion, muss umgehend eine Behandlung mit Antibiotika eingeleitet werden.
Gesetzliche Krankenkassen übernehmen die Kosten für die Hyaluronspritzen nicht. Bei privaten Kassen lohnt es sich nachzufragen. Ein Behandlungszyklus mit drei bis fünf Spritzen kostet rund 300 Euro. Das eingespritzte Hyaluron baut sich im Lauf der Wochen langsam wieder ab, sodass die Behandlung in Abständen wiederholt werden muss.
IGeL-Monitor – Hyaluronsäure-Injektion bei Kniearthrose: https://www.igel-monitor.de/igel-a-z/igel/show/hyaluronsaeure-injektion-bei-kniearthrose.html (online, letzter Abruf: 13.06.2024)
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) – Können Spritzen ins Knie helfen?: https://www.gesundheitsinformation.de/koennen-spritzen-ins-knie-helfen.html (online, letzter Abruf: 13.06.2024)
Arzneiverordnung in der Praxis, Marcus Schiltenwolf – Hyaluronsäure in der Behandlung der schmerzhaften Arthrose der Extremitätengelenke: https://www.akdae.de/fileadmin/user_upload/akdae/Arzneimitteltherapie/AVP/Artikel/201704/183.pdf (online, letzter Abruf: 13.06.2024)
aktualisiert am 13.06.2024