Als Hypermenorrhoe wird bei Frauen eine besonders starke Regelblutung (Periode) bezeichnet. Dabei verliert die Frau während einer Monatsblutung mindestens 80 Milliliter Blut. Bei Frauen mit normaler Regelblutung sind es hingegen nur ungefähr 40 bis 60 Milliliter. Betroffen sind circa 10 Prozent der Frauen.
Häufig leiden Frauen mit einer verstärkten Regelblutung auch unter einer verlängerten Periode (Menorrhagie). Diese dauert dann länger als sieben Tage. Bei einer verlängerten Monatsblutung verliert eine Frau meist auch mehr Blut. Menorrhagie und Hypermenorrhoe treten oft gemeinsam auf und haben vielfach die gleichen Ursachen. Eine Hypermenorrhoe kann zu Eisenmangel und allgemeinem Schwächegefühl, Müdigkeit und Kreislaufproblemen führen. Sie kann die Betroffenen im Alltag, im Beruf, in der Freizeit und im Sexualleben stark einschränken. Therapeutisch können Medikamente helfen, die die Regelblutung abschwächen. In manchen Fällen ist ein operativer Eingriff sinnvoll.
Häufig entsteht eine zu starke Regelblutung dadurch, dass sich die Gebärmuttermuskulatur nicht richtig zusammenzieht. Das Zusammenziehen der Muskulatur wird benötigt, um die Gebärmutterschleimhaut zusammen mit Blut aus der Gebärmutter auszuschwemmen. Ist dies nicht der Fall, kann vermehrt Blut abgehen. Veränderungen an den Geschlechtsorganen können eine Ursache für eine zu starke Blutung und auch für eine Störung des Zusammenziehens der Gebärmuttermuskulatur sein. Zu den möglichen Veränderungen, die eine Hypermenorrhoe hervorrufen können, zählen:
In vielen Fällen sind auch Hormonschwankungen der Grund für zu starke oder zu lange Regelblutungen. Gerinnungsstörungen des Blutes oder die Einnahme von gerinnungshemmenden Medikamenten können ebenso die Ursache von verstärkten Blutungen sein. Zu den weiteren möglichen Auslösern gehören Schilddrüsenfunktionsstörungen, Nierenerkrankungen, Herzerkrankungen, Lebererkrankungen, Bluthochdruck oder Stress.
Bei der Hypermenorrhoe kommt es zu einem vermehrten Blutabgang während der Periode. Die Hinweise auf eine Hypermenorrhoe können unterschiedlich sein. Typische Anzeichen sind:
Je nachdem, wie viel Blut die Frau verliert und wie ihre allgemeine Gesundheit und Konstitution ist, können die Beschwerden den Alltag mehr oder weniger stark einschränken.
Auffällig starke Regelblutungen müssen, ebenso wie eine verlängerte Dauer der Blutungen, ärztlich abgeklärt werden. Dies lässt sich beispielsweise daran abschätzen, wie viele Binden im Vergleich zu vorherigen Perioden benötigt werden. Wenn zusätzliche Symptome wie starke Schmerzen, Krämpfe oder Kreislaufstörungen auftreten, erfordert dies kurzfristig eine Untersuchung durch den Arzt.
Zunächst fragt der Arzt nach der Stärke und Dauer der Regelblutung und nach damit zusammenhängenden Begebenheiten wie der Häufigkeit des Wechsels von Binden, Tampons oder Menstruationstassen. Er erkundigt sich auch nach Schmerzen während der Monatsblutung und nach auftretenden Zwischenblutungen. Bei der gynäkologischen Untersuchung werden vor allem die Gebärmutter, aber auch die anderen Geschlechtsorgane auf Auffälligkeiten hin untersucht. Hierzu erfolgen eine Tast- und eine Ultraschalluntersuchung. In manchen Fällen wird eine Gebärmutterspiegelung (Hysteroskopie) durchgeführt. Durch Blutuntersuchungen können ein Eisenmangel, eine Anämie oder hormonelle Veränderungen nachgewiesen werden. Bei Verdacht auf bösartige Veränderungen kann ein Abstrich vorgenommen werden. Eine Computertomografie (CT) oder eine Magnetresonanztomografie (MRT) sind bei bestimmten Fragestellungen möglich.
