Eine fetale Hydronephrose ist eine Sonderform des Krankheitsbilds der Hydronephrose. Die fetale Hydronephrose tritt beim ungeborenen Kind (Fetus) auf. Eine Hydronephrose ist eine krankhafte Erweiterung der Nierenkelche, die durch eine Harnabflussstörung und einen Aufstau von Harn entsteht. Aus verschiedenen Gründen kommt es dazu, dass manche Kinder diese Veränderung pränatal (im Mutterleib) entwickeln.
Eine Hydronephrose wird umgangssprachlich als Sackniere oder Wassersackniere bezeichnet. Diese Begriffe weisen darauf hin, dass dieses Krankheitsbild mit stark erweiterten Nierenkelchen sowie einem ebenso erweiterten Nierenbecken einhergeht. Diese Symptomatik ist auf angestauten Harn zurückzuführen. Hält dieser Zustand länger an, dann kann es zu einem Nierenschaden kommen. Das Nierengewebe wird zerstört, sodass entweder eine oder gar beide Nieren in ihrer Funktion beeinträchtigt sind.
Ist von der fetalen Hydronephrose die Rede, dann tritt das beschriebene Problem bei einem Kind im Mutterleib auf. Säuglinge, die mit dieser angeborenen Störung zur Welt kommen, können später an Nierenversagen (Niereninsuffizienz) leiden. Nicht immer nimmt die fetale Hydronephrose einen solch dramatischen Verlauf. Sie kann völlig harmlos sein. In gut 50 Prozent der Fälle tritt die fetale Hydronephrose nur vorübergehend (transitorisch) auf und bildet sich spontan zurück.
Grundsätzlich können Harntransportstörungen ab der 16. bis 18. Woche der Schwangerschaft diagnostiziert werden. Tritt die Hydronephrose in der 28. bis 30. Woche der Schwangerschaft weiterhin auf, dann ist dies klinisch deutlich mehr von Bedeutung. Denn viele fetale Hydronephrosen bilden sich bis zu diesem Zeitpunkt noch zurück.
0,2 bis 0,4 Prozent aller Schwangerschaften weisen im Organismus des ungeborenen Kindes Anomalien bei den ableitenden Harnwegen auf. In den europäischen Ländern gehen Schätzungen davon aus, dass 11,5 von 10.000 Neugeborenen an der fetalen Hydronephrose leiden. Nimmt die Hydronephrose einen ungünstigen Verlauf, dann stellt sie den wichtigsten Grund für eine chronische Niereninsuffizienz (chronisches Nierenversagen) bei Kindern dar. 15,9 Prozent aller Nierentransplantationen bei Kindern sind auf diese Ursache zurückzuführen.
Mittels eines pränatalen (während der Schwangerschaft stattfindenden) Ultraschallscreenings kann solch eine Harntransportstörung nachgewiesen werden. Das bedeutet, dass der Harn beim Fetus nicht korrekt abfließt. Die Harnwege sind dann erweitert. Handelt es sich um eine fortgeschrittene Harntransportstörung, dann kommt es zu der Erweiterung des Nierenbeckens und der Nierenkelche. Erst dann ist von einer Hydronephrose die Rede.
Wie es zu einer derartigen Harnabflussstörung beim ungeborenen Kind kommen kann, dafür sind folgende Ursachen möglich:
Sofern es sich bei der Hydronephrose beim Kind um ein zeitlich begrenztes Problem handelt, ist dies in vielen Fällen auf eine Unreife der Muskulatur und auf Harnleiterfalten als Ursache zurückzuführen, die sich bei Neugeborenen negativ auf den Urinfluss auswirken. Diese Phänomene verwachsen sich im Laufe der Zeit. Binnen der ersten sechs Lebenswochen ist die Hydronephrose bei der Hälfte der Kinder kein Problem mehr.
Oftmals ist die fetale Hydronephrose harmlos. Es gibt aber schwere Fälle, die sich bereits mittels der Pränataldiagnostik (vorgeburtlichen Untersuchungen) feststellen lassen. Dann besteht das Risiko, dass der Fetus einen schweren Nierenschaden entwickeln könnte. Daher gilt es in der Schwangerschaft zu handeln. Die dringend erforderliche Harnableitung wird mit einem speziellen Blasenkatheter erreicht. Allerdings sind diese Maßnahmen nur in seltenen Fällen erforderlich.
