Bei einer Hydronephrose handelt es sich um eine sogenannte Wassersackniere. Diese wird von einem Harnstau verursacht. Zu einer Hydronephrose kommt es meist bei einem Problem im Bereich des Harntraktes, welches das Abfließen des Harns verhindert oder nur eingeschränkt ermöglicht. Aus diesem Grund fließt der Harn in Richtung der Nieren zurück und schwemmt diese auf. Durch den Druck des Harns kann das Nierengewebe in Mitleidenschaft gezogen werden.
Im Fall einer Hydronephrose, die über einen längeren Zeitraum anhält, ist ein komplettes Nierenversagen möglich. Allerdings handelt es sich hierbei um einen schleichenden Prozess. Wer sich bei einer Hydronephrose frühzeitig behandeln lässt, hat demnach gute Heilungschancen. Das ist auch deshalb so wichtig, da der aufsteigende Harn bei einer Hydronephrose mit einem Infekt einhergehen kann. Eine Nierenbeckenentzündung oder eine Nierenentzündung sind somit nicht ausgeschlossen.
Grundsätzlich wird sowohl die Entzündung der Nierenkörperchen als auch ein Infekt des Nierenbindegewebes als Nierenentzündung bezeichnet (genauer: Glomerulonephritis beziehungsweise interstitielle Nephritis). Derartige Entzündungen treten häufig im Fall einer bakteriellen oder viralen Infektion auf. Doch auch bestimmte toxische Substanzen sowie verschiedene Arzneimittel können zu einer Nierenentzündung führen, die sich durch eine oder mehrere der folgenden Symptome äußert:
Neben der Nierenentzündung gibt es die sogenannte Nierenbeckenentzündung, die für die Betroffen ebenfalls sehr schmerzhaft ist. Diese Entzündung (Pyelonephritis) ist infektiös, zumeist bakteriell bedingt. Fieber und Flankenschmerzen sind nur zwei der Symptome. Auch die folgenden Begleitsymptome treten auf:
Hat die Nierenbeckenentzündung ein chronisches Stadium erreicht, dann gehören eine verminderte Konzentrations- und Leistungsfähigkeit neben Kopfschmerzen zu den weiteren Beschwerden. Gleiches gilt für eine chronische Appetitlosigkeit und Müdigkeit.
Von einer Nierenbeckenentzündung sind Frauen im Übrigen häufiger betroffen, da die Harnröhre bei ihnen kürzer ist als beim Mann.
Wie bereits angesprochen, hängt eine Hydronephrose direkt mit einem Harnrückstau zusammen. Der Harn steigt also zurück in die Nieren auf. Dies kann insofern zu einer Entzündung führen, als dass ein Hochsteigen schädlicher Bakterien im Harn begünstigt wird, der sich seinen Weg von der Blase zurück in die Nieren bahnt. Folgende Bakterien sind beispielsweise problematisch:
Die Bakterien, die aus der Blase über den Urin in das Nierenbecken und in die Nähe der Niere gelangen, verursachen die Entzündung. Somit kann die Niere bei einer Hydronephrose gleich mehrfach Schaden nehmen. Immerhin wird nicht nur der Druck durch den Urin zum Problem für das Nierengewebe. Vielmehr ist die Niere häufig auch selbst von der Entzündung betroffen und das Nierengewebe wird stark in Mitleidenschaft gezogen. Während ein Harnstau generell mit einem erhöhten Risiko eines Infekts einhergeht, verschlimmert sich die Situation, je länger der Harnstau anhält. Die Patienten werden dann immer anfälliger für eine Nierenbecken- und Nierenentzündung.
Sofern eine Hydronephrose mit einer Nieren- oder Nierenbeckenentzündung einhergeht, sind umfangreiche Therapiemaßnahmen zu ergreifen. Denn es gilt nicht nur die Entzündung in den Griff zu bekommen. Neben dem Infekt muss der Grund für den Harnstau angegangen werden. Das kann zum Beispiel bedeuten, dass die Patienten sich einem operativen Eingriff zur Korrektur ihrer verengten Harnleiter unterziehen müssen. Wie die Behandlung einer Hydronephrose aussieht, hängt vor allem davon ab, auf welche (meist organische) Ursache (im Bereich des Harntrakts) der Harnstau zurückzuführen ist.
Ein Infekt der Niere beziehungsweise des Nierenbeckens wird meist mit Antibiotika behandelt. Falls die Entzündung von einer Pilzinfektion verursacht wurde, ist die Gabe von Antimykotika sinnvoll. Kommt es zu Komplikationen, dann kann eine Entzündung im Bereich der Nieren eine Operation erforderlich machen. Im schlimmsten Fall ist die betroffene Niere dann zu entfernen. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn sich Abszesse (Eiterhöhlen) bilden oder es Anzeichen für eine Blutvergiftung (Sepsis) gibt und keine anderen Therapiemöglichkeiten mehr zur Verfügung stehen.
Auch in der späten Schwangerschaft kann es zu einer Hydronephrose und einem damit einhergehenden Niereninfekt kommen. Dies ist darauf zurückzuführen, dass sowohl das Baby als auch die Gebärmutter mehr Platz einnehmen und gleichzeitig mehr Druck auf die Harnorgane ausüben. Drückt das Baby auf die Harnleiter, dann kann der Urinabfluss behindert werden. Der Harn kann nicht mehr ungehindert in die Blase gelangen, sondern sammelt sich ebenfalls in den Nieren.
Sind die Harnleiter erst einmal eingeengt, dann werden diese nicht mehr ausreichend gereinigt und gespült. Daher ist eine bakterielle Infektion nicht ausgeschlossen, weil eventuell eindringende Bakterien sich besser ausbreiten können. Dieses Problem kann auch bei einer Hydronephrose, die nicht auf eine fortgeschrittene Schwangerschaft zurückzuführen ist, auftreten. Es gibt somit mehrere Möglichkeiten, inwiefern die infektionsauslösenden Bakterien in die Nieren gelangen können. In jedem Fall müssen die Keime aus den Harnleitern in das Nierenbecken beziehungsweise zur Niere aufsteigen, damit es zu einer Infektion kommen kann.
Auch in der Schwangerschaft besteht das Problem, dass ein zu lange andauernder Nierenstau zu einer Erweiterung des Gewebes der Nieren und langfristig zu deren Schädigung führen kann. Allerdings kommt es meist erst in der fortgeschrittenen Schwangerschaft zu diesem Problem. Schließlich muss das Baby erst eine bestimmte Mindestgröße erreichen, um die Harnleiter derartig abzuklemmen oder derartig viel Druck auf den Harntrakt auszuüben. Daher tritt der Nierenstau bei Schwangeren zeitlich begrenzt auf.
Im Normalfall bedeutet dies, dass sich die Hydronephrose im Anschluss an die Schwangerschaft ohne Probleme zurückbildet. Ist es zu einer Infektion gekommen, dann kann die Behandlung allerdings nicht bis nach der Schwangerschaft warten. Ein umgehendes Eingreifen ist wichtig, damit das ungeborene Kind keinem unnötigen Risiko ausgesetzt wird. Durch eine Infektion kann der Muttermund geschwächt werden. Dies könnte zu einer Frühgeburt beitragen. Aus diesem Grund ist mit einer Hydronephrose während der Schwangerschaft nicht zu leichtsinnig umzugehen.
aktualisiert am 14.12.2023