Bei Auftreten einer verstärkten Regelblutung sollte abgeklärt werden, ob diese harmlos ist oder ob eine Erkrankung zugrunde liegt, die behandelt werden muss. Möglich sind Blutgerinnungsstörungen, Schilddrüsenfunktionsstörungen, Nierenerkrankungen, Herzerkrankungen, Lebererkrankungen oder Bluthochdruck. Erkrankungen oder Veränderungen an den Geschlechtsorganen können ebenfalls eine verstärkte Blutung verursachen. Hierzu gehören Myome, Polypen, Endometriose, Eileiterentzündungen oder Krebserkrankungen.
Unterschieden werden muss die Hypermenorrhoe ferner von anderen Menstruationsstörungen und Beschwerdebildern, bei denen verstärkt Blut abgeht, wie:
Die Therapie ist abhängig von der Ausprägung der Beschwerden, von der Ursache und davon, ob noch ein Kinderwunsch besteht. Mögliche Therapieoptionen sind:
Liegen der Hypermenorrhoe andere Auslöser wie Schilddrüsenfunktionsstörungen, Nierenerkrankungen oder Stress zugrunde, werden diese vorrangig behandelt. Zum Abbau von Stress eignen sich Entspannungsverfahren wie Yoga, Meditation, progressive Muskelentspannung nach Jacobson, autogenes Training und vieles mehr. Auch Sport wie Nordic Walking, Radfahren oder Wandern hilft, Stress abzubauen.
Direkt vorbeugen lässt sich einer Hypermenorrhoe nicht. Durch regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen beim Frauenarzt können Veränderungen an den Geschlechtsorganen wie Gebärmutter oder Eierstöcken frühzeitig entdeckt und behandelt werden. Eine gesunde Lebensweise mit ausreichend Bewegung, Vermeidung von Stress und einer ausgewogenen Ernährung trägt zur allgemeinen Gesundheit und zum allgemeinen Wohlbefinden bei.
Die Prognose hängt vor allem davon ab, welcher Auslöser zu der verstärkten Regelblutung führt. Die meisten Ursachen sind harmlos. Nur in seltenen Fällen kann die Ursache der Hypermenorrhoe gefährlich sein. Ein regelrechter „Blutsturz“, eine massive Blutung, die eine notfallmäßige Versorgung erfordert, tritt nur in Ausnahmefällen auf. Manchmal kommt es jedoch durch den wiederholten Blutverlust zu einer Eisenmangelanämie. Ansonsten bleibt die Hypermenorrhoe aus gesundheitlicher Sicht meist folgenlos.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Symptomatik zu lindern. Wenn kein Kinderwunsch besteht, lässt sich eine starke Blutung durch Hormonpräparate wie eine Antibabypille oder eine Spirale regulieren. Liegen organische Veränderungen wie Myome oder Polypen als Ursache vor, hilft meist die operative Entfernung. Ein begleitend auftretender Eisenmangel oder eine Anämie lassen sich durch die Zufuhr von Eisen bessern. Damit lassen sich auch Beschwerden wie Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Blässe und Kreislaufprobleme lindern oder beheben.
Neben den Behandlungsmöglichkeiten können Betroffene einiges tun, um im alltäglichen Leben besser mit den starken Regelblutungen umgehen zu können. Diese sind vielen Frauen unangenehm und lästig und sie können dazu führen, dass sie Scham dabei empfinden. Wichtig in der Zeit, wenn die Blutungen am stärksten sind, ist es, genug Hygieneprodukte (Binden, Tampons) griffbereit zu haben. Es sollte die Möglichkeit bestehen, bei Bedarf rasch eine Toilette aufzusuchen. Tampons beziehungsweise Menstruationstasse können auch mit Binden zusammen angewendet werden, um vermehrte Blutungen aufzufangen. Außerdem kann es angebracht sein, dunkle Bekleidung (Hose, Rock) anzuziehen, um den Bedenken zu entgegnen, es könnten sichtbare Flecken durch die Blutung entstehen. Allgemein ist zu empfehlen, das Wohlbefinden durch gute Ernährung, Sport und Bewegung, gesunden Schlaf, Stressabbau und Meiden von Alkohol und Zigaretten zu fördern.
Gesund.Bund.de – Starke Regelblutung: https://gesund.bund.de/starke-regelblutung/ (online, letzter Abruf: 24.01.2023)
aktualisiert am 24.01.2023