Zum Schutz der Kinder ist es unerlässlich, dass die Hydronephrose frühzeitig erkannt wird. Nur dann kann sichergestellt werden, dass die Kinder nach der Geburt so rasch, optimal und effizient wie möglich behandelt werden. Hierbei sind der Erhalt der Nierenfunktion und Harnwege das Ziel jeglicher Behandlung.
Generell gestaltet sich eine beidseitige Hydronephrose im Mutterleib problematischer, als wenn diese Veränderung nur bei einer Niere des Fetus auftritt. Dies hängt damit zusammen, dass sich der Urin normalerweise im Fruchtwasser sammelt und das Fruchtwasser für die Lungenreifung benötigt wird. Eine gestörte Fruchtwasserzusammensetzung aufgrund der mangelnden Ausscheidung des Urins ist problematisch. Ein beidseitiger (bilateraler) Befund tritt in 17 bis rund 54 Prozent aller Fälle auf. 25 Prozent aller fetalen Hydronephrosen sind zum Zeitpunkt der Geburt noch relevant.
Kinder, bei denen eine Hydronephrose im Mutterleib diagnostiziert wurde, stehen im Anschluss an die Geburt unter besonderer Beobachtung. Bei der klinischen Untersuchung werden sie auf die Missbildungen der Harnwege hin untersucht, die bei der Entwicklung der Erkrankung eine Rolle spielen können. Sofern dies möglich ist, machen sich die behandelnden Ärzte ein Bild vom kindlichen Harnstrahl. Ein stoßweiser Urinstrahl kann zum Beispiel für eine Fehlbildung wie Harnklappen sprechen.
Ab dem Zeitpunkt der Geburt bekommen viele Kinder prophylaktisch Antibiotika verabreicht. Diese dienen dazu, um das Risiko eines Harnwegsinfekts, der die Situation verschlimmern könnte, zu mindern. Nicht immer gibt es eine Notwendigkeit für die Antibiotika-Gabe, sodass die Entscheidung beim zuständigen Arzt liegt. Allerdings wird eine Ultraschalluntersuchung (Nierensonographie) durchgeführt, die dem folgenden Protokoll entspricht:
Abhängig davon, was diese Sonographien ergeben, kommt es später zu weiteren Ultraschallkontrollen. Womöglich müssen Spezialisten hinzugezogen werden, um den weiteren Therapieplan zu entwerfen. Hierbei ist vor allem die zugrundeliegende Ursache entscheidend für den Therapieansatz. Wie stark die Nierenfunktion durch die Hydronephrose beeinträchtigt wird, ist ebenso von großer Bedeutung. Schließlich gibt es Studien, die belegen, dass eine Hydronephrose über Jahre hinweg mit einer ausreichend großen Nierenfunktion einhergehen kann. Dies kann bedeuten, dass sich die zuständigen Ärzte zunächst für einen nichtoperativen (konservativen) Therapieansatz entscheiden.
Eine chirurgische Korrektur der Ursache für die Hydronephrose beim Säugling ist in weniger als 40 Prozent der Fälle von Nöten. Allerdings gewinnt dieser Ansatz vor allem dann an Bedeutung, wenn sich die Untersuchungsergebnisse der Kinder in einem Abstand von ein bis drei Monaten zunehmend verschlechtern. Verbessern sich die Werte, dann spricht dies klar für eine konservative Behandlung der Hydronephrose mit einem Fokus auf die regelmäßige Überwachung des Problems.
Eine fetale Hydronephrose lässt sich mittels der modernen Ultraschalltechnik gut diagnostizieren und überwachen. Die Diagnose einer solchen pränatalen Hydronephrose ist sehr komplex, da eine Vielzahl an Ursachen zu diesem Problem führen kann. Daher gibt es nicht nur eine sinnvolle Therapiestrategie. Ein konservativer Ansatz ist immer dann sinnvoll, wenn keine Gefahr einer dauerhaften Nierenschädigung oder des kompletten Nierenversagens besteht. Reicht die Nierenfunktion der Kinder jedoch nicht aus, so ist ein beherztes Einschreiten zeitnah erforderlich, was auch eine Operation bedeuten kann.
aktualisiert am 14.02.2023